Urdenbach Rhein hat Urdenbach im Griff

Urdenbach · Wenn Wolfgang Keil Interessierte durch das "Dorf mit Herz" führt, kommt er an Geschichten rund um Vater Rhein nicht herum. Er erzählt von Höchst- und Niedrigwasserständen. Derzeit liegt der Pegel bei 1,43 Metern.

 Ohne Leiter kommt Wolfgang Keil nicht an die Hochwassermarkierung aus dem Januar 1784.

Ohne Leiter kommt Wolfgang Keil nicht an die Hochwassermarkierung aus dem Januar 1784.

Foto: Verhoeven

Wenn Wolfgang Keil zu seinen kurzweiligen und mit zahlreichen Anekdoten gewürzten historischen Führungen an "Piels Loch" durch Urdenbach startet, steht er mit den Teilnehmern zunächst oben am Damm. "Urdenbach als Rheinanlieger mit Hafen hatte ständig mit Hoch- und Niedrigwasser, aber auch mit bis zu sechs Meter dickem Eis zu tun," erzählt der 67-jährige Hobby-Historiker, dessen Familie mütterlicherseits bereits seit mehr als 300 Jahren im Dorf mit Herz lebt.

Zu Fuß auf die andere Rheinseite

Die Schifffahrt auf der Donau ist in diesen Tagen bereits stark eingeschränkt und am vergangenen Sonntag wies der Rhein in Düsseldorf einen Pegel von nur 143 Zentimetern auf. Keil sagt: "Das ist wenig Wasser – aber doch nicht vergleichbar mit dem Pegel am 28. September 2003, der als Allzeit -Tief galt mit nur 41 Zentimetern."

Das bedeutete damals nämlich unter anderem die Einstellung der Schifffahrt für mehrere Wochen. Keil erinnert daran, dass die Kühlung von Atomkraftwerken – die es entlang des Rheins gibt – ebenfalls auf Wasser angewiesen ist. Doch er mag dieses Szenario lieber nicht weiter ausmalen, sondern erzählt weiter vom Niedrigwasser im Jahr 1130. Damals war der Rhein so niedrig, dass man trockenen Fußes durch das Strombett gehen konnte oder im Jahr 1296, in dem viele Flüsse und Brunnen trocken waren. "Damals wurde das Wasser auf der Straße verkauft", weiß Wolfgang Keil. "Im Jahr 1374 schließlich gab es ein Hochwasser von 12, 35 Meter und der Rhein hatte sich bei Zons ein neues Bett gegraben", sagt Keil. Das hatte Folgen für Urdenbach als Rheinanlieger, das nun mit eigenem Hafen eine bedeutende Entwicklung erfuhr vom Fischerdorf zum Umschlag- und Handelsplatz für das Bergische Land mit Urdenbacher Handelshöfen, Töpfereien, Hauswebereien, mit seinen Holzhandeln sowie mit einer Gänsezucht und vielem mehr.

Urdenbach als Nachschublager

Die Bedeutung des Hafens im Mittelalter war erkennbar bei der Belagerung der Stadt Neuss durch Karl den Kühnen, denn Urdenbach war damals das Nachschublager. Stundenlang erzählt Wolfgang Keil natürlich auch vom Landgerichtsgebäude, das sich aufgrund der dominierenden Stellung Urdenbachs hier befand oder auch von der ehemaligen Gaststätte Vetten von 1628 (aktuell "Fernando") – heute die älteste Gaststätte Düsseldorfs. Von der Jahrtausendflut von 1784 kann Wolfgang Keil natürlich ebenfalls berichten und so ist bei jeder Führung auch das Fachwerkhaus Angerstraße 73 ein Besichtigungspunkt. Der Besitzer des Hauses ist Achim Strohn, der dem Allgemeinen Bürgerverein Urdenbach gestattet hatte, die markantesten Hochwassermarken am Haus anzubringen. "Hier wird klar, wie es in Urdenbach bei Hochwasser vor dem Dammbau 1927 bestellt war," sagt Wolfgang Keil und führt aus, dass es einen sicheren Deich erst gibt seit nach der Flut von 1926, die Urdenbach schwer getroffen hatte.

(RP)
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