Brauchtum in Reisholz Melanie Meurer ist der neue Quatschkopp

Reisholz · Das Karnevals-Gen ist in der Familie der 43-Jährigen stark verbreitet: Ihre beiden Großväter wie auch ihr Vater waren schon Präsidenten bei der Karnevalsgesellschaft Lott Jonn. Sie war 16 Jahre lang Tanzmariechen.

 Melanie Meurer ist das neue Aushängeschild der Reisholzer Quatschköpp für die am kommenden Montag startende neue Session.

Melanie Meurer ist das neue Aushängeschild der Reisholzer Quatschköpp für die am kommenden Montag startende neue Session.

Foto: Andrea Röhrig

Der Karnevalsverein Reisholzer Quatschköpp ist schon ein fortschrittlicher. Denn auch wenn das jeweilige Sessions-Aushängeschild der Quatschkopp ist, bedeutet das noch lange nicht, dass nur Männer dieses närrische Amt bekleiden können. Von den bisher auf den jecken Thron gehobenen Quatschköppen waren 36 männlich; mit Melanie Meurer steht aber immerhin schon die zwölfte Frau an vorderster Front.

Ein Grund, warum die sowohl im Sommer- als auch im Winterbrauchtum aktive 43-Jährige sofort Ja gesagt hat, ist ihr anstehender 44. Geburtstag. Sie wird genau zwei Tage nach ihrer Proklamation im Bürgerhaus Reisholz jecke vier mal elf Jahre alt. Als sie vom Vorstand des Vereins angefragt wurde, war ihr erster Gedanke, dass diese Session gut passen würde. Doch bevor sie zusagte, holte sie sich von ihrem Lebensgefährten noch dessen Okay ein. Denn das Ausüben dieses Amtes geht zwischen dem Auftakt am 11. November, wenn der Hoppeditz am Rathaus erwacht, bis Aschermittwoch mit jeder Menge Termine einher. Bereits am kommenden Samstag steht ein wichtiger an: „Wir bauen an unserem Mottowagen“, erzählt die selbstständige Steuerberaterin.

Ihr Motto für die Narrenzeit lautet „Melanie rockt die Heimat – mit Vollgas durch die Session“. Da sie weiß, dass so etwas nur mit Hilfe vieler ein Erfolg ist, hat sie ein ganzes Trüppchen Freunde und Bekannte um sich geschart, angefangen von Schützenkameraden aus Hassels bis hin zu Mitgliedern des Karnevalsvereins Haselholter Jecken, den einst ihr Ex-Mann Markus Meurer, der zugleich in Hassels Schützenchef ist, aufbaute.

Was genau man sich unter ihrem Motto vorstellen soll, hält die 43-Jährige noch zurück. Nur so viel verrät sie, es wird weniger Leder als bei Rockröhre Doro Pesch, aber auf jeden Fall rockig. Ihren ersten Auftritt auf der großen Bühne hat sie zur Sessionseröffnung der Quatschköpp am Samstag, 16. November, im Reisholzer Bürgerhaus. Bei ihrem Debüt wird sie auch singen. „Ob man das Gesang nennen kann, wird sich zeigen“, sagt sie und lacht. Da sie seit Jahren den Klompenball in Hassels moderiert, weiß sie, wie man Gäste mitreißen kann.

Melanie Meurer ist durch und durch ein Düsseldorfer Mädchen. „Ich liebe meine Stadt“, sagt sie und das ist nicht nur so daher gesagt. Das jecke Gen hat sie schon mit der Muttermilch aufgesogen. „Meine Mutter Angelika Grunert ist am Elften im Elften geboren, unser Hoppeditz“ – wer da nicht jeck wird... Ihre ganze Familie engagierte sich einst in der Karnevalsgesellschaft „Lott Jonn“. Beide Großväter, Paul Emmerling sen.  und Bruno Grunert, sowie ihr Vater Paul Emmerling jun. waren dort schon Präsidenten. Meurer war 16 Jahre lang als Tanzmariechen im Karneval unterwegs.

Die Mitfahrt beim großen Rosenmontagszug in Düsseldorf hatten viele ihrer Vorgänger zuvor noch nicht hoch auf dem Wagen miterlebt. Doch auch wenn sie das Gefühl schon kennt, wenn man sich in einen Kamelle-Rausch wirft, freut Meurer sich darauf, wie auch auf alle Termine, die bis Aschermittwoch anstehen. „Unser neuer Quatschkopp präsentiert in dieser Session unseren Karnevalsverein als Gallionsfigur nach außen, und dann ist das toll, wenn sie möglichst viele Termine wahrnimmt“, erzählt Melina Schwanke vom Quatschköpp-Vorstand. In den vergangenen Jahren hat der Verein viele neue Freundschaften geschlossen. Man geht zu den Närrischen Marktfrauen, besucht den Sellerieprinzen und läuft mit einer Abordnung beim Veedelzug am Karnevalssamstag bei den Paulsmühler Jecken mit.

Inzwischen ist Melanie Meurer auch Mitglied bei den Quatschköppen geworden, Lust und Zeit auf ein Amt hat sie nicht. Doch trotzdem hat sie dem Verein schon gut helfen können. Der ist inzwischen nämlich endlich gemeinnützig. „Ich bin zwar auch Steuerberater, kenne mich aber im Steuerrecht für Vereine gar nicht aus, Melanie Meurer hat sich darauf spezialisiert und berät auch schon einige Vereine“, sagt Vorstandsmitglied Dirk Angerhausen, der betont, dass man die 43-Jährige aber nicht deshalb gefragt habe, ob sie in dieser Session den Quatschkopp machen wolle.

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