Reisholz Künstler Binn von seiner Wahlheimat beeindruckt

Reisholz · Hans Binn, viele Jahre den kunstpädagogischen Bereich im Bürgerhaus verantwortlich, stellt dort jetzt selber aus.

 Hans Binn zurück an seiner alten Wirkungsstätte: Im Bürgerhaus Reisholz zeigt er seine neusten Bilder.

Hans Binn zurück an seiner alten Wirkungsstätte: Im Bürgerhaus Reisholz zeigt er seine neusten Bilder.

Foto: Anne Orthen

"Binn zu Besuch", da hat sich in der Ankündigung nicht etwa ein orthografischer Fehler geschlichen, sondern so lautet der Titel der aktuellen Kunstausstellung von Hans Binn im Bürgerhaus Reisholz. Der Holzschneider und Maler, der viele Jahre den kunstpädagogischen Bereich im Bürgerhaus an der Kappeler Straße betreute, ist mittlerweile in Frankreich ein für Ausstellungen gefragter Künstler. Doch einmal im Jahr verlässt er sein Atelier in der bretonischen Wahlheimat, um an seiner einstigen Wirkungsstätte neue Arbeiten zu zeigen. Wer das künstlerische Schaffen Binns über die Jahre verfolgt hat, vermag viele neue künstlerische Aspekte in den präsentierten Bildern zu entdecken, wenngleich seine vertraute malerische Handschrift geblieben ist.

Ein großes Thema für ihn ist und bleibt die faszinierende Landschaft der Bretagne, wobei ihn diesmal die sich an der Küste brechenden Wellen - malerisch eine große Herausforderung - angezogen haben. Mit handwerklich bemerkenswerter Akkuratesse gelingt es Binn, das Farbenspiel des durch die sich brechende Welle scheinenden Lichts sowie die Dynamik der spritzenden Gischt festzuhalten.

"Dieser Malprozess hat viel Nerven gekostet, bis ich endlich zufrieden war", kommentiert Binn. Auffällig ist auch die intensive Farbigkeit von Bildern wie "St. Pierre", auf dem eine junge Frau einen Petersfisch serviert. Das Leuchten der Farben, aufgetragen auf Holz, insbesondere das des intensiven Gelbs, lassen weniger an die Bretagne, sondern mehr an Afrika denken. "Die Auswahl an leuchtenden Farben ist wohl auch ein Reflex auf meine kulturpädagogische Arbeit, die ich an einer École maternelle, also an einer Art Vorschule, in Frankreich wieder aufgenommen habe", erklärt Binn.

Andere Bilder geben kulinarische Motive, wie einen Hummer oder eine Forelle wider. "Dabei geht es für mich nicht darum, Deko für Küche oder Esszimmer zu schaffen, vielmehr stehen Essen oder besser Mahlzeiten in großer Runde, für mich als Code für zwischenmenschliches Miteinander, für das Geschichtenerzählen", erklärt der Maler, der einige Holzschnitte auf Tapete gedruckt hat, deren Struktur der Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes ein besonderes Gepräge gibt.

Schöne Küstenlandschaften, leuchtende Farben, Frauen in Trachten sind jedoch nur ein Aspekt der neuen Arbeiten. Auf der anderen Seite bezieht er auch politisch Stellung. Mit "Flucht", das eine Mutter mit ihrem Kind zeigt, wird nur vordergründig auf das christliche Motiv von Maria mit dem Jesuskind verwiesen. Fast ein wenig verstörend wirkt die versteinerte Physiognomie des Kindes, die wie in der Renaissance-Malerei eher der eines Erwachsenen ähnelt. "Es sind die Kinder, die auf einer Flucht der Unbeschwertheit ihrer Kindheit beraubt werden", sagt Binn, der mit "Novembertrauma" auf eine fast romantische Art versucht, die Terroranschläge von Paris und ihre Folgen künstlerisch darzustellen.

Die Ausstellung "Binn zu Besuch" ist im Bürgerhaus Reisholz noch bis zum 15. April zu sehen. Besichtigungszeiten sind mittwochs von 14.30 bis 17 Uhr, donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie nach telefonischer Absprache unter Tel.746695.

(sb-)
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