Plattenbörse findet zum 75. Mal statt Die Liebe zum Vinyl verbindet

Düsseldorf · Zum 75. Mal fand im Bürgerhaus in Düsseldorf-Reisholz die CD- und Schallplatten-Börse statt. Viele Händler und Sammler kommen seit Jahrzehnten. Manche suchen nach einer bestimmten Scheibe und werden zumeist fündig.

Viele Besucher waren mit Wunschzetteln zur Schallplattenbörse ins Bürgerhaus Reisholz gekommen.

Viele Besucher waren mit Wunschzetteln zur Schallplattenbörse ins Bürgerhaus Reisholz gekommen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das perfekte Hörerlebnis wolle er doch gar nicht, sagt Ralf Berghoff. Es ist viel mehr der warme Ton, der den Raum erfüllt, wenn er eine seiner Lieblingsplatten aus der Hülle nimmt und auf den Plattenspieler legt. Von seinem Vater hat er die Leidenschaft geerbt und hat deshalb vor 20 Jahren die Plattenbörse im Bürgerhaus Reisholz ins Leben gerufen.

Und die war am Samstag bereits kurz nach der Eröffnung gut besucht. Musik aus den 70er und 80er Jahren ertönte im großen Saal. 15 Händler hatten kistenweise alte Schätze mitgebracht, es roch nach Kaffee und Kuchen. Die Plattenfans waren nicht nur aus dem Düsseldorfer Süden nach Reisholz gekommen, sondern auch von weiter her.

Wie Wolfgang Opel, der seit mindestens zehn Jahren aus Erkrath kommt, um in den Plattenkisten zu stöbern und mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen. Dieses Mal ist er mit einer klaren Vorstellung gekommen: Seine Talking-Heads-Platte ist ihm hingefallen und hängt seitdem. Am Stand von Dieter aus Neukirchen-Vluyn wird er fündig. Wolfgang Opel greift sofort nach der „Remain in Light“-Platte seiner Lieblingsband. Für zwölf Euro bietet Dieter sie an, abzüglich 20 Prozent, wie Schilder an seinem Stand verraten. Die beiden kennen sich seit Jahren, tauschen sich aus. „Das ist das Schöne hier“, sagt Wolfgang Opel, „es ist nicht so unpersönlich, wie im Internet etwas zu kaufen, und ich bin da einfach noch oldschool.“

Die beiden haben den Niedergang der Schallplattenindustrie in den 1990er Jahren sehr bedauert, sämtliche Presswerke für Vinyl-Platten sind dann nach und nach verschwunden. Doch Dieter weiß, dass in Holland ein neues Presswerk geplant ist, da tue sich also vielleicht etwas, so der Hobby-Sammler. Er ist bei der Reisholzer Plattenbörse ein Teilnehmer der ersten Stunde, ist seit fast 20 Jahren dabei. Auch diesmal hat der Rentner einen großen Teil seiner Sammlung mitgebracht. Die Platte von Joy Division von 1980 ist eines seiner Lieblinge unter den rund 600 Exemplaren an seinem Stand. Für 30 Euro minus Rabatt ist diese am Samstag zu haben.

Natürlich hat die heutige Jugend einen anderen Bezug zu Musik, zahlen ein paar Euro im Monat und können über Streaming-Dienste jeden beliebigen Titel über das Handy oder MP3-Player abspielen, sagt Organisator Ralf Berghoff: „Das ist so eine Kultur, in der man alles haben kann, einem aber im Grund nichts gehört.“

Er kommt ins Schwärmen, wenn er an die kunstvollen Cover seiner Lieblingsplatten denkt – an die von Nena oder von Abba. Die hört er noch heute und könnte sie nie weggeben. Der Sound sei einfach unnachahmlich, wenn er von einer Vinyl-Platte kommt. Er räumt aber ein, dass er inzwischen auch einen Plattenspieler mit USB-Anschluss hat, sodass sich die Platten auch digital abspielen lassen: „Der Klang ist aber der gleiche“, sagt Ralf Berghoff. Für unter 100 Euro seien solche Geräte inzwischen zu haben.

Ihm fällt seit einiger Zeit auf, dass die Schallplatten ein Revival erleben. So nehmen viele zeitgenössische Künstler inzwischen neben CDs auch wieder Vinyl-Platten auf. Es sei jedoch eine Kostenfrage, wie Ralf Berghoff über sein Mobiltelefon anhand eines Albums der britischen Sängerin Adele demonstriert: Die CD ist im Internet für acht Euro zu haben, wohingegen die Vinyl-Platte 28 Euro kostet. Doch der Markt ist da, sagt Berghoff, und freut sich, dass die Börse auch dieses Mal wieder so gut angenommen wurde. Der nächste Termin ist am 4. Februar 2023.

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