Einrichtung in Düsseldorf-Reisholz Viele Emotionen bei Debatte um Schließung des Bürgerhauses

Analyse | Düsseldorf · Viele Nutzer des Bürgerhauses in Düsseldorf-Reisholz haben der Verwaltung bei einer Veranstaltung ihre Meinung zu den möglichen Schließungsplänen gesagt. Das Gebäudeensemble müsste für einen siebenstelligen Betrag energetisch saniert werden.

Das Reisholzer Bürgerhaus ist mit seinen vielen Angeboten im Stadtteil sehr beliebt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das erste Mal kamen in der Debatte um eine mögliche Schließung des Reisholzer Bürgerhauses die Besucher der Einrichtung zu Wort. Die Verwaltung hatte diese am Dienstagabend zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Und viele langjährige Nutzer wollten sich diese Gelegenheit für ihre Unmutsbekundungen nicht entgehen lassen.

Zwar läuft der Mietvertrag für das Haus noch bis 2029. Doch dann soll nach Ansicht der Stadtverwaltung dort Schluss sein, weil es einen gültigen Ratsbeschluss gibt, dass Düsseldorf 2035 klimaneutral sein will. Um das Häuserensemble an der Kappeler Straße 231 energetisch auf ein entsprechendes Niveau zu bringen, müsste die Stadt, wenn sie eine Kaufoption zöge, einen siebenstelligen Betrag investieren. Eine Summe konnte die Bauverwaltung an diesem Abend nicht präsentieren.

Für die Verwaltung mögen diese verbleibenden fünf Jahre eine lange Zeitschiene sein; für die Nutzer des Hauses ist sie es nicht. Denn obwohl noch nichts entschieden sei – darauf machte Maren Siegel, beim Jugendamt zuständig für die Bürgerhäuser, aufmerksam, hatten die Besucher ein anderes Gefühl: Was wird mit dem engagierten Bürgerhaus-Team, was aus den Angeboten, was aus der gewachsenen Gemeinschaft? Sie waren deshalb mit ordentlich Wut im Bauch ins Bürgerhaus gekommen. Diesen Umstand hatte die Verwaltung bei der Organisation nicht im Blick gehabt.

Der große Saal des Reisholzer Bürgerhauses war sehr gut gefüllt. Auch der frühere SPD-Ratsherr Hartmut Görgens meldete sich zu Wort. RP-Foto: Andrea Röhrig

Foto: Andrea Röhrig

Bei dem Termin sollten die Bürger nach einer kurzen Runde mit Statements äußern, welche Angebote sie sich zukünftig zusätzlich wünschen und welche unbedingt im Stadtteil verbleiben sollten. Sozusagen ein Fundament bauen, aufgrund dessen die Politiker im Stadtrat ihre Entscheidung über eine wie auch immer geartete Zukunft der Einrichtung treffen können. Eine Besucherin sagte dazu: „Schauen Sie doch in das Monatsprogramm, dann wissen Sie doch schon alles.“

Weil die Teilnehmenden ihrem Unmut weiter Luft machen wollten, verlief der Abend anders als geplant. Und trotzdem wurde auf Zettel geschrieben, wie man die derzeit räumlich begrenzte Einrichtung (weil die angrenzende Villa nicht mehr nutzbar ist) mit weiteren Angeboten füllen könnte. Genannt wurden etwa Tanz- und Nähkurse, das Aufleben des Kinosaales sowie der Wunsch nach einem eigenen Zentrum plus in Reisholz.

Die emotional geführte Debatte im Stadtteil hat sich die Verwaltung selber zuzuschreiben. Die Vorlage für die Politik, in der steht „Überprüfung der Weiterführung des Bürgerhauses Reisholz im Hinblick auf den umfangreichen Neubau des Spektakulums in Benrath“ sei mit der heißen Nadel gestrickt worden, heißt es aus Kreisen der Politik. Diese Überprüfung des gesamtstädtischen Status Quo sollte schnell in die politischen Gremien, gedacht als Zugeständnis, wie die Stadtteile in Anbetracht eines teuren Opern-Neubaus nicht leer ausgehen. Gut gedacht, schlecht gemacht.

So lässt nämlich das von der Verwaltung formulierte Fazit den Gedanken zu, dass das Spektakulum größer gebaut wird, um das Bürgerhaus zu integrieren. Doch das ist nicht der Fall, sagten sowohl Maren Siegel als auch Armin Neth, Fachbereichsleitung Jugendförderung. In seinen Bereich fällt das Benrather Jugendkulturzentrum, das gegenüber der Eishalle neu gebaut werden soll: Am neuen Standort werde es das alte Spektakulum im neuen Gewand geben, sagte er: „Ein Bürgerhaus wird dort nicht reingeplant.“ Stattdessen könnten Vereine – auch aus Reisholz – mögliche freie Kapazitäten nutzen. Geplant ist dort ein großer, teilbarer Veranstaltungsraum, der Platz hat für 500 bestuhlte Plätze oder 1000 Stehplätze.

Mit der Verknüpfung der beiden städtischen Einrichtungen ist die Verwaltung in die Falle getappt. Da das Spektakulum gar nicht anders oder größer als vorgesehen gebaut wird, hätte man dieses zunächst fertigstellen lassen sollen, um zu schauen, wer kann es künftig zusätzlich nutzen.

Die Diskussion um eine wie auch immer geartete Zukunft des Bürgerhauses ist eine andere Baustelle. Da hätte die Verwaltung im Hinblick auf die Zeitschiene zunächst ausgeruht Varianten entwickeln können: Ist ein Kauf des Hauses durch die Stadt sinnvoll? Was kostet eine energetische Sanierung (ähnlich der der Freizeitstätte Garath), Gibt es Möglichkeiten, entsprechend an Fördergelder zu kommen? Gibt es ein passendes Gebäude in Reisholz, das umgenutzt werden kann?

Stattdessen ist bildlich gesprochen das falsch herum aufgezäumte Pferd erstmal in die andere Richtung davon galoppiert. Aber mit Blick auf den Mietvertrag bis 2029 bleibt noch Zeit, um eine gemeinsame Richtung zu finden.