Karneval in Düsseldorf Gute Laune beim größten Zoch im Süden
Düsseldorf · Einen aufwendigen Mottowagen präsentierten die Reisholzer „Quatschköpp“. Mit diesem sind sie auch beim Düsseldorfer Rosenmontagszug dabei.
Um 14 Uhr schien sich der Apostel Petrus dann wohl doch endlich die Narrenkappe aufgesetzt zu haben. Kurz vor dem Start des größten karnevalistischen Umzugs im Düsseldorfer Süden fand der unablässige Nieselregen am gestrigen Sonntagmittag sein Ende. Den Jecken, die sich zur Aufstellung an der Hasseler Dasselstraße eingefunden hatten, dürfte das Wetter aber sowieso egal gewesen sein. „Hauptsache keinen Sturm“ werden sich die meisten gedacht haben, allen voran die zugleitenden Reisholzer Quatschköpp. Ein solcher hatte den bis dato zuletzt geplanten Veedelszug 2020 noch einen Strich durch die Rechnung gemacht – ehe ein bereits vielzitiertes Virus das karnevalistische Treiben in den Folgejahren sowieso ins Wasser fallen ließ.
„Es war schon ein bisschen surreal, als der Wagen heute Morgen endlich aus der Halle fuhr“, sagte Quatschkopp Melanie Meurer. „Ich habe geheult vor Freude.“ Aufwendig war dieser vor einigen Tagen noch umgebaut worden, nachdem sich die Durchfahrt der Wagenhalle als zu niedrig für die Aufbauten erwiesen hatte. „Für die kommenden Jahre sind wir daher auf der Suche nach einer neuen Unterkunft“, sagte Wolfgang Funk, der als „Elferrat a.D.“ den Umzug der Quatschköppe jahrzehntelang mitorganisiert hatte.
Dank eines Steck-Systems war der mit E-Gitarren und einem Nebel-speienden Totenkopf neu gestaltete Mottowagen dafür nun nicht nur auf etwaige Höhenhindernisse vorbereitet, sondern sah auch stilistisch ganz nach Meurers Geschmack aus. „Jeder Quatschkopp darf das Motto des jährlichen Wagens bestimmen. Ich bin eben ein großer Fan des Punkrock“, freute sich die Reisholzer Tollität.
Mit insgesamt 22 Gruppen war der Zug diesmal zwar ein wenig kleiner, aber nicht weniger bunt als noch 2019. Angeführt von den Fans der DEG, der Gruppe „Märchenland“ und dem Turnerbund Hassels zog der närrische Lindwurm durch die Straßen, begleitet von „Helau“ und glücklichen Kindergesichtern. Im Zug fehlen durften die Paulsmühler Jecken dabei natürlich genauso wenig wie der Babywagen der Holthausener „Räbbelche“ oder das silber-lila Gefährt der „feuchtfröhlichen Jungfrauen“.
Auch die noch gar nicht so alte Karnevalsgesellschaft „Dä Stolz von Odebach“ war mit dabei. „Heute ist beinahe der ganze Düsseldorfer Süden vereint“, sagte Max Schindeldecker, der sich mit seiner Frau Bianca vor einigen Jahren den Paulsmühler Jecken angeschlossen hatte. Nach dem eigenen Umzug am Samstag stand für die Rot-Weißen nun das Genießen im Vordergrund. „Gestern war Anspannung, heute ist Entspannung.“
Doch nicht nur bei den karnevalistischen Offiziellen war die Freude über die Wiederkehr des lang vermissten Brauchtums spürbar. Besonders viele Kammellejäger hatten sich vor der Gaststätte „Am Denkmal“ eingefunden, an welcher der Zug in Richtung Reisholz einbog. Auch die benachbarte „Dappis Garage“ konnte nach jahrelanger Pause endlich wieder für Freunde und Familie öffnen. „Seit wir vor 27 Jahren hier eingezogen sind, ist das eine Tradition zum Zug“, sagt Ulrike Dapperger. Mindestens genauso traditionsreich wie die Schneemänner-Kostüme, die sich die kleine, private Karnevalsgesellschaft als persönliches Outfit auferlegt hat
Im Nachbarviertel bildete die Ecke Henkelstraße/Reisholzer Bahnstraße das Zentrum des karnevalistischen Treibens. Viele der dort stehenden Jecken vertrieben sich das Warten auf den Zoch gemeinsam und tanzten zusammen auf der Straße. Mittendrin zeigte sich auch die Düsseldorfer Obertollität, Prinz Dirk II., der sich sichtlich wohl im Bad der Menge fühlte. Nach Besuchen bei den anderen Zügen in Eller und Niederkassel hatte sich der Prinz für die Reisholzer und Hasseler besonders viel Zeit genommen. Zwischen gemeinsamen Fotos und Schunkeleien mit den Jecken formulierte der Prinz für den großen Höhepunkt am Rosenmontag noch einen ganz persönlichen Wunsch an den Wettergott. „Sonne wäre ganz schön. Aber Hauptsache, es regnet nicht.“