Rath Schrebergarten als Herzensangelegenheit

Rath · Das Projekt der Diakonie Düsseldorf bietet sucht- und psychisch Kranken einen Rückzugsort.

 Vor dem Start des Projektes war der Garten brachliegendes Land, nun zeigt Besitzerin Bettina Schmidt stolz die Ergebnisse der Ernte.

Vor dem Start des Projektes war der Garten brachliegendes Land, nun zeigt Besitzerin Bettina Schmidt stolz die Ergebnisse der Ernte.

Foto: Judith Michaelis

Stolz zeigt Bettina Schmidt die Kürbisse, Zucchinis und Kräuter, die in dem kleinen, versteckt liegenden Garten in Rath wachsen. Überall blühen selbst gepflanzte Blumen. Was vor zwei Jahren noch ein brachliegender Garten war, hat sich zu einem besonderen Treffpunkt für sucht- und psychisch kranke Menschen entwickelt.

Initiiert wurde das Gartenprojekt von Schmidt selbst, sie ist eine von 120 Klienten des Betreuten Wohnens der Diakonie Düsseldorf. Die 55-Jährige lebt in einer eigenen Wohnung, wird von der Diakonie im Alltag unterstützt und bei Gängen zum Arzt oder Amt begleitet.

Im April 2015 hatte sie die Idee zu dem Projekt: Nachdem sie während ihrer Obdachlosigkeit über ein Jahr im Garten gelebt hatte, sei der für sie negativ behaftet gewesen. Um der Diakonie etwas zurückzugeben und den Garten wieder zum Leben zu erwecken, bot sie kurzerhand an, ihre Parzelle für alle Klienten zu öffnen. Mittlerweile hat sich "Bewotopia", wie der Garten von Schmidt genannt wird, als beliebtes Freizeitangebot im Programm der Diakonie etabliert.

"Beschäftigung ist ein wichtiges Thema, es fehlen uns leider Angebote", sagt Uta Ludwig von der Diakonie Düsseldorf, die das Garten-Projekt betreut. Die Grünfläche ermögliche es, andere Menschen zu treffen. Jeden Mittwoch kommen alle Interessierten aus dem Betreuten Wohnen zusammen, um im Schrebergarten zu arbeiten, gemeinsam zu essen und zu reden. "Der Garten ist ein Ort, wo man Gemeinschaft erleben kann", sagt Schmidt. Es sei ein behüteter Raum, aus dem jeder der Hobby-Gärtner dann wortwörtlich geerdet nach Hause gehe. Auch Ludwig beobachtet, dass der Garten für ihre Klienten wichtig geworden ist: "Durch die kleinen Erfolge gewinnen die Gartenbesucher an Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein." Dabei bringe sich jeder entsprechend seiner Fähigkeiten ein, ergänzt Schmidt. So sind bereits ein Grill, ein selbstgebautes Klo und viele Blumenbeete entstanden.

Für das Miteinander haben die 55-Jährige und die Diakonie klare Regeln aufgestellt: Der Garten bleibt frei von Drogen, Müll und Streit. Ärger zwischen den Besuchern gibt es nicht: "Die Chemie zwischen uns stimmt einfach, es ist ein Herzensprojekt von mir", so Schmidt.

Mittlerweile treffen sich die Hobby-Gärtner oft abseits der von der Diakonie organisierten Termine und planen bereits weitere Projekte: Als nächstes soll eine überdachte Terrasse entstehen, damit Schmidt und ihre Gartenfreunde künftig auch bei schlechtem Wetter die Idylle des Gartens genießen können.

(RP)
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