Rath Kritik an Bauplänen für Westfalenstraße

Rath · Hochhäuser, der Abriss alter Gebäude und geförderter Wohnungsbau sind Punkte, die für Unmut sorgen. Die Planungen hätten wenig mit dem alten Konzept gemein.

 Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Birgit Schentek an der umstrittenen Baustelle im Herzen von Rath.

Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Birgit Schentek an der umstrittenen Baustelle im Herzen von Rath.

Foto: Julia Brabeck

Eigentlich müsste es ein Grund zum Jubeln sein, dass nach vielen Jahren der Vorplanungen endlich auch der hintere Bereich des Bauareals "Nördliche Westfalenstraße" bebaut werden soll. Die Ten Brinke Gruppe, die zurzeit schon den südlichen Teil des Gebietes bebaut, hat den hinteren Teil von der Firma C.F. Gomma Deutschland GmbH, der Nachfolgegesellschaft der Paguag GmbH, erworben und dafür einen Bebauungsplan-Vorentwurf eingereicht.

Über diesen sollte die Bezirksvertretung 6 eigentlich abstimmen. Die CDU-Fraktion hat allerdings Beratungsbedarf angemeldet und so wurde das Thema verschoben. Dadurch besteht jetzt das Risiko, dass der übergeordnete Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung (APS) am 3. Mai über das Projekt entscheidet, bevor die Bezirkspolitiker ihre Anregungen und Kritikpunkte vorbringen konnten. Und das sind nicht wenige.

"Wir sind sehr froh, dass Ten Brinke für den vorherigen Investor einspringt, aber die Planungen haben jetzt nur noch wenig mit dem Siegerentwurf des Wettbewerbs gemeinsam und wir fragen uns, wofür dann das aufwendige Verfahren überhaupt durchgeführt wurde", erklärt Birgit Schentek (CDU), stellvertretende Bezirksbürgermeisterin.

So war für das ehemalige 6,7 Hektar große Industriegebiet im Herzen von Rath ein mehrere Monate dauerndes Verfahren durchgeführt worden, bei dem die Öffentlichkeit immer wieder über die einzelnen Planungsschritte informiert wurde und Wünsche und Bedenken einbringen konnte. Einstimmig von der Jury schließlich ausgewählt wurde ein Entwurf des Architekten Thomas Pink von der Petzinka Pink GmbH.

Der sah Häuser mit drei oder vier Geschossen vor. Nun sollen viele Häuser ein Stockwerk höher werden und um einen öffentlichen Platz sollen auch drei Hochhäuser mit neun, elf und zwölf Geschossen entstehen. Diese Verdichtung wird von der Verwaltung begrüßt, zumal statt 350 dann 500 neue Wohnungen entstehen würden. "Gegen eine Erhöhung der Gebäude ist nichts zu sagen, da diese sich auch der Umgebungsbebauung anpassen, aber uns gefallen nicht die Pläne für die Hochhäuser. Es kann doch nicht sein, dass alles über den Haufen geworfen wird, nur weil man jetzt dringend Wohnungen braucht", sagt Schentek. Bemängelt wird von ihr zudem, dass der Quartiersplatz verlegt werden und über diesen eine Straße geführt werden soll. "Dort soll dann zwar Schritttempo eingeführt werden, aber jeder weiß doch, wie schlecht das funktioniert. Der Platz war vorher als grünes Kleinod mit Freizeitqualität geplant. Davon ist man abgerückt", sagt die Lokalpolitikerin.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass nun alle alten Industriehallen abgerissen werden sollen. "Nach eingehender Prüfung durch Fachgutachter musste festgestellt werden, dass die Belastung für den Erhalt der vorgesehenen Bestandshalle und des Bunkers mit Chemikalien so groß ist, dass eine Umnutzung eine Entkernung mit sich bringen würde, die wiederum auch Auswirkungen auf die Statik hätte", sagt die Verwaltung. Birgit Schentek bedauert dass, denn damit würde eine Erinnerung an die ehemalige Nutzung, ein Identifikationspunkt wegfallen.

Für Unmut sorgt ebenfalls, dass neben 20 Prozent preisgedämpften auch 20 Prozent geförderte Wohnungen entstehen sollen. "Das haben wir immer abgelehnt, denn Rath ist ohnehin ein sozial belasteter Stadtteil", sagt Schentek.

(brab)
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