Europaschule in Düsseldorf Das fliegende Klassenzimmer wird virtuelle Wirklichkeit

Düsseldorf · Am Friedrich-Rückert-Gymnasium schulen Schüler ihre Lehrer in digitalen Lehrmethoden. Die Europaschule will technische Möglichkeiten besser nutzen – wie etwa Virtual Reality (VR)-Brillen.

 Tuna (13, l.) und Alexis (15) demonstrierten ihren Lehrern den Umgang mit Virtueller Realität.

Tuna (13, l.) und Alexis (15) demonstrierten ihren Lehrern den Umgang mit Virtueller Realität.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Regelmäßige Fortbildungen gehören für die Lehrer des Friedrich-Rückert-Gymnasiums zum Berufsalltag. Doch wenn es um technische Dinge oder Medienkompetenz geht, fallen sie mitunter auch besonders aus. Dann drehen die Schüler den Spieß um und bringen ihren Lehrern etwas bei – etwa, wenn es um neue, digitale Lehrmethoden  geht. „Wir Schüler haben ja in der Regel ein bisschen mehr Ahnung von Technik als die Lehrer“, sagt Dominik Kalwa augenzwinkernd. „Auch deshalb, weil sie sich in ihrer Freizeit mehr mit digitalen Mitteln beschäftigen und so geübter in der Handhabung sind.“

Am vergangenen Dienstag stand wiedermal so eine Technik-Stunde für die Lehrer des Rückert-Gymnasiums an. Kalwa und seine Mitschüler Alexis Pinot, Tuna Öztürk und Ahmed Belcar wollten ihren Lehrern dabei eine Spielerei ans Herz legen, mit der sie sich in ihrer Freizeit selbst viel beschäftigen. „Virtuelle Realität, kurz VR, öffnet im wahrsten Sinne des Wortes neue Welten“, erklärte Kalwa den interessierten Lehrern, die auf Einladung von Schulleiterin Dorothee Pietzko zu der ungewöhnlichen Unterrichtsstunde erschienen waren.

Auch sie musste sich erst von den Schülern ihres Informatik-Kurses überzeugen lassen. Mit Erfolg. „Solche Medienkompetenz muss in der Schule vermittelt werden. Schließlich lernen die Schüler Smartphone und Tablet so als konstruktives Arbeitswerkzeug kennen“. sagt Pietzko. Etwa im Physik- oder Chemie-Unterricht. „Ein Atom oder eine Zelle sind mit bloßem Auge ja nicht sichtbar. Durch eine VR-Brille kann jeder Schüler das Gebilde aus nächster Nähe und in 3D betrachten, ohne dass vorher umständlich ein Mikroskop geliehen werden muss“, erklärt Pinot.

Im Rahmen der Ernennung zur Europaschule bekam das Rückert-Gymnasium mehrere Brillen geschenkt, die ergänzt durch das Smartphone virtuelle Realitäten erzeugen können. Zudem besitzt die Schule flächendeckendes W-Lan, was Voraussetzung für die Reise in virtuelle Welten ist. Spezielle Apps eröffnen den Besuch „von Orten, die für Klassenausflüge kaum in Frage kämen, wie etwa die ISS im Weltall“, sagt Kalwa.

Tuna Öztürk führte die bebrillten Lehrer derweil  nach Jerusalem. Sie bestaunten die Klagemauer und das Innere der Grabeskirche, aufgenommen durch eine 360-Grad-Kamera. Die Bilder der Touren sind in der App bereits kostenlos downloadbar, der Lehrer kann die „Expeditionen“ der Nutzer währenddessen von seinem Tablet aus steuern und auf wichtige Dinge aufmerksam machen. Weiter ging es durch das antike Rom oder die Produktionshallen eines Autoherstellers – alles virtuell und doch lebensecht direkt vor Augen.

Auch wenn bei der Präsentation noch nicht alles funktionierte, zeigten sich viele Lehrer doch positiv überrascht. Lateinlehrerin Verena Diekers war besonders von der Führung durchs antike Rom begeistert. „Ich könnte es mir sehr gut für Referate vorstellen, weil es relativ unkompliziert ist und man so auch über den Unterricht hinausgehen kann.“

Steffi Spönemann, Lehrerin für Naturwissenschaften, will sich erst noch persönlich mehr mit VR auseinandersetzen. „Weil es ein neues Medium ist, muss man vor der Anwendung zunächst noch mehr Erfahrungen sammeln. Letzten Endes ist es aber wie auch im Unterricht nichts anderes als learning-by-doing.“

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