Quartiersentwicklung in Düsseldorf Eine neue Mitte für den Stadtteil Rath
Rath · Der neue Quartiersplatz an der Westfalenstraße wird sehr gut angenommen. Das führt aber auch zu Konflikten und Ärger. Einige Anwohner kritisieren, dass zu viel Müll liegen bleibt.
Kaum ist der Regen vorbei, Bänke und Spielgeräte halbwegs trocken, füllt sich der neue große Platz an der Westfalenstraße. Kinder vergnügen sich auf dem Spielplatz, Senioren genießen die Sonne auf einer Bank, Jugendliche plaudern auf einem Mäuerchen und viele Kunden nehmen vor der Eisdiele Da Claudio Platz, um einen Kaffee zu trinken oder einen Eisbecher zu verputzen.
Dort, wo früher das Betriebsgelände von Sack und Kiesselbach lag, ist innerhalb des Neubaugebietes „Nördliche Westfalenstraße“ die neue Ortsmitte von Rath entstanden. „Als der Bauzaun abgebaut wurde, war der Platz plötzlich da. Das war eine Überraschung, denn das hätte man gar nicht dahinter vermutet“, sagt Merdija Serifova. Sie ist froh, dass die alten Bäume stehen geblieben sind, die mit für die schöne Atmosphäre sorgen würden.
Die Rather sind eigentlich begeistert von ihrem Quartiersplatz und haben sich diesen schnell zu eigen gemacht. Das allerdings nicht immer auf eine wünschenswerte Art und Weise, wie sich schnell in Gesprächen herausstellt, in denen immer wieder das schlechte Benehmen vieler Nutzer kritisiert wird. „Es wird leider sehr viel Müll hinterlassen und abends ist es hier viel zu lange laut. Dass sich die direkten Anwohner beschweren, kann ich gut verstehen“, sagt Birgitt Carpinteri.
Andere Bürger berichten zudem von schlafenden Betrunkenen auf den Sitzbänken, Hunden, die ihr Geschäft auf den Wiesen verrichten, und Eltern, die ihre Kinder in die Büsche auf Toilette schicken. „Wenn hier noch mehr Wohnungen gebaut werden, muss ein weiterer Platz her. Der hier ist zum Teil schon überlaufen“, sagt Natalia Pawlow.
Das Ehepaar Lore und Hero Herren wohnt schon viele Jahre in Rath und ist nun in eine der neuen Wohnungen gezogen. „Die sind wirklich sehr schön und vor allen Dingen behindertengerecht“, sagt Lore Herren. Ihr gefällt, dass direkt vor der Haustür die Bahn hält und sie in der Nähe alles findet, was sie braucht, wie ein Supermarkt und eine Apotheke. Schön findet sie, dass der Platz belebt ist. „Allerdings ist das ein Wohngebiet und da geht es nicht, dass bis 23 Uhr zum Teil noch 20 Kinder auf dem Spielplatz toben und Jugendliche vor den Wohnungen Fußball spielen.“ Sie würde sich deshalb eine Beschränkung der Nutzungszeit und dann auch Kontrollen wünschen.
Bedauerlich finden die Bewohner auch, dass noch sehr viele Wohnungen leer stehen, obwohl diese seit Juni dieses Jahres bezugsfertig sind. Von den 177 neuen Wohneinheiten, die zwischen 50 und 125 Quadratmetern messen, sind bislang nämlich nur rund 50 Prozent vermietet.

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Das mag an der für Rath noch relativ hohen Kaltmiete ohne Nebenkosten von rund 11,70 Euro liegen. „Wir haben uns dieses Mietniveau gewünscht, um eine neue Bewohnerstruktur für den Stadtteil und eine höhere Kaufkraft zu bekommen“, sagt CDU-Ratsherr Marcus Münter. Er verweist aber darauf, dass 20 Prozent der Wohnungen eine preisgedämpfte Miete haben.
Marcus Münter ist begeistert von der hohen Verweilqualität des Platzes und dem großen Angebot des angrenzenden neuen Rewe-Supermarktes. Problematisch findet er aber die Einstellbedingungen im dazugehörigen Parkhaus. „Das System ist zu kompliziert, steigert nicht die Kauffreude und hält womöglich Kunden ab.“
Das sieht Charlotta Müller ähnlich. „Das wäre ein herber Verlust, wenn der Laden sich deswegen nicht halten würde.“ Um diesem keine direkte Konkurrenz zu machen, ist bislang auch noch nicht geplant, auf dem neuen Quartiersplatz einen Wochenmarkt stattfinden zu lassen. „Dazu müssten auch erst einmal Händler gefunden werden, denn den gut funktionierenden Markt vom Hülsmeyerplatz zu verlegen, sehe ich nicht als sinnvoll an“, sagt Münter.