Einkaufszentrum in Düsseldorf Die nördliche Westfalenstraße verödet

Düsseldorf · Viele Geschäfte sind an der zentralen Einkaufsstraße in Rath geschlossen und neue Inhaber geben schnell auf. Fehlende Parkplätze und die Sackgassensituation sollen dafür die Gründe sein.

 Elisabeth Ruhland und Margarete Mertens (v.l.) im Gespräch mit Ratsherr Marcus Münter auf der Westfalenstraße. Viele Geschäfte sind dort geschlossen, die Scheiben zugeklebt.

Elisabeth Ruhland und Margarete Mertens (v.l.) im Gespräch mit Ratsherr Marcus Münter auf der Westfalenstraße. Viele Geschäfte sind dort geschlossen, die Scheiben zugeklebt.

Foto: Julia Brabeck

Wenn Elisabeth Ruhland und Margarete Mertens über die Westfalenstraße sprechen, wie sie vor vielen Jahren einmal war, geraten die Schwestern ins Schwärmen. Die beiden leben seit 1943 in Rath und haben die Straße noch erlebt, als sie ein belebtes Einkaufszentrum mit einem breit aufgestellten Angebot war. Sie wissen genau, wo sich der Spielwarenladen, das Schreibwarengeschäft, die Bäckerei und das Kino befunden haben – und welche verschiedenen Nachnutzungen im Laufe der Jahre folgten.

Während der südliche Teil der rund 800 Meter langen Straße als Stadtteilzentrum weiterhin gut funktioniert, die Kunden ein großes Angebot für die Nahversorgung vorfinden, schreitet die Verödung seit Jahren kontinuierlich voran, je weiter man sich zum nördlichen Ende hin bewegt. Besonders zwischen Helmutstraße und der Bahnunterführung herrscht viel Leerstand, der in der Corona-Zeit zugenommen hat. Eine zugeklebte Schaufensterscheibe reiht sich an die nächste.

Die Gründe für diese Entwicklung liegen teilweise weit in der Vergangenheit. „Ein Faktor ist die Fußgängerunterführung, die statt der Eisenbahnschranke in den 1970er Jahren gebaut wurde“, ist Elisabeth Ruhland überzeugt. Seitdem ist das letzte Stück der Westfalenstraße eine Sackgasse. „Man darf auch nicht vergessen, dass in den 1980er Jahren ein Strukturwandel in Rath stattfand, weil große Firmen wie Mannesmann und Paguag viele Mitarbeiter abbauten“, sagt Ratsherr Marcus Münter (CDU). Er erhofft sich von dem neuem Wohngebiet, das mit 500 Wohneinheiten in unmittelbarer Nachbarschaft realisiert wird, eine Belebung der nördlichen Westfalenstraße.

Ursächlich für die jüngsten Schließungen dürfte allerdings die Parkplatzsituation am Ende der Straße sein. Mit der Verlängerung der Straßenbahnlinie 701 zum Dome wurde die Haltestelle „Rath S-Bahnhof“ vor vier Jahren umgebaut. Dabei fielen 25 Parkplätze weg. „Die neuen Haltestellen sehen zwar ordentlich aus, aber seitdem bleiben mir Kunden weg, da sie keinen Parkplatz mehr in der Nähe finden“, sagt Ralf Sommer. Er betreibt seit 1991 das Rather Grillhaus.

„Auch der nun geschlossene Blumenladen und die Bäckerei haben darunter gelitten, dass ihre Kunden keine Parkmöglichkeit für eine schnelle Besorgung mehr hatten“, sagt Sommer. Er würde sich wünschen, dass einige der noch vorhandenen Stellplätze in Kurzzeitplätze umgewandelt werden. Münter will nach Möglichkeit auch neue Parkplätze schaffen und hat dafür eine Brachfläche vor dem ehemaligen Kino, in dem sich nun ein Sportstudio befindet, ins Auge gefasst.

Dabei gibt es Parkplätze für Kunden eigentlich seit zwei Jahren ausreichend im Parkhaus des benachbarten Einkaufszentrums Rather Carré. Viele Autofahrer meiden dieses aber, da das Parken dort ursprünglich kostenpflichtig war und es sich noch nicht herumgesprochen hat, dass dort jetzt eine Parkscheibe zur Kontrolle der Parkzeit ausreicht. Stattdessen verhalten sich die Autofahrer vielfach verbotswidrig beim Abstellen ihrer Fahrzeuge.

Das bekommt beispielsweise Norbert Broch zu spüren. Der Behindertenparkplatz seiner Frau ist laufend zugeparkt. „Ich zeige das eigentlich täglich an. Sogar die Schilder wurden bereits entfernt, um dort parken zu können“, sagt Broch, der nun Poller für den Platz beantragen will. Dreist geht auch ein Anwohner der Westfalenstraße vor, der mit Absperrgittern eine Baustelle vortäuscht, in die er dann sein Fahrzeug abstellt. „Wenn das Ende der Westfalenstraße attraktiv für neue Unternehmen sein soll, muss es Parkplätze für Kunden geben“, sagt Ralf Sommer. Er würde sich beispielsweise dort ein Modegeschäft mit Markenklamotten wünschen. „Eine richtig schöne Kneipe oder ein Café wären auch schön“, ergänzt Münter.

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