Problemviertel in Düsseldorf-Rath Das sagen die Nachbarn über das Schausteller-Gelände

"" · Unter Polizeischutz soll auf dem Schausteller-Gelände in Düsseldorf-Rath eine illegal errichtete Halle abgerissen werden. Einige der Nachbarn klingen erleichtert: Sie nennen die kleine Siedlung einen "rechtsfreien Raum" mit scharfen Hunden.

Die Halle steht auf einer Gasleitung und versperrt den Durchgang von der Oberhausener Straße zum Mühlenbroich. Nun soll das Gelände voll zugänglich werden. So lauten die Pläne der Stadt. Dafür muss die illegal errichtete Halle abgerissen werden.

CDU-Politikerin Sylvia Pantel nennt das Gelände eine "No-Go-Area". Von Gewaltbereitschaft der Anwohner, scharfen Kampfhunden und Straftaten ist die Rede. Befragte Nachbarn möchten anonym bleiben, ihre Meinungen gehen auseinander.

Zwei Unternehmer vor Ort sagen, sie hätten von ihren Nachbarn nie etwas Schlimmes mitbekommen. Ein Anwohner erklärt, es bestehe kein Kontakt zu den Schausteller-Familien - daher habe es auch nicht zu Problemen kommen können. "Wir kommen morgens mit dem Auto zur Arbeit und fahren abends wieder. Auch unser Firmengrundstück ist sicher, es ist noch nie etwas passiert." Sein Nachbar winkt ab: "Ich habe noch nie von Problemen gehört, geschweige denn, welche gehabt. Seit mehreren Jahren komme ich hier ohne großartige Sicherung aus."

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Foto: Gerhard Berger

Andere Unternehmen schildern Gegenteiliges: "Wir erleben nur Negatives. Die Leute, die auf dem Schausteller-Gelände wohnen, haben sich ihren eigenen rechtsfreien Raum geschaffen, in dem sie tun und lassen können, was sie wollen. Vor Gewalt schrecken sie nicht zurück. Man traut sich aus Angst vor den Konsequenzen gar nicht, die Polizei zu rufen."

Die Polizei selbst gehe nur unter enorm hohen Schutzmaßnahmen auf das Gelände, berichtet ein weiterer Unternehmer. Die Beamten seien "sogar mal mit einem Panzerwagen und einem Hubschrauber" angerück, schildert ein Anwohner: "Unter 120 Mann läuft hier kein Einsatz." Er sei vor drei Jahren mit seinem Unternehmen weggezogen.

"Mir wurden große Mengen Aluminium gestohlen. Ich musste beinahe Privatinsolvenz anmelden", sagt er. Selbst Kinder hätten mehrfach den Zaun zu seinem Firmengelände durchschnitten. "Das war dreifach gesetzter Natodraht, sogar mit einem Wassergraben darum herum. Dazu braucht man mehr als ein Taschenmesser", erklärt der Unternehmer. Dann fügt er hinzu: "Man darf nicht alle dortigen Menschen über einen Kamm scheren. Auf dem Gelände leben auch sehr nette Menschen, mit denen ich auch in Kontakt gekommen bin." Er spricht sogar von einer "nachbarschaftlichen Hilfsbereitschaft". Mit seinem Gabelstapler habe er auf dem Schausteller-Gelände einer Familie helfen können.

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"Am Anfang gab es hier schon ein paar Schwierigkeiten. Auf der Straße fuhren Menschen mit komischen Geräten hin und her", erzählt die Mitarbeiterin eines weiteren Unternehmens. Auch illegale Autorennen hätten stattgefunden. Ebenfalls sollen die Schausteller scharfe Kampfhunde gehalten haben: "Ich wurde einmal von einem Hund angesprungen, das hat mir Angst gemacht. Seitdem erledige ich alles mit dem Auto."

Ob immer noch bissige Hunde auf dem Gelände gehalten werden, ist nicht bekannt. Abschließend sagt die Mitarbeiterin, auch ohne ihren Namen nennen zu wollen: "Alles in allem ist die Ecke hier ein sozialer Brennpunkt. Aber davon gibt es in Düsseldorf viele."

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