Rath Das Geheimnis eines Taufsteins

Rath · In der Trinitatiskirche wird am Sonntag, 27. Mai, ein besonderer Gottesdienst gefeiert, der den dortigen Taufstein zum Thema hat. Dieser wurde 1939 vom Künstler Freiherr Wilhelm von Rechenberg geschaffen. Sein Todestag jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal. Dass von Rechenberg mit der Arbeit beauftragt wurde, ist bemerkenswert und wie es zu den Auftrag kam, ist nach wie vor ein Geheimnis. Der Künstler war zwar sehr begabt, aber unbekannt und lebte vor allem weit von Düsseldorf entfernt in Oberau, einem winzigen Ort auf dem platten Lande in der Nähe von Tübingen. Diese Abgeschiedenheit war nicht selbst gewählt, sondern der Not geschuldet: Die Frau des Künstlers war jüdischer Abstammung, und das nationalsozialistische Regime hatte Wilhelm von Rechenberg 1935 vor die Wahl gestellt, sich entweder von seiner Frau scheiden zu lassen oder fortan von allen öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen zu werden. Wilhelm von Rechenberg bekannte sich zu seiner Frau. Konsequenz seiner mutigen Haltung war, dass er so gut wie keine Aufträge mehr hatte und sich die Familie nur sehr mühsam über Wasser halten konnte. Als der Druck des Nazi-Regimes auf Menschen jüdischer Abstammung immer größer wurde, verließ die Familie von Rechenberg 1938 die Stadt München und zog aufs Land.

 Das Bild zeigt Wilhelm von Rechenberg, der am Taufstein arbeitet.

Das Bild zeigt Wilhelm von Rechenberg, der am Taufstein arbeitet.

Foto: osterkirchengemeinde

Der von Rechenberg geschaffene Taufstein der Trinitatiskirche weist viele Besonderheiten auf: Auffällig ist etwa, dass der Künstler fast ausschließlich Szenen aus dem Alten Testament darstellt wie die Schöpfungsgeschichte. Zu einer Zeit, in der die Nationalsozialisten alles Jüdische vernichten wollten, betont er damit über die Bilderwahl, dass die jüdische Tradition zu den zentralen Fundamenten auch des christlichen Glaubens gehört. Auch Abbildungen der zwölf jüdischen Sternzeichen integriert er in den Taufstein. Der Gottesdienst rund um den Taufstein beginnt um 18.36 Uhr in der Eitelstraße 23. Begleitend zu dem Gottesdienst gibt es eine kleine Ausstellung, in der weitere Werke des Künstlers gezeigt werden.

(brab)
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