Oberkassel Quirinstraße: Nach Damenstift benannt

Oberkassel · Die Namen der Straßen geben des Öfteren Rätsel auf. Bekannte Persönlichkeiten, Städte, Blumen oder Märchenfiguren sind leicht zu erkennen, aber viele Bezeichnungen sind unklar oder unverständlich. Die Rheinische Post stellt in lockerer Folge ungewöhnliche Namen vor und erzählt deren Geschichte.

oberkassel Ihre breiten Bürgersteige sind mit Bäumchen bepflanzt, den Straßenrand säumen private Wohnhäuser ebenso wie Gewerbetreibende: An der Quirinstraße finden sich Dolmetscher, Anwälte, Ärzte, Fotografen — einige wichtige Adressen in Oberkassel. Aber auch die stattliche Auferstehungskirche mit ihrer verspielten Architektur des Jugendstils prägt das Bild der Straße, die die Niederkasseler Straße und die Luegallee verbindet und dabei Schorlemer- und Arnulfstraße kreuzt.

Woher der Name Quirinstraße stammt, darüber haben sich viele Ansässige bereits Gedanken gemacht. Benita Ewig, die dort wohnt, vermutet: "Der Namensgeber wird wahrscheinlich ein Römer gewesen sein oder er war heilig — eines von beidem." Damit ist die Oberkasselerin schon auf der richtigen Spur. Auch Monika Lange, die an der Quirinstraße arbeitet, ist sich ziemlich sicher: "Der Ursprung muss etwas Geistliches sein. Hier sind ja auch sehr viele Kirchen in der Nähe."

Tatsächlich war es der früher dort gelegene Quiriniushof, der der Straße ihren Namen gab. So erklärt es das Buch "Düsseldorfs Straßen und ihre Benennung" von Hermann Kleinfeld. Der Hof gehörte zum adeligen Damenstift St. Quirinius in Neuss. Denn was viele nicht wissen: Das linksrheinische Düsseldorf war früher Teil von Neuss, erst 1909 wurde es nach Düsseldorf eingemeindet.

In Erinnerung daran wurde die Straße im Zuge der Eingemeindung Quirinstraße genannt. Denn der römische Tribun Quirinus spielte für das Christentum laut Überlieferung eine wichtige Rolle. So soll er der Kerkermeister des gefangenen Papstes Alexander I. gewesen sein. Aufgrund von Wundertaten des Gefangenen konvertierte Quirinus zum Christentum, weswegen er unter Kaiser Hadrian verfolgt, gefoltert und schließlich geköpft wurde. Papst Leo IX. soll später die Gebeine seiner Schwester Gepa geschenkt haben. Sie war Äbtissin des Kanonissenstifts in Neuss. Seitdem ist Quirinus der Stadtpatron. 1209 bis 1250 wurde das Quirinus-Münster eigen zu dem Zweck gebaut, die Gebeine dort aufzubewahren.

"Und ich meine, noch heute sollen die Gebeine dort liegen", sagt Thomas Nies, der seinen Weinhandel seit 1994 an der Quirinstraße betreibt. Das Münster wurde zu einem bedeutenden Wallfahrtsort im Mittelalter und der Stift kam zu Wohlstand — und zu zahlreichen Ländereien. Einer davon war der Quiriniushof in Oberkassel. An ihn erinnert noch heute der Straßenname.

(jup)
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