Oberkassel Protest gegen Häuser-Abriss

Oberkassel · Mieter wehren sich erstmals gegen den Plan eines Investors, eine Häuserzeile aus den 1950er Jahren abzubrechen. Viele Oberkasseler zeigen sich solidarisch. In der Kritik ist der verstärkte Bau von Luxusimmobilien.

Zunehmend wehren sich die Oberkasseler gegen den Abriss von Häusern aus den 50er Jahren, die schicken luxuriösen Neubauten Platz machen. Im Fokus: Wildenbruch- und Cimbernstraße. Zunächst wurde im April der Abbruch des Hauses Wildenbruchstraße 24 und Cimbernstraße 15 von den linksrheinischen Bezirksvertretern mehrheitlich genehmigt. Die drei- und viergeschossigen Wohnhäuser aus dem Jahr 1953 mit insgesamt 16 Wohnungen wurden abgebrochen. An gleicher Stelle entsteht nun die "Wildenbruch-Residenz" mit verkleinertem Wohnungsangebot. Denn statt 16 gibt es künftig nur neun großzügige Wohnungen, deren Kaufsumme sich im Millionenbereich bewegt.

Einigung mit Investor

Gleichzeitig wurde der Abriss des Hauses Markgrafenstraße 50 beschlossen. Ebenfalls ein typisches Gebäude aus dem Jahr 1955. Die ehemaligen Mieter sind ausgezogen, nur das Kosmetik-Institut hatte noch einen langen Mietvertrag. Inzwischen hat sich die Inhaberin mit dem Vermieter und Investor geeinigt und wird ein paar Häuser weiter in Richtung Salierstraße wechseln. Somit ist der Weg frei für den Abriss des Hauses.

Zu diesem Zeitpunkt war die Kritik an der Politik, die die Abbrüche mehrheitlich genehmigte, noch vereinzelt. Allerdings waren die Bewohner zwischen Markgrafen-, Wildenbruch- und Cimbernstraße erbost über das Abholzen des Grüns im Innenhof. Dort entsteht eine Tiefgarage, über die Zu- und Abfahrt wird noch debattiert. Als sich dann herausstellte, dass die Häuser Cimbernstraße 17 bis 27 der Abrissbirne zum Opfer fallen sollen, brandete Protest auf. Nicht nur die betroffenen Bewohner stellten sich aus Sorge um den Verlust ihrer Wohnungen quer, sondern auch viele linksrheinische Bürger erklärten sich solidarisch. Unterschriften wurden gesammelt und die Öffentlichkeit über die Vorhaben informiert. Schließlich übergaben Waltraud Poeling-Neumann, Hanka Daum und Rüdiger Bergmann Bezirksvorsteher Rolf Tups während der letzten Sitzung der Bezirksvertretung in diesem Jahr 1000 Unterschriften.

Auch alteingesessene Oberkasseler meldeten sich zu Wort, um deutlich zu machen, dass Oberkassel seinen Charme und sein Flair durch eine eintönige und klotzige Architektur verlieren würde.

Angesprochen wurden auch die "Heine-Gärten", die als Ghetto empfunden werden und nicht in den Stadtteil passen passten. Befürchtet wird die Verdrängung bestimmter Bevölkerungsschichten, die sich Luxusimmobilien nicht leisten können.

Darin sind sich die Bürger mit ihren politischen Vertretern aus Grünen, SPD und Linken einig. CDU und FDP (sie haben die Mehrheit in der Bezirksvertretung) dagegen genehmigten die Abrisse, weil sie keine Wahl hätten, sie zu verweigern. Begründet wurde das mit dem Eingriff in Eigentumsrechte und eventuellen Regressansprüchen seitens des Investors. Obwohl die Mieter beschlossen hatten, nur gemeinsam Gespräche mit dem Investor, der Oberkasseler Grundstücksgesellschaft, zu führen, sind inzwischen zwei Mietparteien aus der Gemeinschaft ausgeschert und haben sich mit dem Investor geeinigt.

(RP)
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