Pempelfort Mahnmal soll wieder sichtbar sein

Pempelfort · Das 2012 an der Marc-Chagall-Straße eingeweihte Deportations-Mahnmal ist wegen des Baufortschritts kaum noch wahrnehmbar. Es soll jetzt mit einer von der Straße aus erkennbaren Stahlplatte auf der Böschung versehen werden.

 An dem Mahnmal gab es gestern eine Kranzniederlegung anlässlich des heutigen Holocaust-Gedenktages.

An dem Mahnmal gab es gestern eine Kranzniederlegung anlässlich des heutigen Holocaust-Gedenktages.

Foto: Marc Ingel

2012 wurde an der Marc-Chagall-Straße ein Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben, das an die Deportationen von mindestens 6000 jüdischen Menschen aus Düsseldorf und der Region erinnert, die von dort - der nicht mehr genau zu verortenden Augusta-Rampe - zwischen 1941 und 1944 Richtung Osten abtransportiert wurden. Viele starben in Vernichtungslagern. Ein angedeutetes Gleisbett dient dabei als Motiv der Deportation, auf einer liegenden Stele sind die Namen der Konzentrationslager aufgeführt. Die städtebauliche Erschließung des Areals hat seit der Einweihung jedoch immense Fortschritte gemacht, so dass das Mahnmal an seinem Standort erheblich an Wirkung eingebüßt hat. Das soll nicht so bleiben.

In der Sitzung der Bezirksvertretung 1 stellte Peter Henkel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte, gestern die Pläne einer deutlichen Aufwertung des Mahnmals vor. Sowohl von der jüdischen Gemeinde als auch von Anwohnern selbst sei bemängelt worden, dass das Mahnmal kaum wahrnehmbar sei, allein von der Jülicher Brücke habe man noch einen guten Blick auf das von den Landschaftsarchitekten Lützow 7 in Berlin angefertigte und vom Immobilienentwickler Aurelis finanzierte Werk. "Jetzt, wo die Baumaßnahmen in diesem Bereich weitestgehend abgeschlossen sind, sollten wir das Mahnmal aus seinem Versteck wieder hervorholen", sagte Henkel.

Vor die Frage gestellt, erneut Profis mit der Erweiterung des Mahnmals zu beauftragen, habe man sich jedoch für einen anderen Ansatz entschieden. "Wir wollen die Arbeit im Rahmen eines pädagogischen Projekts vollziehen", erklärte Henkel, auch wenn eine Fertigstellung mindestens doppelt so lange (bis zu einem dreiviertel Jahr) dauern werde. Eine Gruppe von Schülern der Jugendberufshilfe soll sich der Umsetzung annehmen. "Dabei handelt es sich in der Regel um junge Männer oft muslimischen Glaubens mit einer schwierigen Bildungsbiografie", erklärte Henkel. Diese seien von der Idee aber sofort sehr angetan gewesen und hätten einen äußerst empathischen und interessierten Eindruck gemacht, berichtete Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner von einer Begegnung.

Vorgesehen ist, eine 1,50 bis 1,80 Meter hohe, von der Straße aus gut zu sehende Kortenstahl (ein wetterfester Baustahl) auf der Böschung gegenüber der liegenden Stele zu errichten, die die Bildsprache des bisherigen Mahnmals aufgreift. Darauf soll die Widmung stehen "Den Opfern der Deportationen". Anschließend soll der Erdwall wieder besät und eine weitere Bodenlampe eingebaut werden, die die Schrift illuminiert. Mit den Schülern aus den Bereichen Metall- und Gartenbau seien bereits Planungsgespräche geführt worden, gestern konnte in der Bezirksvertretung 1 auch ein erstes Modell gezeigt werden. Die Kosten für das Projekt werden sich voraussichtlich auf 12.740 Euro belaufen.

Idee und geplante Ausführung stießen im Stadtteilgremium auf einhellige Zustimmung. Die Grüne Annette Klinke meinte zum Beispiel, sie sei erst kürzlich mit dem Rad am Mahnmal vorbeigefahren und hätte es nicht bemerkt, obwohl sie eigentlich wisse, wo es liegt. Die Sorge der Christdemokratin Sabine Schmidt (CDU), dass Lützow 7 als Urheber des Mahnmals womöglich etwas gegen die Erweiterung haben könnte, konnte Henkel zerstreuen: "Das ist durch einen städtebaulichen Rahmenvertrag geregelt: Die Stadt hat das Recht, bei Bedarf etwas zu ändern. Trotzdem haben wir natürlich mit Lützow 7 das Gespräch gesucht." Der Beschlussvorschlag zur Umsetzung wurde am Ende einstimmig abgesegnet.

(arc)
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