Engagement in Düsseldorf Wo es viel für wenig Geld gibt

Pempelfort · Kirchengemeinden im Stadtbezirk 1 haben eine Broschüre herausgegeben mit Tipps für günstige Mittagstische und Kulturangebote.

 Die Macher der Broschüre „Düsseldorf Eins – viel für wenig“ haben ihr Projekt jetzt in Pempelfort vorgestellt

Die Macher der Broschüre „Düsseldorf Eins – viel für wenig“ haben ihr Projekt jetzt in Pempelfort vorgestellt

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Düsseldorf gilt gemeinhin als die Stadt der Gutbetuchten. Hinter den Kulissen sieht es aber häufig anders aus. Die Altersarmut wächst auch in Düsseldorf, und viele Menschen ziehen sich aus finanziellen Gründen aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Dem möchten die Akteure der Stadtbezirkskonferenz Seniorenarbeit entgegengehen und haben für den Stadtbezirk 1 die Broschüre „Düsseldorf Eins – viel für wenig“ herausgegeben.

Die Broschüre richtet sich an Menschen, die über kein hohes Einkommen verfügen, sagt Rainer Kemberg, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte. „Persönliche Gespräche mit den Menschen haben mir deutlich gemacht, dass gerade das Thema Altersarmut immer relevanter wird“, setzt Regina Arndt, Pastoralreferentin der katholischen Gemeinde Derendorf-Pempelfort, hinzu. Viele hätten wegen steigender Mieten und Lebenserhaltungskosten Probleme. Hinzu komme häufig eine geringe Rente. Das zeige sich auch in der Steigerung der Anträge auf Grundsicherung im Stadtbezirk 1. Für Arndt ist ein Alarmzeichen, wenn sich jemand eine Tasse Kaffee in einem Lokal vom Munde absparen müsse. „Das sollte nicht sein.“

Nachdem dem stadtweiten Fachtag zum Thema Altersarmut und Einsamkeit hatte sich die Stadtbezirkskonferenz der Thematik noch einmal angenommen. Ergebnis ist die Broschüre, die vom Amt für Soziales, Abteilung Seniorenarbeit, finanziert wurde und erst einmal in einer Auflage von 4000 Exemplaren erscheint. Das Heft im Taschenformat bündelt die unterschiedlichsten Angebote des Stadtbezirkes 1. Welche sozialen Einrichtungen gibt es,  und was bieten sie an? Wie kommt man an das SozialTicket des VRR oder an den Düsselpass, der zahlreiche Vergünstigungen und Ermäßigungen ermöglicht? Wer bietet welche Beratung an? Die Broschüre listet auf, welche kostenlosen oder ermäßigten Kultur-, Bildungs- und Sportangebote es gibt.

Sie rät, wo man günstig oder kostenfrei essen und trinken kann. Auch wer preiswerte Haushaltswaren, Kleidung, Elektrogeräte oder Medien sucht, wird in der Broschüre fündig. „Ich war sehr überrascht, wo es überall günstige Mittagstische in der Stadt gibt. Die Mensa in der Kunstakademie war mir beispielsweise neu“, sagt Kemberg. „Ich finde die Kulturliste besonders interessant“, meint Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner, die das Projekt unterstützt. „Wir haben gute Angebote in Düsseldorf, und es ist super, dass die Menschen so davon erfahren“, sagt sie.

Die Macher des Informations-Heftes haben sich bewusst für das Papier als Medium  entschieden. „Natürlich gibt es auch die Senioren-App. Aber viele Senioren schauen lieber in eine Broschüre. Manche können sich auch kein teures Handy leisten oder haben nur ein geringes Datenvolumen zur Verfügung, das sie schonen möchten“, so Kemberg. Das Heft ist handlich und findet unterwegs immer einen Platz. Eine Karte in der Mitte hilft beim Finden der  verzeichneten Adressen.

Auch der Titel der Broschüre war der Stadtbezirkskonferenz wichtig. „Er sollte nicht sofort darauf hinweisen, dass man arm ist, nur, weil man so eine Broschüre hat“, sagt Arndt. Armut ist für viele ein Stigma und ein Grund zur Scham. Dabei könne sie jeden treffen, es reiche schon, wenn die Rente klein ausfällt oder Mieten nicht mehr bezahlbar sind. „Wir möchten dazu beitragen, dass man öffentlich über das Thema sprechen kann und Akzeptanz und Empathie fördern“, so die Pastoralreferentin.

Der Stadtbezirk 1 unterscheide sich von anderen Bezirken darin, dass besonders viele ältere alleinstehende Frauen von Armut betroffen sind, so Arndt. Im Allgemeinen sei die Altersarmut dort aber nicht größer als in anderen Stadtgebieten. „Ich glaube aber nicht, dass es irgendeinen Stadtbezirk gibt, in dem nicht irgendein Sozialraum von Altersarmut betroffen ist“, so Kemberg.

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