Pempelfort 50 Teddys mit einer Geschichte

Pempelfort · Fast wäre Hildegard Stemmlers Sammlung selbstgenähter Stofftiere im Müll gelandet. Inzwischen wird sie im Haus Katharina Labouré ausgestellt und sorgt dort für viele entzückte Blicke, Fragen und auch Kaufgebote.

 Jeder Bär hat einen eigenen Namen und trägt die Initialen von Hildegard Stemmler.

Jeder Bär hat einen eigenen Namen und trägt die Initialen von Hildegard Stemmler.

Foto: Andreas Endermann

Nein, die Teddybären sind nicht käuflich: Diesen Satz müssen die Mitarbeiter des Katharina-Labouré-Hauses immer wieder Besuchern sagen. Und immer wieder bekommen sie dann enttäuschte Blicke. Denn jeder würde nur allzugern einen der Teddys aus der Vitrine im Foyer des Seniorenheims mit nach Hause nehmen und kann nicht verstehen, dass zum Beispiel "Yeti", ein besonders fluffiges Exemplar aus Nerz auf einem Schaukelstuhl, oder "Einstein", der mit der Pfote am Maul etwas sehr Grüblerisches an sich hat, nicht zu kaufen sein sollen. Versucht wird es trotzdem: Doch selbst hohe Gebote werden abgelehnt.

Fast wären die 50 selbstgenähten Stofftiere allerdings im Müll gelandet. Denn als Hildegard Stemmler ihre Wohnung auflösen musste, um ins Seniorenheim zu ziehen, wollte sie diese und die damit verbundenen Erinnerungen eigentlich nicht mitnehmen. "Die Teddys habe ich früher mit meinem Mann zusammen gemacht", sagt die 70-Jährige. Er habe sich vor allem um die Schnittmuster und Schablonen für die Stofftiere gekümmert, die alle anders aussehen: Einige sind nur knapp 13, andere knapp 40 Zentimeter groß. Einer hat eine rot-bräunliche Fellfarbe wie ein Fuchs und heißt deswegen Foxi. Dagobert wiederum sitzt auf einer Bank und hat viele goldfarbene Taler neben sich aufgestapelt und hält einen in der Pfote. In einem kleinen Ringordner, der sich wie ein Katalog liest, hat sie mit ihrem Mann jedes einzelne Kuscheltier mit Foto, Name, Größe und "Geburtsdatum" (Tag, an dem das Exemplar "fertig" wurde) festgehalten. Ein Hobby, das sie lange und mit viel Hingabe mit ihrem Mann gepflegt hat.

Als er verstirbt, verliert sie nach und nach das Interesse daran. Seit ihrem Schlaganfall kann sie auch nicht mehr wie früher so oft nachmittags ihre kleinen Lieblinge nähen, ausstatten und dekorieren. "Mein Pfleger Sascha Gäding hatte mich bei der Wohnungsauflösung begleitet und meinte, ich sollte die Teddybären unbedingt mitnehmen", sagt die 70-Jährige. Seinem Enthusiasmus habe sie sich schließlich gebeugt, sagt sie und lächelt. Das Seniorenheim in Trägerschaft des Verbunds Katholischer Kliniken hat dann für die Sammlung sogar eine Vitrine mit Innenbeleuchtung im Foyer bereitgestellt.

Dort sorgen Silvester, Yeti, Foxi und die vielen anderen Bären für viele entzückte Blicke. Auch Wolfgang Thulke, der ehrenamtlich in dem Pempelforter Seniorenheim arbeitet, ist schon oft stehen geblieben und hat sich die vielen unterschiedlichen Exemplare angesehen. Die Teddys seien mit so viel Liebe zum Detail und so professionell genäht, dass ihr Anblick einen regelrecht rühre, sagt er.

Auf die Idee, Stofftiere zu nähen, kam Stemmler per Zufall: "Ich hatte als Kind nie einen schönen Teddybär. Aber irgendwann sah ich mal auf einer Bastel-Messe, wie jemand einen zusammennähte. Das fand ich faszinierend." Die besonders kleinen Exemplare, stellte sie dann fest, machen die meiste Arbeit mit Nadel und Faden.

Auch wenn viele Menschen immer wieder fragen, ob denn nicht wenigstens einer der Teddys zu kaufen sei, bleibt die 70-Jährige dabei: "Die sind nicht käuflich! Denn hier können sie vielen Menschen eine Freude machen." Und außerdem wolle sie sich nicht von ihren Lieblingen trennen. Oder sie gar auseinanderreißen.

(semi)
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