Oberkassel Törtchen wie bei Hollands Königspaar

Oberkassel · Die Stammgäste des neuen Cafés "Momania" in Oberkassel schätzen die Wohnzimmer-Atmosphäre mit Spitzendeckchen und Goldrand-Service. Früher standen an dieser Stelle ein Wolllädchen und eine Fahrschule.

 Monika Kucia in ihrem heimeligen Café "Momania" in Oberkassel. Neben Kaffee und Törtchen bietet sie auch Mode an.

Monika Kucia in ihrem heimeligen Café "Momania" in Oberkassel. Neben Kaffee und Törtchen bietet sie auch Mode an.

Foto: Andreas Endermann

Wer hätte gedacht, dass das niederländische Königshaus und Düsseldorfs Genießer offenbar die gleichen Vorlieben teilen - zumindest, wenn's um Törtchen geht. Denn die fabriziert ein holländischer Pâtissier für beide Adressen: das Schloss in Den Haag und das neue Café "Momania" in Oberkassel. Dass dieser heimelige Ort an der Drakestraße schon kurz nach der Eröffnung etliche Stammgäste anzieht, die zumindest an Wochenenden geduldig auf freie Plätze warten, hat aber vermutlich noch andere Gründe.

Einer dürfte zweifellos die Chefin sein: Monika Kucia, die in den letzten Wochen immer wieder begeistert die Geschichte ihres Cafés erzählt hat. Diese begann vor vielen Jahren, als sie noch ein kleines Mädchen war und in der Nähe von Breslau lebte. "Während andere Mädchen Prinzessin spielten, habe ich meiner Oma beim Backen zugeschaut." Schon damals habe sie von einem eigenen Café geträumt. Sie hat dann aber erst mal in der Modebranche Karriere gemacht, ist vor 18 Jahren nach Deutschland gekommen und hat hier ihren späteren Mann kennengelernt, "natürlich in einem Café."

Eines Tages bummelte das Paar durch Oberkassel und sah plötzlich, dass an der Drakestraße die ehemaligen Räume eines Wolllädchens und einer Fahrschule renoviert wurden. "Ich wusste sofort: Das ist mein Platz", erinnert sich Monika Kucia. Bis zur Eröffnung hat es dann doch noch mal ein paar Monate gedauert, erst mussten die bestellten Stofftapeten mit den Riesen-Stiefmütterchen aus Italien eintreffen, der Betonfußboden den richtigen Schliff bekommen und die Möbel zusammengetragen werden. Vieles stammt von belgischen Flohmärkten, manches sind Erbstücke von den Schwiegereltern, das Prachtstück von einem Sofa aus lilafarbenem Samt ist dagegen eine Spezialanfertigung.

Vermutlich schätzen ihre Stammgäste genau diesen Stil-Mix und die behagliche Wohnzimmer-Atmosphäre, "die es in polnischen Cafés ganz häufig gibt." Und dann erst die Törtchen: Macadamia-Schnittchen (Sahnewölkchen mit Biss), kleine Schokokuppeln mit fruchtigem Mangokern, Trüffeltorte oder Cheesecake mit einem Boden, der nach Gewürzspekulatius schmeckt, Windbeutel mit Nuss-Kaffee-Füllung und selbstverständlich der Sandkuchen ihrer Großmutter - alles die pure Sünde. Dazu wird ein exzellenter Kaffee im hauchzarten Goldrand-Service serviert. Und an der Theke gibt es eine Auswahl kleiner Mitbringsel von feinen Schokoladen-Sorten bis hin zum Candy-Lutscher.

Die Gäste sitzen an vier kleineren Tischen und einem großen Tisch, was sich vor allem an den Wochenenden, wenn es voll wird, als sehr kommunikativ erweist. "Alle reden miteinander" - wenn sie nicht gerade an einer Kleiderstange stöbern. Daran hängt die Kollektion des jungen polnischen Labels "Lookbook" - Kleider und Blusen aus gemusterten Seidenstoffen, die an die Mode der 1930er-Jahre erinnern.

Anfang nächsten Jahres will Monika Kucia ihr Sortiment noch erweitern: Dann sollen außer französischen Limonaden auch Wein und diverse Likörchen ihren Gästen die Nachmittage versüßen. Denn das ist ihr schon nach dieser kurzen Zeit klar geworden: "Die Oberkasseler trinken gern einmal ein Gläschen." Und sie lieben offenbar die selbstgehäkelten Spitzendeckchen ihrer Mama. Die verschwinden nämlich immer mal wieder auf rätselhafte Weise.

(RP)
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