Düsseldorf Oberkassel Auf Samtpfoten in die Herzen der Halter

Düsseldorf · Heike Reinecke und Andreas Schlieper sind den Spuren berühmter Menschen und ihrer Katzen nachgegangen und haben Überraschendes entdeckt. Darüber berichten sie in ihren neuen Buch.

 Andreas Schlieper und Heike Reinecke mit Gustav, ihrem eigenwilligen Familienkater.

Andreas Schlieper und Heike Reinecke mit Gustav, ihrem eigenwilligen Familienkater.

Foto: Anne Orthen (ort)

Kater Gustav ist eigenwillig. Seine Reaktion auf den Besuch ist zunächst distanziert. Doch dann pirscht er sich heran und beäugt mit seinen jadegrünen Augen neugierig die auf dem Boden abgestellte Tasche. Uninteressant! Leicht arrogant wendet er sich ab und flüchtet. „Er ist unser Problemkater“, sagen die Eheleute Heike Reinecke und Andreas Schlieper. „Wir hätten gern zwei Katzen, aber Gustav würde auf die Konkurrenz empfindlich reagieren.“ Kämpfende Kater könnten sich sogar Krankenhausreif beißen. „Gustav haben wir im Tierheim Herne gesehen und sofort hat er sich an uns herangeschmissen“, erklärt Schlieper. Seit sechs Jahren lebe er in der Familie; „man kennt sich“. Er ruhe in sich selbst, ein Kampfkater in Schmuse-Stellung, fügt Schlieper hinzu.

Die Eheleute wissen viel über Katzen, sind aber „nicht typische Katzenliebhaber“, wie sie betonen. Trotzdem haben sie ein ganzes Buch über die „Samtpfoten“ geschrieben mit dem Titel „Legendäre Katzen und ihre Menschen“. Wer nun glaubt über Pflege, Haltung und Eigenarten von Katzen unterrichtet zu werden, der irrt. Denn der Leser wird überrascht mit Details über berühmte Menschen und ihre Katzen – was hochspannend ist. Dass Schriftsteller Ernest Hemmingway (1899-1961) ein Katzenfreund war und in seinem zum Museum umfunktionierten Wohnhaus in Key West heute noch ganze Katzengenerationen leben, ist bekannt. Auch dass seine Liebe soweit führte, dass er eine Katze mit einer zusätzlichen Zehe züchtete. Aber wer weiß schon, dass der französische Schriftsteller Charles Baudelaire (1821-1867) kaum an einer Straßenkatze vorübergehen konnte, ohne sie zu streicheln. Oder dass Winston Churchill (1874-1965), Soldat und Politiker, ein Leben lang Katzen liebte. Mehr noch, zu lesen ist, dass Churchills „Liebe seines Lebens“ Jock war, eine „Marmelade cat“ mit orangem Fell. Oder dass die französische Schriftstellerin Sidonie-Gabrielle Colette (1873-1954) eine Unterhaltung mit einer Katze führte, der sie auf einem Bürgersteig in Manhattan begegnet war.

Das Autoren-Duo stellt auf 214 bebilderten Seiten das wenig bekannte Privatleben berühmter Menschen und ihre Katzen vor. „Wir haben vor sechs Jahren mit dem Thema angefangen und Menschen gesucht, die Positives über Katzen sagen,“ so Schlieper, und seine Frau ergänzt: „Wir haben gelesen und gelesen, hauptsächlich Biografien, denn Suchmaschinen waren keine große Hilfe.“ Goethe soll zwei Katzen gehabt haben, „wir haben aber keine Belege dafür gefunden“.

Die Beiden sind ein eingespieltes Team, haben schon etliche Bücher verfasst, wobei er als Pensionär schon mehr vorweisen kann, „Rufus – der Katzenphilosoph“ zum Beispiel oder „Rendevous mit Oktopus“ oder „Tractatus Satanicus – Die Geschichte des Teufels, von ihm selbst erzählt“. Sie dagegen ist noch berufstätig, arbeitet bei der Landesregierung. „Anfangs hat mein Mann geschrieben, ich habe die Manuskripte gelesen und redigiert.“ Doch dann hatte sie im Urlaub eine zündende Idee, die auch ihrem Mann gefiel: Krimis schreiben. „Toscana-Krimis“, wie sie sagt. „Kalte Schatten über der Toscana“ sei ihr erster Roman gewesen, der zweite folgte mit „Mord in der Toscana“. „Jetzt arbeiten wir am dritten Band“, verraten sie.

Seit vielen Jahren leben Heike Reinecke und Andreas Schlieper in Düsseldorf und haben in einem Hinterhof Oberkassels ein gemütliches Häuschen gemietet. Das wohl kleinste im Stadtteil, denn der Baugrund ist schmal bemessen, die Räume sind sozusagen übereinandergestapelt. Ein kleiner Garten schließt sich an, der zum Bedauern von Heike Reinecke vernachlässigt wird. „Er muss unter unserer Schreiberei leiden.“

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