Düsseldorf Oberkassel Karten für alle Fälle aus einer Hand

Fast 30 Jahre lang gibt es den kleinen Verlag „Edition Eichenauer“. Die Grußkarten werden in Handarbeit hergestellt.

 Martina Märkle und Georg Eichenauer präsentieren Karten und Kalender mit Düsseldorfer Ansichten. Sie verkaufen auch Kartenständer, die sie je nach Kundenwunsch individuell gestalten.

Martina Märkle und Georg Eichenauer präsentieren Karten und Kalender mit Düsseldorfer Ansichten. Sie verkaufen auch Kartenständer, die sie je nach Kundenwunsch individuell gestalten.

Foto: Anne Orthen (ort)

Georg Eichenauer hatte einen guten Job. Er war als leitender Angestellter für den technischen Bereich der Rheinischen Post zuständig und Projektleiter bei der Umstellung vom Buchdruck auf Offset. Eigentlich kein Grund für den vierfachen Familienvater, sich beruflich zu verändern - wäre da nicht die Fotografie gewesen, die er leidenschaftlich als Hobby betrieb. Sie ermutigte ihn schließlich, einen kleinen Karten- und Kalenderverlag unter dem Namen „Edition Eichenauer“ zu gründen.

Der Hobby-Fotograf mit Wohnsitz Oberkassel brach aber die Brücke zum Brotberuf nicht ab, sondern vereinbarte mit der Geschäftsführung der RP nebenberuflich weiterarbeiten zu können. Erst als sein kleiner Verlag die Familie ernähren konnte, konzentrierte er sich ganz auf die Produktion und den Vertrieb von Ansichts- und Doppelkarten wie auch Fotokalendern.

Angefangen hat alles in Worpswede. „Ich hatte einen Film über das Künstlerdorf mit seinem mystischen Umfeld gesehen und war beeindruckt“, sagt Eichenauer. Drei Jahre sei er in seiner Freizeit dorthin gefahren und habe Foto um Foto gemacht, immer auf der Suche nach dem Besonderen. „Ich wohnte zu der Zeit bei Bauer Johann.“ Er habe ihn unterstützt und ihm den Weg zu einer Ausstellung im Verkehrsverein Worpswede geebnet. Über den Erfolg staunt der heute 73-Jährige noch immer. „Ich habe dort 117 Fotos verkauft.“

Ansporn für ihn, aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Er begann, seine im Labor entwickelten Fotos auf Karton zu kleben und machte aus ihnen Ansichtskarten, Glückwunschkarten und auch Trauerkarten. Mit seinen Produkten ging er dann im wahrsten Sinne des Wortes hausieren, bot sie aber nur in  Fachgeschäften an.  Zuerst in und um Worpswede herum, dann in anderen Städten Norddeutschlands.

Nachdem er im Norden Fuß gefasst hatte, verlegte er seine Produktion in die „Heimat“, nach Düsseldorf. Der damalige Droste-Verlag half beim Start in die Landeshauptstadt und wurde ein guter Kunde. Die Betriebskosten blieben im Rahmen, weil er in seiner Wohnung an der Wildenbruchstraße arbeiten konnte. Als dort das Haus verkauft wurde, wechselte die Familie für fünf Jahre nach Volmerswerth. „In Oberkassel fand ich zu der Zeit keine Wohnung, Familie und Verlag unterzubringen.“

Mit viel Kreativität gelang es Eichenauer, mit immer wieder neuen Motiven und Perspektiven für seine Kartenproduktion zu überzeugen, wobei Düsseldorfer Ansichten, gebündelt auf einer Karte bis heute Renner sind. Der Erfolg blieb ihm treu, obwohl mit der Aufgabe des Sternverlages ein wichtiger Kunde wegfiel. „So wie ein ins Wasser geworfener Stein immer weitere Kreise zieht, haben meine Verlagsaktivitäten stetig zugenommen“, beschreibt Eichenauer sein berufliches Glück. Bis heute werde auftragsbezogen und von Hand produziert. Jetzt aber nicht mehr von ihm, sondern von Martina Märkle, langjährige Mitarbeiterin der „Edition Eichenauer“. Zunächst übernahm sie nur einen Teil, die Produktion des Verlages,  2016 hat sie dann den gesamten Betrieb übernommen.

Doch ohne den 73-Jährigen vierfachen Großvater geht es nicht. Denn er macht nach wie vor die Fotos, sie das Drumherum, unterstützt von einem Labor, das die Fotos wie gewünscht so liefert, dass Martina Märkle, Mutter dreier Kinder, sie per Hand auf Karton oder Papier kleben und zu den Kunden schickt kann. Trotz Internet und seinen Möglichkeiten der Kommunikation, sind die Postkarten auch heute noch gefragt, denn die Auflagen allein für Düsseldorf werden mit 14.000, für Oberkassel mit 1000 pro Jahr angegeben. Einen kleinen Einbruch gibt es bei den Doppelkarten. „Manche scheuen davor zurück, das blanke Innere einer Doppelkarte mit einem Text zu füllen“, sagt Martina Märkle, fügt jedoch schnell hinzu: „Es wird aber noch geschrieben.“

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