Oberkassel Improvisations-Theater für Demenzkranke

Oberkassel · Das Theaterprojekt für Demenzkranke sollte schon längst gestartet sein. Doch eine Betreuungs-Assistentin, die sich schon Tänze ausgedacht hatte, ist erkrankt und fällt für lange Zeit aus.

Peter Wienß, Chef des "Leben im Alter Zentrums der Diakonie" in Oberkassel und Bettina Orthey, Leiterin der Sozialen Dienste und des Zentrums plus, bedauern das sehr."Wir haben schon viel vorgeplant und mit ,Liebesgeschichten' bereits ein Thema gefunden", sagt Bettina Orthey. "Leider müssen wir vorerst darauf verzichten."

Trotzdem sei die Idee noch nicht vom Tisch. "Wir schwenken einfach um und machen zur Überbrückung ein Improvisations-Theater daraus." Das Konzept stehe allerdings noch nicht. "Wir haben aber schon Ersatz bekommen und nun wieder sechs Betreuungs-Assistenten (fünf Frauen und ein Mann), die helfen, den Alltag unserer Bewohner des Dorothee-Sölle-Hauses zu vergolden." Dank des neuen Pflegestärkungsgesetzes, das am 1. Januar 2015 beschlossen wurde. "Wir haben jetzt für jeden Bereich des Hauses ausgebildete Betreuungs-Assistenten, die nicht in die Pflege eingebunden sind, sondern nur für Anregungen und Freizeitgestaltung sorgen", ergänzt Wienß. "Sie können mit den Bewohnern Spazieren gehen, malen, singen, basteln, Ausflüge machen oder mit ihnen Gesprächskreise bilden."

Wienß weist auf eine weitere Neuerung hin: "Es werden jetzt diejenigen, die an Demenz leiden, nicht mehr von den anderen getrennt. Dank des neuen Pflegegesetzes können wir integrativer arbeiten und alle mit ins Boot holen." Was dann auch hochwillkommen ist, denn 80 Prozent der im Hause lebenden 78 Bewohner leiden an Demenz. Wienß: "Wir unterscheiden drei Schweregrade. Die erste und zweite Phase der Erkrankung und schließlich die dritte, wenn die Menschen keinen Kontakt mehr aufnehmen können."

Demnächst können sich alle über das neue "Nähstübchen" freuen, das im nächsten Monat eröffnet wird. "Damit wollen wir alte Fähigkeiten wie Nähen wieder in Erinnerung bringen", sagt Bettina Orthey. "Zum Beispiel durch Herumreichen von Wäschestücken. Fühlen und Sehen regen vielleicht an, die einmal erlernten Fähigkeiten wieder zu entdecken." Eine andere, schon erprobte Erinnerungskultur, ist die Kommunikation über den Gesang. Wenn Bettina Orthey zur Gitarre greift und den Hans-Albers-Song "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" anstimmt, dann wird eifrig mitgesungen.

Apropos Singen: Bettina Orthey ist mit der Gitarre nicht nur in ihrem Arbeitsumfeld unterwegs. Regelmäßig lädt sie zum Stadtteilsingen auf öffentlichen Plätzen ein. Mit "Tanze mit mir in den Morgen" oder "Bye, bye Love" wie auch "Die Gedanken sind frei", um nur einige zu nennen, animiert sie Passanten, eine kurze Weile innezuhalten und mitzusingen. Egal ob auf den Stufen von St. Antonius wie beim Luegalleefest, oder am Brunnenrand auf dem Barbarossaplatz. Der nächste Treff zum gemeinsamen Singen ist im Orgelbistro "Em Örjelche", im Schatten der Auferstehungskirche. Der Termin ist am 10. Dezember, 17 Uhr. "Dann singen wir Adventslieder", verspricht die rührige Diakonie-Mitarbeiterin.

(RP)
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