Oberkassel Hommage an Schäfer Siegfried

Oberkassel · Die Schafe des Hirten von Oberkassel ließen sich nicht erschrecken.

 Schnauzer Jonas liegt einträchtig inmitten der Schafsherde auf der Oberkasseler Rheinwiese.

Schnauzer Jonas liegt einträchtig inmitten der Schafsherde auf der Oberkasseler Rheinwiese.

Foto: Barbara Zimmermann

Angesichts des Prozesses um Mischlingshündin Lady, die zwölf Schafe zu Tode gestresst haben soll, erinnert sich RP-Leserin Barbara Zimmermann wehmütig an Gerhard Siegfried. Also jenen Schäfer, der bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr rund 35 Jahre lang seine Herde auf den Oberkasseler Rheinwiesen hütete. Siegfried, der aus einer Dynastie von Hirten stammte, konnte weder lesen noch schreiben - galt aber als hervorragender Hirte. Über den Zivilprozess, der derzeit vor dem Landgericht verhandelt wird, hätte er sich regelrecht "schlapp gelacht", schreibt Zimmermann in ihrem Leserbrief an unsere Redaktion.

Zimmermann, die sich als "alteingesessene Oberkasslerin" bezeichnet, traf Siegfried häufig bei ausgedehnten Spaziergängen mit ihrem Schnauzer Jonas. Er sei ein eher wortkarger Typ gewesen, erinnert sie sich. Ihr Hund habe sich, auch ohne Leine, völlig frei inmitten der Herde aufhalten können. "Und kein Schaf, das seiner ansichtig wurde, ist am Schock gestorben", sagt Barbara Zimmermann.

Über jenen Schäfer, der nun den tragischen Verlust von zwölf Schafen beklagt und deshalb einen Schadensersatz in Höhe von 2900 Euro fordert, kann sich die Düsseldorferin daher nur wundern. Siegfrieds Schafe, "manchmal tausend an der Zahl", seien "deutlich weniger schreckhaft gewesen". Ob dies nun an Siegfrieds Fähigkeiten als Hirte lag, oder an der Unerschrockenheit seiner Schafe, weiß Barbara Zimmermann nicht. Sie ist sich aber in einem sicher: Dass Gerhard Siegfried den Prozess "von Wolke Sieben aus" mit einem Schmunzeln beobachte.

Im September 2011 hatte sich Mischlingshündin Lady in die Herde eines Wanderschäfers verirrt. Laut Anklage soll sie die weidenden Schafe derart erschreckt haben, dass zwölf der Tiere am Stress gestorben seien. Ladys Halterin, nebenberuflich Leiterin einer Hundeschule, widerspricht diesen Schilderungen. Lady sei "klein, lieb und nicht wild". Zu einem Urteil in dem Fall, der diese Woche verhandelt wurde, kam es noch nicht.

(RP)
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