Oberkassel Fiktives Buch mit realem Oberkasseler Hintergrund

Oberkassel · Er geht mit wachen Augen durch "seinen" Stadtteil, sieht, spürt, entdeckt, fabuliert und macht schließlich seine Beobachtungen in einem 400 Seiten starken Buch unter dem Titel "Jan Wellem im Salon - Düsseldorfer Eskapaden" zum Lese-Spaß. Martin Roos, unter anderem Autor und Journalist, widmet sich in seinem Werk der feinen Gesellschaft, und wo könnte das besser geschehen als in Oberkassel. Denn auf dem Barbarossaplatz hat alles angefangen, liegt der Hort seiner Inspiration.

"Lange habe ich die Szene, das ,süße Leben' auf dem Platz mit seinen Terrassencafés und Restaurants beobachtet", sagt Roos und kommt zu dem Schluss: "Es geht uns gut, wie damals zu Jan Wellems barocken Zeiten." Schon immer habe er vorgehabt, dass Jan Wellem eine Rolle in seinem Buch spielen müsse. Es ist aber nicht der Kurfürst und seine Frau Anna de Medici, die im Zentrum stehen, sondern ein fiktiver Schönheitssalon. Dort sind sie lediglich durch ihr Porträt präsent. Dieser Schönheitssalon ist allerdings so gar nicht fiktiv. Denn Vorbild ist die inhabergeführte Parfümerie Nagelschmitz an der Dominikanerstraße. "Sie ist mein Salon", gibt Roos preis. Dort arbeite Jean Baptist Dänzer-Valotti, die Hauptfigur seines Buches. Stammkunden könnten ihn "Schabes" nennen und ihre Sorgen bei ihm abladen.

Unschwer zu erraten, dass Roos dabei an Heinrich Nagelschmitz gedacht hat, den geschätzten Parfümerie-Spezialisten. Ich wollte ihn eigentlich mit Namen nennen", sagt Roos, "aber das wollte er nicht". Trotzdem entspann sich ein lebhaftes Gespräch, als sich die beiden auf dem Barbarossaplatz trafen. Hinter dem fiktiven italienischen Restaurantbesitzer Matteo Alberti, dessen Name an den Baumeister Jan Wellems erinnert, könnten die Saittas stecken. Die erlesenen Speisen allerdings hat Roos sich anderswo abgeguckt. "Ich habe alle Angebote vom Oberkasseler Weihnachtsmarkt abgeschrieben." Egal ob der Kiosk an der Ecke Cheruskerstraße, das Café Muggel, die Polizeiwache oder die grünen Bänke auf dem Barbarossaplatz - Roos hat die gesamte Szenerie in seinem Werk berücksichtigt. Vielleicht gibt es den einen oder anderen, der sich wiedererkennt. "Ich wollte der Gesellschaft zwar den Spiegel vorhalten, sie aber nicht bloßstellen." Alles sollte mit Humor betrachtet werden.

Lesungen Mittwoch, 7. Juli, 20 Uhr, Verkehrs- und Verschönerungsverein, San-Remo-Straße 6, Donnerstag, 8. Juni, 19 Uhr, Dorfschänke, Alt-Niederkassel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort