Oberkassel Eine neue Orgel für St. Antonius

Oberkassel · Seit Anfang September geht der Aufbau des neuen Instruments in der Oberkasseler Pfarrkirche sichtbar voran. Ende des Jahres soll weitgehend alles fertig sein. Im Juni 2016 soll sie von Generalvikar Dominik Meiering geweiht werden.

 Orgelbauer Rainer Knittel (links) und Kirchenmusiker Markus Hinz auf der Orgelbaustelle. Das linke Schwellwerk ist fertig, das rechte in Arbeit.

Orgelbauer Rainer Knittel (links) und Kirchenmusiker Markus Hinz auf der Orgelbaustelle. Das linke Schwellwerk ist fertig, das rechte in Arbeit.

Foto: Andreas Bretz

Flatterbänder sind gespannt, Kirchenbänke zur Seite gerückt und an diesem wie auch an einigen anderen Tagen ist die Pfarrkirche St. Antonius nur durch die Seiteneingänge zu betreten. Denn fast wöchentlich werden weitere sperrige Teile von der Leonberger Orgelbaufirma Mühleisen für die Hauptorgel geliefert, die gerade aufgebaut wird. Oben auf der Empore, die von den aus dem Süddeutschen angereisten Orgelbauern Theo Holder, Thomas Beier und Rainer Knittel (Geschäftsführer) in eine Werkstatt verwandelt wurde. Eifrig wird gesägt, gehämmert, gebohrt und so mancher Kirchenbesucher muss eine profane Geräuschkulisse hinnehmen. "Noch bis Ende des Jahres", verspricht Knittel. Denn dann sei der technische Aufbau der Orgel abgeschlossen, und im Januar könne die Intonation beginnen. Im Juni 2016 soll Generalvikar Dominik Meiering die Hauptorgel weihen.

Ein Tag, auf den sich Kirchenmusiker Markus Hinz besonders freut. Denn der Weg zu einer neuen Orgel war lang, begann 2001, als Hinz sein Amt als Kantor in St. Antonius antrat. Damals habe man ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, den Bau einer neuen Orgel zu begleiten, erinnert er sich. "Doch dann stand zunächst der Bau des neuen Canisiushauses im Vordergrund." Als sich herausstellte, dass die Spieltechnik der Seifert-Orgel völlig veraltet und zum Teil unspielbar ist, wurden die Orgelplanungen 2006 wieder aufgenommen. "Eine Restaurierung des alten Instruments ergab keinen Sinn, weil die Seifert-Orgel von 1955 keine lupenreine historische Orgel war, sondern schon damals Pfeifen aus den 1930er Jahren wiederverwendet worden waren."

Apropos: Die Kirchengemeinde hat Erfahrung mit dem Einbau von altem Material in neue Instrumente. Denn auch in die 2012 geweihte Chororgel, die sich in einem Seitenschiff von St. Antonius befindet, wurden Teile der alten Orgel, die aus der stillgelegten Christus-König-Kirche stammten, wiederverwendet. Und in die neue Emporenorgel wird ebenfalls Material (60 Prozent) der alten Seifert-Orgel integriert. Einige Pfeifen sind schon einsatzbereit, derzeit aber noch im Vorraum der Kirche gelagert. "Mit dem alten Pfeifenmaterial und neuen Registern schaffen wir die einmalige Gelegenheit, eine symphonische Emporenorgel zu bauen", sagt Hinz. "Auf der Basis des neobarocken Materials, ausgewählter Schlagwerke und einer computergesteuerten Sinua-Technik erreichen wir ein völlig neues Klang-Spektrum im Kirchenraum."

Vervollständigt werden soll es durch das in der Romantik beliebten Fernwerk oberhalb der Kuppel - ein Wunschtraum von Hinz. "Es ist fest vorgesehen und soll in drei bis vier Jahren realisiert werden." Dann werden die Kirchenbesucher nicht nur von hinten beschallt, "sondern können hören, wie der Klang sich im Raum ,bewegt'". Das Fernwerk solle als dritter Teil der Orgelanlage symbolisch die Musik vom Himmel nach unten tragen, die Hauptorgel Gesang und Gebet der Gläubigen begleiten und die Chororgel für Werktagsmessen genutzt werden.

Die Gemeinde will mit ihrer dreiteiligen Musikanlage ein facettenreiches Kulturangebot für religiöse und weltliche Programme entwickeln. Zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Tonhalle. Wer beim Aufbau helfen will, kann eine Patenschaft für Pfeifen oder ganze Register der neuen Orgel übernehmen.

(RP)
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