Tischlermeisterin aus Düsseldorf-Oberkassel Angelika Löffelsend schreinert wieder

Düsseldorf Oberkassel · Seit 45 Jahren besteht die Schreinerei an der Lanker Straße in Oberkassel. Gegründet wurde sie von Angelika und Ralf Löffelsend. Aus Altersgründen wollen sie aufhören und hoffen auf die Übernahme durch einen Schreinermeister.

 Tischlermeisterin Angelika Löffelsend ist in die Werkstatt zurückgekehrt, weil ihre Angestellten gekündigt hatten. Der Mietvertrag läuft Ende des Jahres aus.

Tischlermeisterin Angelika Löffelsend ist in die Werkstatt zurückgekehrt, weil ihre Angestellten gekündigt hatten. Der Mietvertrag läuft Ende des Jahres aus.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Sie ist Seniorin, könnte es sich eigentlich auf dem Rentnerbänkchen bequem machen. Macht sie aber nicht, denn Schreinermeisterin Angelika Löffelsend steht wieder an der Hobelbank. Allerdings nicht ganz freiwillig, denn seit eineinhalb Jahren sucht sie vergeblich einen Nachfolger für ihren Schreinerbetrieb im Hinterhof an der Lanker Straße 8.

Ihre Enttäuschung kann sie nicht verbergen, vor allem nicht über ihren „Ziehsohn“, der 21 Jahre als Lehrling und Geselle im Betrieb arbeitete. Auf ihn hatte sie alle Hoffnungen gesetzt, doch „er wollte den Betrieb dann doch nicht übernehmen, weil er Familie hat und die Abende frei haben wollte“.

Auch der Lehrling habe sich nach bestandener Prüfung eine neue Stelle gesucht. „Es bleibt mir nichts anderes übrig, als selbst den Betrieb aufrecht zu halten“, sagt Angelika Löffelsend, „denn mein Mann ist längst aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden.„ Es sei keineswegs nur eine Last, sie arbeite seit 53 Jahren gern in diesem Beruf.

Allerdings bedeute er auch Schwerstarbeit, und sie werde ja nicht jünger. „Ich hoffe, bis zum Oktober einen Nachfolger für meine Werkstatt mit ihren 3000 Kundendaten gefunden zu haben.“ Gratis dazu gibt es das idyllische Ambiente eines Hinterhofes mit Pfirsichbaum und üppigem Kamelien-Strauch. „Ich habe ihn selbst gepflanzt.“ Finde sich niemand, der den Betrieb übernehme, müsse sie ihn auflösen.

Das wäre eine herbe Enttäuschung für sie, denn ihr „Herzblut“ hängt an der Schreinerei, die sie vor 45 Jahren gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Rolf gründete. Schwerpunkt: Restaurierungen, egal aus welcher Epoche. „Wir waren zwei Jahre nur zu zweit, nur Mann und Frau“, erzählt die (fast) zweifache Großmutter, die von der gelernten Arzthelferin beim ehemaligen Oberkasseler Orthopäden Querling in den Handwerksberuf wechselte. „Ich bin bei meinem Mann in die Lehre gegangen und habe anschließend den Meister gemacht.“

Ein familiärer Betrieb, der ein paar Häuser weiter auf 15 Quadratmetern startete. 1981 wechselte er in den Hinterhof Lanker Straße 8 und entwickelte sich dort zum Geheimtipp. „Unsere Adresse wurde von einem Kunden zum anderen weitergegeben. Trotz Scheidung von Ehemann Rolf arbeiteten die beiden zusammen, zwei Gesellen konnten eingestellt werden und auch Lehrlinge.

Die Löffelsends beließen es aber nicht bei den üblichen Arbeiten einer Schreinerei, sondern überraschten mit neuen Ideen. „Wir waren einer der ersten Betriebe, die Rochenleder verarbeiteten, indem wir Möbel damit belegten.“ Es sei wichtig gewesen, auf der Höhe der Zeit zu sein. „Deshalb haben wir geforscht, wie wir unseren Handwerksbetrieb attraktiver machen können. Unsere Recherchen haben ergeben, dass Rochenleder im Art-Deco zu exklusiven Möbeln verarbeitet wurde. „Wir haben dann Einrichtungen und sogar Schmuck aus Rochenleder in unser Programm aufgenommen.“

Jetzt bleibt nur die Hoffnung, möglichst schnell einen Nachfolger zu finden.“ Denn bevor das Ende nahe, „möchte ich ihm nicht nur meinen Betrieb übergeben, sondern auch mein über Jahrzehnte gesammeltes Wissen vermitteln und ihn unterstützen“. Es wäre schade, wenn es verloren gehe.

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