Oberkassel Die Pubertät auf die Schippe genommen

Oberkassel · Der Entwurf von David Fries, Schüler der Klasse 6c des Comenius-Gymnasiums, siegte beim Senatoren-Wettbewerb der Weißfräcke.

 David Fries mit seinem prämierten Entwurf. Im Hintergrund der "pubertäre" Karnevalswagen mit dem jungen Bau-Team.

David Fries mit seinem prämierten Entwurf. Im Hintergrund der "pubertäre" Karnevalswagen mit dem jungen Bau-Team.

Foto: Andreas Bretz

Er steht mitten im Kunstraum des Comenius-Gymnasiums - der jecke Bollerwagen mit seinen vielsagenden Figuren aus Maschendraht und Pappmaché. In der Mitte die Darstellung eines übergroßen pickeligen Teenagers, der sich die Finger in die Ohren stopft und die Augen verdreht. Denn vor ihm steht die Mama und ruft "Hausaufgaben", hinter ihm der Papa "Zimmer aufräumen". Szene einer alltäglichen Eltern-Kind-Beziehung, die sich zuspitzen kann, wenn die Pubertät naht. Im Falle der Figur auf dem Bollerwagen wird das durch Akne und auffallend lange Achselhaare sichtbar. Und: Sprechblasen auf den Rücken gemalt, sollen dokumentieren, dass der Spross das Gebot der Eltern durch Hintergedanken sabotiert. Ein Verhaltensmuster, dass manche Familien schier zur Verzweiflung bringt.

Der zwölfjährige David Fries hat den alltäglichen Streit aufgegriffen und in seinem Entwurf für den Karnevalswagen verarbeitet. Motto: "Pubertät". Für seine überspitzte Darstellung bekam er einen von drei Preisen, die die Senatoren der Weißfräcke in einem Wettbewerb ausgeschrieben hatten. Die stolze Summe von 1000 Euro wurde dann mit der gesamten Klasse 6c und den Schülern der Leistungskurse, unterstützt durch die Kunstlehrerinnen Angelika Bügener und Maren Butzheinen, in den Wagenbau investiert. "Wir haben das Geld komplett aufgebraucht", sagt Angelika Bügener. Damit der Entwurf auch fachmännisch ungesetzt werden konnte, hatten die Weißfräcke den Schülern auch noch einen Workshop bei Jacques Tilly spendiert. "Er hat uns an einem Wochenende gezeigt, wie wir mit Holz, Draht und Pappe umgehen und Figuren formen können", sagt David. "Es hat uns sehr viel Spaß gemacht." Trotzdem war der Wagenbau eine Herausforderung. "Drei Tage haben die Kinder von morgens 8 bis 17/18 Uhr gemalt, gebaut, gearbeitet", bestätigt Gaby Dorstel, deren Tochter Dana froh darüber ist, Davids Klassenkameradin zu sein. "So konnte ich bei der Aktion mitmachen." Geholfen haben auch Vater und Bruder von Maren Butzheinen. Sie haben den schweren Bollerwagen zusammengezimmert. Doch ohne die Unterstützung des neuen Schulleiters Conrad Aust wäre das alles kaum möglich gewesen "Er hat uns für den Wagenbau vom Unterricht freigestellt", freut sich Angelika Bügener. Freude auch bei David, der für seinen aussagekräftigen Entwurf eine Eins in Kunst bekam. Allerdings strebt er keine Laufbahn in Richtung Kunst an. "Ich werde wohl eher Jura studieren, wie meine Eltern." Trotzdem hat er große Pläne. "Ich werde auf jeden Fall nach Paris ziehen, ich liebe die französische Sprache", stellt er fest.

Wie geht es nun weiter mit dem originellen Karnevalswagen aus Kinderhand? "Wir werden am Samstag beim Kinderumzug dabei sein", erklären die Lehrerinnen. "Und am Rosenmontag sind wir neben den Clowns die Vorgruppe für den großen Weißfräcke-Wagen", ergänzt David stolz, der bereits einen Orden der Düsseldorfer Karnevalsgesellschaft besitzt. Das bestätigt Senatoren-Sprecher Stefan Winkler-Nottscheidt. "Wir werden am Samsstag als Zaungäste am Straßenrand stehen."

Bei dem Spektakel sind nicht nur die Mädchen und Jungen der Klasse 6c dabei, sondern auch deren Eltern. Alle sind kostümiert, die Kinder bunt, die Eltern schwarz-weiß. "Wir haben unsere Kostüme aus Decken selbst hergestellt", strahlt David. Dann ist alles perfekt - bis auf die Säcke mit den Süßigkeiten, die darauf warten, im Unterbau des Wagens verstaut zu werden. "Ins Wurfmaterial ist kein Preisgeld geflossen," betont Angelika Bügener. "Das haben wir allein durch Spenden finanziert."

(RP)
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