Oberkassel Gänsereiten beim Schützenfest in Oberkassel

Oberkassel · Die Oberkasseler Schützen haben mit einem Reitwettbewerb eine Tradition aus dem 30-jährigen Krieg aufleben lassen. Der feierliche Festzug musste gestern aufgrund des Regens ausfallen. Die Parade fand im Festzelt statt.

 Geschick, Schnelligkeit und Kraft sind beim Gänsereiten notwendig. Die Reiter müssen dabei einer künstlichen Gans den Kopf abreißen.

Geschick, Schnelligkeit und Kraft sind beim Gänsereiten notwendig. Die Reiter müssen dabei einer künstlichen Gans den Kopf abreißen.

Foto: Andreas Bretz

Voll konzentriert ritten die Kontrahenten einzeln auf das große Metallgestell zu. Mit einem Seil war dort eine Gans-Attrappe befestigt. Ziel war es, der Plastik-Gans im Galopp mit einem Ruck den Kopf abzureißen. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellte. Einige Teilnehmer des ersten Düsseldorfer Gänsereitens auf dem Oberkasseler Schützenfest ließen vorsichtshalber gemütlich im Schritttempo angehen.

Nach den Spielregeln sollte es drei Galoppsprünge vor und drei nach dem Ziel geben. Aber wir sind ja noch Anfänger", erklärt Oberst Peter Skirde, der für die Rather Schützen an dem Wettbewerb teilnahm. Das Publikum nahm es mit Humor. Sprüche wie "sollen wir vielleicht schieben" und "das ist keine Klospülung", waren wohl ein liebevoller Versuch, die Reiter zu mehr Einsatz zu motivieren. Das Gänsereiten ist ein regionales Brauchtum, das aus zahlreichen Ländern überliefert ist.

Im 30-jährigen Krieg brachten die Spanier diese Tradition nach Wattenscheid. Um die Langeweile bei der Belagerung der Stadt zu vertreiben, stahlen die Soldaten den Bauern die Gänse. Diese wurden an ein zwischen zwei Bäumen gespanntes Seil gehängt. Nun galt es der Gans im schnellen Galopp vom Pferd aus den Kopf mit der Hand abzureißen. Diese Tradition hat sich bis heute an einigen Orten im Ruhrgebiet als kurioses Karnevalsbrauchtum gehalten, wobei natürlich dafür keine echten Gänse mehr geopfert werden. Nun hat das Gänsereiten auch zum ersten Mal in Düsseldorf stattgefunden.

Tierschutzpartei kritisierte das Spiel

Das hatte im Vorfeld bei der Ratsfraktion Tierschutzpartei/Freie Wähler für Kritik gesorgt, die das Spiel als unmenschlich und verachtend und als schlechtes Vorbild für Kinder und Jugendliche bezeichnete. Gemacht wurde es trotzdem.

Dabei erwies sich aber das Abtrennen des Kopfes als recht schwierig, denn dieser war mit Kunststoffstrippen befestigt, die nicht leicht reißen. Da war es schon mal nötig, die Bänder leicht anzuschneiden, um den Wettbewerb nicht zu sehr in die Länge zu ziehen.

"Ich finde, die machen sich sehr gut. Für das erste Mal haben die Teilnehmer sich wacker geschlagen", fand Jörg Klünder vom Gänsereitverein Freisenbruch aus Essen. Er war es auch, der den Brauch des Gänsereitens zu den Oberkasseler Schützen brachte. "Der Jörg kommt aus dem Ruhrpott und ist auch bei uns im Verein. Er wollte uns mal zeigen, was man dort zu bieten hat", erzählte Norbert Vogel, 1. Chef der Oberkasseler Schützen. So zeigten die Gänsereitprofis den Neulingen im ersten Wettbewerbsdurchgang, wie es aussehen sollte. Dann traten die Reiter der Schützen- und Karnevalsvereine gegeneinander an.

Am Ende schaffte es der Oberkasseler Schützenbruder Erminio Biasin, mit beiden Händen den Kopf an sich zu bringen. "Den habe ich für dich gewonnen", rief er Regimentskönig Frank Russeck zu. Dieser war stolz. "Den Titel gleich im ersten Jahr nach Oberkassel zu holen, ist toll." Biasin war genau wie die anderen Reiter begeistert von dem verrückten Wettkampf. "Das hat sehr viel Spaß gemacht. Es wäre schön, das im nächsten Jahr zu wiederholen", sagte der Schütze. Schade sei nur, dass so wenig Zuschauer da gewesen seien. "Ich hoffe, dass die Linksrheinischen noch auf den Geschmack kommen. Wir brauchen mehr Publikum."

Das Schützenfest startete am Donnerstag mit einer Vatertagsparty, die am frühen Abend direkt in die Jungschützenparty überging. Während die Kinder und Senioren am Freitagnachmittag auf ihre Kosten kamen, drehte sich bei den Schützen alles um das Schießen der neuen Könige.

Am Samstagabend durften die Gänsekönige beim Krönungsball der 9. Gesellschaft ihre Pokale entgegennehmen. Am Sonntag mussten die Schützen aufgrund des starken Regens ihr Programm ändern. Der Festzug fiel aus und die Parade wurde im Festzelt abgehalten. Den Abschluss des diesjährigen Schützenfestes machte der große Krönungsball des Regimentes, bei dem auch der neue Jungschützenkönig Lars Tilgerd inthronisiert wurde.

(RP)
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