Die beiden Pfarrer Lars Schütte und Sabine Reinhold haben die rund 60 massiven Sitzbänke aus dem Kirchenraum heraustragen lassen, um den Besuchern einen neuen Blick in und auch auf die Kirche zu ermöglichen. Mit dem Verzicht auf die den Raum einnehmenden massiven Holzmöbel entsteht nun nicht nur räumlich, sondern auch gedanklich ein Freiraum. Neue Perspektiven auf den Glauben werden geschaffen, der eigene Standpunkt zur und in der Kirche kann überdacht werden. Und die Kirche zeigt wiederum, dass sie zur Veränderung fähig ist und sie auch umsetzt.

Die Einladung, das Gotteshaus und auch den Glauben (wieder-) zu entdecken, ist gerade in einem Stadtteil wie Oberbilk, das einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Migranten mit nicht-christlichen Wurzeln hat, ein wichtiges Signal. Mit der Aktion "Sieben Wochen ohne Kirchenbänke" gelingt es der evangelischen Kirche, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, neugierig zu machen und auch die Menschen zu erreichen, für die der christliche Glauben ansonsten eher keine große Rolle spielt.

Sicherlich werden sich viele Menschen aus dem Stadtteil auch gerne einbringen wollen in die vielen Veranstaltungen, mit denen das Konzept der leeren Kirche während der Passionszeit nun sieben Wochen lang begleitet werden. Ob gemeinsamer Kino-Abend in der leergeräumten Kirche, bei dem jeder sein Popcorn, seine Getränke und Sitzmöglichkeiten mitbringen kann, oder Bibelverse, mit denen man durch den leeren Kirchenraum streifen kann: Die "leere" Kirche ist ein spannendes und auch mutiges Experiment, das dringend zur Nachahmung empfohlen wird.