Runder Geburtstag Die Schatzhüter

Oberbilk · Vieles aus der 170-jährigen Geschichte der Bruderschaft aus Oberbilk ist verloren- oder kaputtgegangen. Ein paar Orden und Medaillen sind noch übrig. Um die soll sich das Stadtarchiv nun kümmern.

 Bevor die Orden sicher verstaut werden, polieren die Schützen Torsten Petersen und Ulrich Köppen (v.l.) die Stücke.

Bevor die Orden sicher verstaut werden, polieren die Schützen Torsten Petersen und Ulrich Köppen (v.l.) die Stücke.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die wenigen Belege aus der Geschichte des Vereins hüten Torsten Petersen und Ulrich Köppen wie einen Schatz. Orden, Medaillen und Fahnen hatten sie viele Jahre gelagert, im Untergeschoss des Regimentslokals. Und wie das so ist mit alten Kellern, irgendwann wurde er feucht und vieles ist kaputtgegangen. Die erste Amtskette, die 1887 für den damaligen Chef Peter Brings beschafft wurde, ist das älteste Stück, das der St. Sebastianus Schützenverein Oberbilk von 1848 noch besitzt. „Wir würden die Sachen gerne an das Stadtarchiv geben“, sagt Petersen, der schon Kontakt aufgenommen hat mit den Profis, die wissen, wie alte, wertvolle Zeugnisse gut verschlossen werden.

Denn die Geschichte der Oberbilker Schützen ist lang. Wie der Name schon sagt, wurde der Verein 1848 gegründet. Versuche gab es schon vorher. 175 Jahre ist es her, als Oberbilk noch ein kleines, unbedeutendes Dorf am Rhein war, irgendwo auf dem Weg nach Köln. Die wenigen Menschen, die in Oberbilk lebten, gehörten zur Gemeinde St. Martin in Bilk. Dort ging man zur Kirche, dort traf man sich, und auch die Oberbilker Schützen waren Mitglieder in der Bilker St. Sebastianus Bruderschaft. Die Oberbilker hatten aber den Wunsch, eigenständig zu sein. 1843 überreichten sie Oberbürgermeister Johann Joseph Goswin Maria von Fuchsius Satzungen zur Gründung eines eigenen Vereins, der die Dokumente an den königlichen Landrat Emmerich Anton Hubert Freiherr Raitz von Frentz zur Bestätigung vorlegte mit der Notiz: „Meines Ortes finden sich gegen den Inhalt und die Ausführung des darin ausgedrückten unschuldigen Vorhabens nichts Erhebliches zu erinnern.“

Doch es sollte anders kommen. Und weil der Landrat nicht dafür war, fand auch der Oberbürgermeister plötzlich, die Oberbilker sollten mit den Bilkern verbunden bleiben. Fünf Jahre lebten die Schützen mit dieser Entscheidung, doch aufgeben wollten sie ihren Traum von der eigenen Bruderschaft nicht. 50 Gründer kamen 1848 zusammen, aus der Grenadier-Kompanie bestand der Verein. Eine schwarz-weiß-goldene Fahne mit der Jahreszahl 1848 wurde angefertigt, die im Zweiten Weltkrieg verloren ging. Am 2. Mai 1849 wurde die Bruderschaft offiziell genehmigt, noch im gleichen Jahr feierten die Oberbilker ihr erstes Schützenfest. Von da an stiegen die Mitgliederzahlen, Anfang der 1890er zählte der Verein 500 Männer und 18 Kompanien. 1863 schließlich kam die erste farbige Tracht – das heutige Jäger-Corps trug blaue Kittel, mehr gaben die beschiedenen Verhältnisse nicht her. Man wollte sich aber unterscheiden von den anderen Gruppen, und den Festzug bunter gestalten.

1866 wurde statt eines Schützenfestes ein Freudenfest gefeiert, für die heimkehrenden Soldaten aus dem Österreich-Feldzug. 1870 und 1871 fiel das Schützenfest aus, wegen des deutsch-französischen Kriegs. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs stand das Vereinsleben still. So wie im Zweiten Weltkrieg – viele Männer mussten an die Front. Schnell kam der Verein danach aber wieder auf die Beine, einige Kameraden stellten ein Gesuch zur Zulassung der Bruderschaft bei der Militärregierung.

In all der Zeit hatten es die Oberbilker Schützen versäumt, einen eigenen Festplatz zu sichern. Angefangen hatte alles am Käsebusch – das Gelände, das an der Karl-Geusen-Straße liegt. Von dort aus ging es 1891 in den Volksgarten, einige Jahre später wieder zurück an den Käsebusch, da die Stadt den Volksgarten umgestalten wollte. Der Verein feierte an der Kettwiger Straße und an der Erkrather Straße, richtet das Fest noch mal im Volksgarten aus, bevor er 32 Jahre lang auf dem Parkplatz und in der Philipshalle – der heutigen Mitsubishi Electric Halle – feierte. Inzwischen stehen hinter der Halle ein Zelt und der modernste bewegliche Schießstand im Raum Düsseldorf.

Die Oberbilker Schützen sind schließlich angekommen und wollen noch viele Erinnerungen schaffen für künftigen Generationen. Und diesmal mit Hilfe von Experten bewahren, nichts soll mehr verloren- oder kaputtgehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort