Oberbilk "Oberbilk hat mich überrascht"

Oberbilk · Der Neue im Bezirksdienst am Oberbilker Markt ist ein echter Düsseldorfer.

 Jörn Fornacon fühlt sich in Oberbilk schon heimisch.

Jörn Fornacon fühlt sich in Oberbilk schon heimisch.

Foto: S. Geilhausen

27 Jahre Wach und Wechseldienst liegen hinter Jörg Fornacon. Ein echter Einschnitt, nach so langer Zeit nie mehr Früh-, Spät- und Nachtschicht. Aber mit 55 Jahren, sagt der Polizist, da steckt man eben vor allem die Nachtdienste doch nicht mehr so leicht weg wie früher. Und weil er nicht "in irgendeinem Büro verschwinden" wollte, da hat er sich für den Bezirksdienst entschieden.

Als ihm Oberbilk angeboten wurde, da habe er, sagt der gebürtige Heerdter, "erst einmal Bauchschmerzen" gehabt. Wer will es ihm verdenken? Wenn er in der Leitstelle Dienst hatte und im Funk oder am Notruf von Oberbilk die Rede war, dann ging's da meistens zur Sache. Und als er noch mit seinem Rauschgiftspürhund im Einsatz war, da hat er Adressen in Oberbilk dienstlich besucht, an denen sich auch nicht jeder freiwillig aufhält. Kurzum: Wer den Stadtteil als Polizist im Einsatz kennenlernt, der kann gar keinen guten Eindruck haben.

Fünf Tage hat Fornacon deshalb bei seinen Kollegen in der Bezirksdienststelle am Markt hospitiert - seitdem ist alles anders. "Das ist ja ganz normal hier", hat Fornacon festgestellt. Leute, die den Polizisten grüßen, andere, die auch mal ein Schwätzchen halten. Das hat er, wenn er ehrlich ist, im Einsatz aber auch in anderen Stadtteilen eher selten erlebt. Wenn er da mit seinem Diensthund auftauchte, dann rannten entweder Leute weg oder pöbelten ihn an. Im besten Fall schauten sie woanders hin. Und jetzt, wo er der Neue im Bezirksdienst ist, da öffnet sich, wenn er auf Streife ist, schon mal ein Fenster in der Nachbarschaft und eine alte Dame fragt, ob er schon gegessen hat. "Sie hätte Grünkohl gekocht und wir sollten doch dazukommen", erzählt Fornacon sichtlich beeindruckt.

Über Langeweile kann er aber auch nicht klagen, sein neuer Einsatzort ist ausgesprochen vielfältig. Im Bereich zwischen Gangelplatz und Vulkanstraße liegt das berühmt-berüchtigte Freudenhaus "Hinter dem Bahndamm", der Lessingplatz, auf dem es immer wieder mal Ärger gibt, gehört dazu und die Fiftyfifty-Zentrale an der Höhenstraße, die vielen Wohnungslosen als Postadresse dient. Auch da ist Fornacon bislang nur hilfsbereiten Leuten begegnet, wenn er dienstlich wen gesucht hat. Sogenannte Aufenthaltsermittlungen nämlich gehören zu den Aufgaben des Bezirksdiensts, ab und zu muss er Haftbefehle vollstrecken, die wegen nicht gezahlter Strafzettel erlassen wurden. Vor allem aber: präsent sein im Viertel, ansprechbar für jeden, wie einst der berühmte Schutzmann ums Eck. Auch die Schulwege der Kleinsten hat der Bezirksdienst im Auge. Da hat Fornacon bei "seiner" Grundschule, der GGS Sonnenstraße, allerdings noch einen schweren Stand. "Da fragen mich alle ständig nach Adi", sagt er. Sein Vorgänger Adalbert (Adi) Bonau, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat, war da offensichtlich sehr beliebt. In seine Fußstapfen zu treten, hat Fornacon jetzt aber auch ein paar Jahre Zeit.

Ganz ohne Schichten geht es aber auch im Bezirksdienst nicht. Sondereinsätze stehen für die drei Oberbilker immer mal wieder an, dann werden sie ins Einsatzkonzept der Inspektion Mitte eingebunden. Silvester zum Beispiel. Da hat Jörn Fornacon mal wieder Nachtdienst.

(RP)
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