Oberbilk Haus Kolvenbach wird Studenten-WG

Oberbilk · Stefanie Bügel und Pascal Zahn sind in das idyllisch gelegene Gebäude im Südpark eingezogen. Pro Monat zahlen sie nur 188 Euro, denn als Hauswächter schauen sie nach dem Rechten. Den ehemaligen Tanzsaal nutzen sie als Musikraum.

 Plakate der Hauswächter-Firma an Fenstern und Türen sollen zeigen, dass das Haus, das viele Jahre leer gestanden hatte, nun bewacht und bewohnt wird.

Plakate der Hauswächter-Firma an Fenstern und Türen sollen zeigen, dass das Haus, das viele Jahre leer gestanden hatte, nun bewacht und bewohnt wird.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Musik ist wieder zurück im Haus Kolvenbach, wo früher zwischen Holzparkettboden, Spiegeln an den Wänden und Disco-Kugel an der Decke so manche Liebesgeschichte im Dreiviertel-Takt in Gang kam. Doch es sind keine Gassenhauer oder lateinamerikanischen Klänge, die man jetzt in der ehemaligen Tanzschule hört, sondern vor allem improvisierte Jam-Sessions, manchmal auch Hip-Hop oder Punk. Denn die neuen Bewohner des Traditionshauses, das um 1880 erbaut worden war und in den vergangenen dreieinhalb Jahren leer gestanden hatte, sind die Studenten und Hobby-Musiker Stefanie Bügel und Pascal Zahn. Den ehemaligen Tanzsaal, wo noch die Sitzmöbel von einst übereinandergestapelt an den Fenstern entlang liegen, nutzen die beiden als Wohn- und Musikzimmer.

 Ein "Wohnzimmer" mit besonderem Charme: Im ehemaligen Tanzsaal treffen sich Stefanie Bügel und Pascal Zahn gerne mit Freunden, um Jazz-Musik zu machen.

Ein "Wohnzimmer" mit besonderem Charme: Im ehemaligen Tanzsaal treffen sich Stefanie Bügel und Pascal Zahn gerne mit Freunden, um Jazz-Musik zu machen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Miete zahlen sie für die rund 800 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche sowie rund 2000 Quadratmeter Grundstück aber nicht, sondern nur eine monatliche Verwaltungsgebühr in Höhe von 188 Euro: Der 25-Jährige und die 24-Jährige arbeiten für die niederländische Firma Camelot als Hauswächter. "Wir kümmern uns im Auftrag der Stadt um die Bewohnung und Bewachung des Gebäudes", sagt Karsten Linde von der Hauswächter-Firma, die in Europa bei rund 4000 Immobilien, darunter Schlösser, Schulen und Behörden, nach dem Rechten sieht.

Die Lage und Ausstattung der ungewöhnlichen Immobilien, die an einen Friedhof grenzt, könnte für Zahn und Bügel nicht besser sein. "Der Weg zur Fachhochschule ist nicht weit, und im alten Tanzsaal können wir in gemütlicher Atmosphäre Musik machen, ohne jemanden zu stören", sagt der 25-Jährige. "Es gibt hier so viel Platz, um sich kreativ auszutoben. So etwas kann man sich heute finanziell sonst nicht leisten", sagt Stefanie Bügel.

Im Gegenzug sorgen die beiden dafür, dass es zu keinem Vandalismus oder anderen Schäden im oder am Haus kommt, weil das Gebäude ungenutzt bleibt. Sollte sich ein Mieter oder Käufer für die Immobilie finden, müssten die Hobby-Musiker in vier Wochen ausziehen. Das ist Teil des Vertrags, den sie mit der Hauswächter-Firma abgeschlossen haben.

"Manchmal steht schon jemand vor der Tür und sagt, dass seine Eltern sich in der Tanzschule hier kennenlernten oder man andere Erinnerungen an den Ort hat und sich gerne das Haus ansehen würde", sagt Bügel. Gruselig finden es die beiden Düsseldorfer in dem großen, leeren Gebäude in abgeschiedener Lage nicht. Aber manchmal erschrecken sie schon mal jemanden. "Einmal legte ich auf dem Schlagzeug los und eine Frau draußen fuhr erschrocken hoch, weil sie nicht wusste, dass im Haus wieder jemand wohnt", sagt Zahn und lacht.

(RP)
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