Restaurant in Düsseldorf Kritik von TV-Koch Rosin half dem "Netz"

Oberbilk · Es waren harte Worte, die sich Jörg Wellnitz von der Oberbilker Gaststätte "Netz" in der TV-Show "Rosins Restaurants" anhören musste. Doch Rosins Ideen kommen bei den Gästen und auch bei der Familie Wellnitz gut an.

"Netz"-Chef Jörg Wellnitz kocht nur noch mit frischen Zutaten und bietet neben gut bürgerlicher Küche jetzt auch vegetarische Gerichte an.

"Netz"-Chef Jörg Wellnitz kocht nur noch mit frischen Zutaten und bietet neben gut bürgerlicher Küche jetzt auch vegetarische Gerichte an.

Foto: bernd Schaller

Als Star-Koch Frank Rosin die Oberbilker Eckkneipe "Netz" zum ersten mal besuchte, war er schockiert: Das Inventar war veraltet, ungepflegt und ungemütlich, das Essen nicht gerade genießbar und in der Küche und in den Lagerräumen herrschten chaotische Zustände. Die schummrige Kneipe (früher ein Raucherclub) war montags bis sonntags geöffnet, doch genug Gewinn warf der Familienbetrieb nicht ab. Frank Rosins Fazit über die Wellnitz': "Sie sind Nichtschwimmer, die ins Schwimmbecken gesprungen sind." Und Jörg Wellnitz bezeichnete er angesichts der chaotischen und überfüllten Lagerräume als "echten Messie".

Doch gut sechs Monate nach dem prominenten Besuch ist der 51-jährige Jörg Wellnitz vor allem eins: dankbar. Denn seine Traditionskneipe läuft seit Frank Rosins Besuch im Januar deutlich besser. Die Küche wurde neu eingerichtet, das Inventar aufgepeppt, eine gemütliche und mit Blumen dekorierte Außenterrasse eingerichtet. Dass bei der Dekoration weniger mehr sein kann, hat der Gastronom bei der Arbeit mit dem TV-Profi gelernt - anfangs fiel es ihm aber schwer. "Zu Weihnachten waren wir immer die meistdekorierte Kneipe in Oberbilk", sagt Wellnitz und lacht. Doch er habe dazugelernt. Deswegen ist die WM-Dekoration jetzt auch "eher zurückhaltend."

"Die größte Veränderung ist das Essen", sagt Wellnitz. Die Küche wurde mit modernen Küchengeräten ausgestattet. Und auch bei den Zutaten und den Speisen hat sich viel verändert: Petersilien- und Basilikumbäumchen stehen griffbereit, Obst und Gemüse kommen nicht mehr aus dem Supermarkt, sondern von einem Bauernhof in Gerresheim. Auf der Speisekarte stehen rheinische Spezialitäten wie "Himmel und Ähd", Leberkäse mit Spiegelei und Bratkartoffeln, aber auch erstmals vegetarische Gerichte. Gekocht wird jetzt frisch - und dafür müssten die Gäste manchmal auch ein bisschen Wartezeit in Kauf nehmen, so der Gastronom.

"Rosin hat uns allen einen Motivationsschub gegeben", sagt Wellnitz. Er habe die Leidenschaft fürs Kochen wiederentdeckt, Kochbücher herausgekramt und experimentiere jetzt in der Küche. Hätte ihm jemand gesagt, dass er mal Erdbeer-Joghurt mit Basilikum zubereiten würde, hätte er es nicht geglaubt. Und auch bei den Öffnungszeiten sei man jetzt mutiger, könne sich auch mal Freizeit gönnen: Montags ist jetzt Ruhetag. Die Veränderungen seien ihm nicht immer leicht gefallen. Doch ohne sie hätte man mit der Gaststätte nur so gerade "überleben" können, sagt Wellnitz: "Jetzt können wir auch leben."

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Inzwischen kommen die Gäste nicht mehr nur auf ein paar Bier. "Man lässt sogar Tische fürs Essen reservieren, das gab's vorher nicht", sagt Wellnitz und schüttelt lachend den Kopf. Neben den Stammkunden finden auch Studenten, Handwerker und städtische Mitarbeiter den Weg in die Kneipe: "Viele haben die Show im TV gesehen. Doch jetzt geht es darum, Beständigkeit reinzubringen und die Kunden zu halten." Der "Werbe-Bonus", im Fernsehen gewesen zu sein, halte schließlich nicht ewig.

(semi)
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