Projekt Fußball hilft bei der Integration

Oberbilk · Jede Woche spielen bis zu 47 Jugendliche aus 18 verschiedenen Nationen in der Sporthalle des Lessing-Gymnasiums.

 Slavko Stanojevic (unten Mitte) hat es geschafft, dass die Jugendlichen unterschiedlicher Nationen gut miteinander klarkommen.

Slavko Stanojevic (unten Mitte) hat es geschafft, dass die Jugendlichen unterschiedlicher Nationen gut miteinander klarkommen.

Foto: Marc Ingel

Kicken können sie, das steht außer Frage. „Viele der Jugendlichen hier spielen im Verein“, erklärt Slavko Stanojevic. Jeden Dienstag und Freitag wird in der neuen Sporthalle des Lessing-Gymnasiums an der Ellerstraße zwei Stunden Fußball gespielt, werden drei Mannschaften gebildet und so kleine Turniere veranstaltet. Es sind alles Flüchtlingskinder, „die meisten sprechen aber mittlerweile schon ganz gut Deutsch, können sich also verständigen, einige sind sogar hier geboren. Sie leben größtenteils in Wohngemeinschaften zusammen“, sagt der Übungsleiter, der das Projekt im Auftrag der Integrationsbeauftragten Miriam Koch vor einem Jahr ins Leben gerufen hatte. Bis zu 47 junge Fußballer aus 18 verschiedenen Nationen zwischen 16 und 19 Jahren folgen jede Woche seinem Aufruf, „das ist hier ein Selbstläufer geworden“, so der 57-Jährige.

Tunesien, Sierra Leone, Kosovo, Eritrea, Pakistan und Mosambik, Irak, Palästina, Somalia, Ghana und Syrien, Senegal, Nigeria, Brasilien, Marokko und Spanien – das sind nur einige der vertretenen Nationen. „Die größte Gruppe kommt aus Afghanistan“, sagt Stanojevic, der in verschiedenen Funktionen in der Jugend- und auch der Flüchtlingsarbeit tätig ist. Bekannt in Düsseldorf ist er vor allem als Projektleiter des Nacht-Basketballs in Garath. „Der Sport macht es möglich, dass die Beteiligten sich nicht unbedingt immer zu 100 Prozent verständigen müssen, der Sport hat seine eigenen Regeln bei der Kommunikation“, erzählt der Kroate, der in seiner Heimat ursprünglich mal Kunsterzieher war, vor dem Jugoslawien-Krieg 1991 aber nach Deutschland flüchtete. „Ich galt fortan als Deserteur“, sagt er.

Es geht hart zur Sache an diesem Dienstag in Oberbilk, bleibt aber sportlich fair, einen Schiedsrichter benötigen die Jugendlichen nicht. Keine Spur von Aggressionen. Das war mal anders, als Stanojevic mit seiner Arbeit begann, damals noch in der Flüchtlingsunterkunft an der Bergischen Kaserne. „Es kam mehrfach zu Konflikten zwischen den Geflüchteten. Häufiger Auslöser war natürlich die Langeweile der Jugendlichen“, berichtet Stanojevic. Die Eintönigkeit durch Bewegung und Aktivität zu ersetzen, das war sein Ziel, und es hat funktioniert. Nach Schließung der Unterkunft in der Bergischen Kaserne folgte der Umzug an die Ellerstraße. Nur: Das Projekt war lediglich bis Februar befristet – und wurde nicht verlängert. „Das Amt für Migration und Integration hat entschieden, dass nur noch Projekte, bei denen deutsche etwas gemeinsam mit geflüchteten Jugendlichen machen, künftig gefördert werden sollen“, erläutert der Pempelforter.

Sterben lassen wollte Stanojevic das Projekt aber nicht, „der Zulauf wurde ja immer größer. Ich habe mit zehn Jungs angefangen, jetzt sind es fast schon 50“. Also machte er sich auf die Suche nach einem neuen Träger für die Finanzierung. Und fand ihn in der Outback-Stiftung. Allerdings ist die Aufrechterhaltung der Fußball-Nachmittage am Lessing auch nur bis Ende des Jahres gesichert, „dann geht der Kampf von vorne los“, weiß der 57-Jährige.

Slavko Stanojevic ist dennoch vielen Menschen dankbar – wie Lessing-Sportlehrer Benedikt von Issem, „der hat die Jugendlichen noch persönlich in den Unterkünften abgeholt“. Oder Frank Griese aus dem Büro der Flüchtlingsbeauftragten, „der maßgeblich daran beteiligt war, dass das Projekt überhaupt zustande gekommen ist“. Und auch die Fortuna hat sich gemeldet. „Wir werden diesen Monat noch zu einem Heimspiel eingeladen. Da freuen sich die Jungs schon tierisch drauf“, sagt Stanojevic. „Und ich natürlich auch.“

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