Düsseldorf-Oberbilk Anlieger der Ellerstraße reagieren auf rechtsextreme Aktion

Oberbilk · Das in arabischer Sprache angebrachte Straßenschild an der Ellerstraße in Düsseldorf-Oberbilk wurde rassistisch verunstaltet. Jetzt äußern sich diejenigen, denen die Tat galt: die Gewerbetreibenden und Anwohner des Viertels.

 Über dem Straßenschild ·Ellerstraße· ist die arabische Version zu sehen.

Über dem Straßenschild ·Ellerstraße· ist die arabische Version zu sehen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Das von mutmaßlichen Rechtsextremen verschandelte Ellerstraßenschild in arabischer Schrift hängt am Dienstag wieder bereinigt in der Vormittagssonne. Seit etwa zwei Wochen hängt das Straßenschild dort. Damit sollte die arabischstämmige Bevölkerung der Straße und des Stadtteils Oberbilk geehrt werden. Dann wurde das Schild „umgestaltet“, eine rechtsextreme Gruppe bekannte sich indirekt zu der Nacht-und-Nebel-Aktion. Unsere Redaktion berichtete.

 Khalifa Zariouh unter dem Straßenschild an der Ellerstraße.

Khalifa Zariouh unter dem Straßenschild an der Ellerstraße.

Foto: Dirk Sauerborn

„Ich habe mich sehr über das Straßenschild gefreut“, sagt der Inhaber eines Gemüsegeschäfts in der Nähe des Schildes, der seinen Namen lieber nicht geschrieben sehen möchte. „Ist doch besser so“, sagt er. „Wir gehören alle zusammen.“ Und führt seinen Appel gegen Ausgrenzung fort: „Wir alle lieben unsere Kinder. Wir leben zusammen und müssen miteinander reden.“ Sorgen vor weiteren Aktionen von Rechtsextremen und Nazis habe er nicht.

Einige Meter weiter sieht es ein weiterer Geschäftsinhaber, der ebenfalls ungenannt bleiben möchte, ähnlich. In seinem Laden, den er seit 1999 betreibt, verkauft er ziemlich viel, von Tajines über Teekannen bis zu frischer Petersilie. „Hier gab es bisher eigentlich keine Probleme, die Nachbarn sind alle nett“, sagt er.

Der gebürtige Marokkaner hatte sich auch über das Schild gefreut. Es sei gut, dass da ein Straßenschild in „unserer Sprache“ hängt. In Marokko sei das gar nichts Ungewöhnliches. An vielen Orten gebe es Straßenschilder in verschiedenen Sprachen. Er sagt etwas, das auch sein Nachbar schon betonte: „Egal, wohin man geht, es gibt schlechte und gute Menschen.“

Etwas besorgter um die Sicherheit im Viertel zeigt sich Khalifa Zariouh, ein Netzwerker an der Ellerstraße. Er befürchtet, dass sich „Trittbrettfahrer“ an die Aktion hängen und die Muslime im Viertel angreifen könnten. „Für mich hat dieses Schild eine starke Symbolik“, schreibt er in einer Stellungnahme. Zariouh sagt, er sei seit 51 Jahren in Düsseldorf und 30 Jahre Eismeister im Eisstadion an der Brehmstraße gewesen.

In der Stellungnahme spricht er auch über die Gefühle, die die Attacke auf das Schild in ihm auslösten: „Wir haben offenbar nun unsere Schuldigkeit getan, haben beim Aufbau Deutschlands geholfen, die Drecksarbeit gemacht und können nun entsorgt werden.“ Mit „wir“ meint er die, die im Zuge des Anwerbeabkommens nach Düsseldorf gekommen sind, um zu arbeiten. Zariouh bezieht sich auch direkt auf die Begrifflichkeit der Rechtsextremen: „‘Remigration‘ wird diese Entsorgung genannt. Klingt besser, tut genauso weh.“

Auch der Düsseldorfer Appell äußerte sich zum Straßenschild, spricht von einer menschenfeindlichen und inakzeptablen Tat der mutmaßlichen Rechtsextremen. „Diese Menschen handeln nicht im Geist unserer Stadt und Heimat, sie haben nichts mit dem Rheinland gemein“, sagt Heinrich Fucks, Sprecher des Appels.

Khalifa Zariouh, der im Begriff ist, einen Verein zu gründen, die „Bürgerinitiative zur Begegnung statt Entfremdung im Düsseldorfer Ellerstraßenviertel“, wendet sich schließlich an die mutmaßlichen Täter: Sie sollten mal Goethe lesen und Schiller, der als Freiheitsdichter gelte. „Und dann können wir über Freiheit und Würde sprechen. Herzliche Einladung, aber bitte nicht nachts, dann haben die Cafés hier geschlossen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort