Kinder in Düsseldorf Ein neuer Platz für Oberbilk

Oberbilk · Die Ballonwiese in Düsseldorf-Oberbilk hat einen neuen Namen. Der „Platz der Kinderrechte“ soll daran erinnern, dass Kinder ernst genommen und gehört werden sollen. Gerade die Corona-Zeit ist für viele Jungen und Mädchen schwer gewesen.

 Kurz mussten Thomas Geisel und Michael Becker die Corona-Regeln ignorieren: Für die Enthüllung stieg der OB auf die Räuberleiter. Hauke Duckwitz, erster Vorsitzender Kinderschutzbund, schaute staunend zu.

Kurz mussten Thomas Geisel und Michael Becker die Corona-Regeln ignorieren: Für die Enthüllung stieg der OB auf die Räuberleiter. Hauke Duckwitz, erster Vorsitzender Kinderschutzbund, schaute staunend zu.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

So ganz offiziell ist die Umbenennung der „Ballonwiese“ im Volksgarten in „Platz der Kinderrechte“ nicht. Zwar steht jetzt ein typisches Düsseldorf-Straßenschild ganz in der Nähe des Wasserspielplatzes, aber einen offiziellen Beschluss des Stadtrates gibt es nicht. „Der ‚Platz der Kinderrechte‘ wird wohl noch nicht als richtige Adresse in Stadtkarten verzeichnet sein“, bestätigt Oberbürgermeister Thomas Geisel während des kleinen Festaktes bei der Enthüllung des Straßenschildes.

Auf Initiative des Kinderschutzbundes Düsseldorf aus dem Jahre 2017 erfolgte jetzt die inoffizielle Umbenennung. „Als ich 2015 den Vorsitz des Kinderschutzbundes Düsseldorf übernahm, gab es die Gedanken für einen ‚Platz der Kinderrechte‘ bereits. Dabei war unsere Schirmherrin 2019, Vera Geisel, immer eine der wichtigsten Befürworterinnen“, sagt Hauke Duckwitz. „Die Einweihung hatten wir uns aber anders vorgestellt. Eigentlich sollte der Platz voller Kinder sein und an den Rändern sollten Stände aller Organisationen stehen, die uns im Jahr der Kinderrechte unterstützt haben. Aber in Corona-Zeiten ist eben vieles anders.“

So musste die Straßenschild-Enthüllung mit einigen Liedern des Bläserquartetts der Düsseldorfer Symphoniker und einem Querflöten-Duett, das aus Tonhallen-Solo-Flötistin Ruth Legelli und Thomas Geisel bestand, vorlieb nehmen. Es lief auch nicht alles so wie geplant. Als das Tuch vom Schild gezogen werden sollte, riss die Schnur ab und das Schild blieb verhüllt. Kurzerhand formte Tonhallen-Intendant und Kinderschutzbund Schirmherr 2020 Michael Becker für den OB die „Räuberleiter“ und Geisel zog in luftiger Höhe das Tuch ab.

Für den Vorsitzenden des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, war die „Enthüllungspanne“ symptomatisch für den Umgang mit Kinderrechten in Deutschland. „Alle haben angeblich die Kinderrechte im Fokus, aber bei der Umsetzung hapert es. Noch immer stehen Kinderrechte nicht im Grundgesetz“, beklagt Hilgers. „Ein Argument dagegen ist, dass Familie ein privater, geschützter Raum ist. Ja, den meisten Kindern geht es in ihren Familien gut, aber nicht allen. Die Privatheit kann kein Schutz vor Gewalt sein.“

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Foto: Wolfgang Harste

Gerade in der Corona-Krise häuften sich Übergriffe gegen Kinder. „Kitas und Schulen waren geschlossen. Bei den Ärzten fanden keine Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen statt. Das Frühwarnsystem gegen häusliche Gewalt war ausgehebelt“, konstatiert Hilgers. „Kinder sind vielleicht die Hauptleidtragenden der Corona-Zeit.“

Kitas und Schulen seien als erstes geschlossen und bis jetzt auch nur in Teilen wieder geöffnet worden. „Kindern wurde ihr verbrieftes Recht auf Bildung genommen. Kinder brauchen auch den Kontakt mit anderen Kindern für eine positive Entwicklung“, so Hilgers, der glaubt, dass mit den Rechten von Kindern öfter flüchtiger umgegangen werde als mit den Rechten anderer.

In Düsseldorf jedenfalls stieg der Beratungsbedarf bei den Themen häuslicher Stress und Gewalt in Corona-Zeiten an. „An unserem Kinder- und Jugendtelefon und in unserer Beratungsstelle haben die Gespräche zu Übergriffen zugenommen“, so Duckwitz. „Für einige Kinder haben sich die Lebensbedingungen erschwert“.

So dürften Kinder aus bildungsfernen Schichten weiter abgehängt werden, denn die technische Ausrüstung für digitales Lernen ist nicht in jeder Familie vorhanden. Umso besser, dass es jetzt einen Ort in Düsseldorf gibt, der jeden daran erinnert, dass Kinder Rechte haben. Auch das Recht auf Bildung.

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