Oberbilk Bauprojekt an der Harffstraße vorerst geplatzt

Oberbilk · Die Pläne für das "Siegburg und Harff's" an der Kölner Landstraße werden derzeit nicht weiter verfolgt.

 Mario Reale ist enttäuscht, dass das anspruchsvolle Bauprojekt an der Kreuzung Harffstraße/Kölner Landstraße nicht realisiert werden kann.

Mario Reale ist enttäuscht, dass das anspruchsvolle Bauprojekt an der Kreuzung Harffstraße/Kölner Landstraße nicht realisiert werden kann.

Foto: Anne Orthen

Leidenschaft und Leidensfähigkeit liegen für Architekt Mario Reale ganz dicht beieinander. Zumindest dann, wenn es um seinen Beruf geht. Gemeinsam mit seinem Partner Marc Böhnke (45) gründete der 45-Jährige 2008 das Architekturbüro "greeen architects" mit Sitz im Medienhafen. Dort nehmen sie an Ausschreibungen teil und planen Gebäude, die dem Grundsatz einer ökologischen, ganzheitlichen und ethisch-sozialen Architektur folgen sollen. "Der soziale Mehrwert unserer Architektur steht dabei genauso im Vordergrund wie umfassende Ökologiekonzepte der neu geplanten Gebäude", sagt Reale.

So auch bei einem Projekt, das die Architekten erstmals im Mai 2010 entwickelten. Sie wurden auf ein seit Jahren leerstehendes Eckgebäude, das neben Wohnungen ursprünglich auch Gastronomie sowie einen Handwerksbetrieb beherbergte, an der Kreuzung Harffstraße und Kölner Landstraße aufmerksam und nahmen Kontakt zum Eigentümer auf. Für ihn entwickelten die Architekten schließlich insgesamt fünf unterschiedliche Konzepte, die einen Erhalt des ursprünglichen Gebäudes genau so wie einen kompletten Rück- und Neubau vorsahen.

Mit einer Grundfläche von rund 1000 Quadratmetern und prominenten Nachbarn wie die Hauptverwaltung der Provinzial-Versicherungen, der "Classic Car Remise" und der grünen Landschaft des nahe gelegenen Südparks sollte an der hoch frequentierten Haupteinfallstraße im Süden durch die Schließung der Ecksituation unter dem Namen "Siegburg und Harff's - Wohnen am Südpark" ein neuer und moderner städtebaulichen Charakter entstehen.

Als das Gebäude und Grundstück im Jahr 2012 schließlich mit einem Kölner Investor einen neuen Besitzer fand, wurden die Pläne konkret. Die Architekten erhielten den Auftrag für einen kompletten Um- und Ausbau. Der sah nach einer vollständigen Sanierung des Kerngebäudes unter anderem vor, das Hauptgebäude um ein Vollgeschoss aufzustocken und ein zweites, um 90 Grad gedrehtes Zwillingsgebäude entstehen zu lassen. Beide sollten durch ein kleineres Haus mit Scharnierfunktion verbunden werden.

"Im Mai 2013 hatten wir bereits alle planrechtlichen Belange zusammengestellt", erklärt Reale. Angebote über den Rückbau lagen den Architekten vor, viele Fachplaner, darunter Gewerke wie Vermesser, Tragwerkplaner und Haustechniker, waren involviert. Dennoch: Zu einer Umstrukturierung des Eckgrundstücks kam es bis heute nicht. "Das Grundstück wurde erneut verkauft, das Unternehmen des ehemaligen Kölner Investors ist unbekannt verzogen", sagt Reale. Dabei blieben die bis heute angefallenen Planungs- und Entwicklungskosten von insgesamt rund 120.000 Euro unbezahlt. "Bereits unsere ersten beiden Akontorechnungen wurden erst nach Mahnverfahren beglichen", erklärt der Architekt. "Offen bleibt nun noch eine nicht gezahlte Restsumme von 40.000 Euro." Ob das Bauvorhaben an der Harffstraße weitergeführt wird, weiß Reale nicht. "Der neue Eigentümer will unsere Pläne nicht übernehmen."

Etwas Gutes sieht er in dem geplatzten Bauvorhaben in Oberbilk dennoch: "Über Kontakte, die während der Planungsphase in Oberbilk entstanden, konnten wir mehrere neue Aufträge generieren", erklärt er. So realisieren die Architekten gemeinsam mit dem Kölner Unternehmen Cube Real Estate derzeit einen Neubau an der Merziger Straße in Derendorf. Hier entstehen aufgrund der Nähe zur Hochschule auf 4800 Quadratmetern derzeit 111 neue Studentenwohnungen. Und auch die Ausschreibung des Bauvorhabens an der Harkortstraße konnte das Architekturbüro für sich entscheiden. In unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof entsteht auf dem ehemaligen Gelände der Bahnpolizei ein neues Quartier mit insgesamt vier Gebäuden, darunter drei Hotels und einem Wohnhaus, ebenfalls für Studenten. "Mit der Vielschichtigkeit unserer Planungen wollen wir die Vielfalt der Bahnhofsumgebung aufgreifen", erklärt Reale. Eine Fertigstellung der Neubauten wird für 2020 angestrebt.

(RP)
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