Oberbilk Oberbilk verabschiedet Edmund Abel

Oberbilk · Auch im Ruhestand lässt der Stadtteil den langjährigen Wachleiter nicht los. Im Bürgerverein ist er jetzt Ehrenmitglied.

 Lobreden und Geschenke für Edmund Abel: Lutz Goebels (l.Bürgerverein) Lothar Diehl (2.v.l., Schützen) Achim Liedtke (2.v.r., Polizei) und Jürgen Kirschbaum (r.)

Lobreden und Geschenke für Edmund Abel: Lutz Goebels (l.Bürgerverein) Lothar Diehl (2.v.l., Schützen) Achim Liedtke (2.v.r., Polizei) und Jürgen Kirschbaum (r.)

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

So einen Abschied kriegt nicht jeder Polizist. Am Morgen hatten Kollegen in einem uralten Käfer Edmund Abel zuhause abgeholt und zu seinem letzten Arbeitstag geleitet. "Hat mit gefallen", sagte er am Abend im Pfarrsaal knapp, wo der Bürgerverein zu seinen Ehren eingeladen hatte. Wer ihn kennt, hörte die Rührung hinter den Worten – und das waren nicht nur alle im Saal. In ganz Oberbilk ist Abel bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Seit "gefühlten 25 Jahren" (der Vorsitzende des Bürgervereins, Jürgen Kirschbaum) hat Edmund Abel die Polizeiwache am Oberbilker Markt geleitet.

 Edmund Abel auf dem Oberbilker Markt, dessen Umgestaltung er engagiert mit geplant hat

Edmund Abel auf dem Oberbilker Markt, dessen Umgestaltung er engagiert mit geplant hat

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Im Pfarrsaal feierte der 62-Jährige den Wechsel in den Ruhestand mit Familie, Kollegen, dem Bürgerverein und den Oberbilker Schützen – ein klares Zeichen dafür, wie eng sich der Polizist mit dem Viertel verbunden fühlt, in dem er nicht einmal selbst wohnt. Aber in dem er in den vergangenen Jahren mehr Zeit verbracht hat, als daheim in Hellerhof.

Dabei war er 1994 alles andere als freiwillig nach Oberbilk gekommen. Im Pfarrsaal packte Abel eine ganze Kiste voller Erinnerungen aus: Das Trikot vom ersten Fußballturnier, das er damals organisiert hat, bekam sein Schwager und Kollege, der damals auch dabei gewesen ist. Das Poster "Neulich in Oberbilk", auf dem ein Karikaturist alle möglichen Straftaten und Missstände in Comicform gezeichnet hat, will er behalten. Dass der Stadtteil heute lange nicht mehr so ist, wie der Zeichner ihn damals sah, ist zu einem Gutteil auch sein Verdienst. Das weiß er, und darauf ist er stolz.

1994 hatte man ihn in ein Viertel mit vielen Problemen geschickt. Auf den Industriebrachen hausten finstere Gestalten, die offene Drogenszene am Hauptbahnhof brachte weitere Kriminalität mit sich. Gemeinsam mit Pfarrer Ansgar Puff ("der hat mich als Erster direkt vereinnahmt") ging er die Probleme an. Dass er dabei auch ein gutes Stück Sozialarbeit leistete, ist für Abels Selbstverständnis seines Berufs ganz normal. Für ihn zählt das Ergebnis. Und das lautet: Die Zahl der Straftaten im Viertel ist dramatisch reduziert, die Industriebrachen sind verschwunden, das Quartier entwickelt sich in einer Weise, "an die hab ich vor 20 Jahren selbst nicht geglaubt."

Der Pfarrer, die Vereine – allen voran die Schützen mit dem im vergangenen Jahr verstorbenen Martin Albrecht und Raimund Klingner mit dem Bürgerverein – sie alle sorgten dafür, dass Abel schnell vom Oberbilk-Bazillus infiziert wurde. Bis ihn Jürgen Kirschbaum am Mittwochabend zum Ehrenmitglied des Bürgervereins kürte, war Abel zwar nie in einem der Vereine gewesen. Aber in mindestens sechs Arbeitskreisen hat er sich engagiert, will das auch weiter tun. Und als das Stadtteilbüro aufgelöst wurde, organisierte er die Sitzungen kurzerhand in der Wache. Schließlich ging es ja auch um deren Adresse, nämlich um die Umgestaltung des Oberbilker Markts. Abel sei "ehrenamtlicher Polizist im aktiven Dienst" gewesen, attestierte ihm Jürgen Kirschbaum, und bat den 62-Jährigen nicht bloß scherzhaft, dieses Ehrenamt auch weiter auszuüben. Die Gäste – darunter auch die Bezirksvertreter, die sich für Abels Dienstzeitverlängerung starkgemacht hatten – stimmten applaudierend zu. Blieb für Kirschbaum noch, herzlich zu danken: "Oberbilk verneigt sich vor Dir.

(RP)
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