Niederkassel St. Anna ist leergeräumt

Niederkassel · Die kunstvollen Glasfenster und sakralen Gegenstände werden aufbewahrt. Küsterin Renate Görtz erlebt zum zweiten Mal die Entweihung einer Kirche.

Niederkassel: St. Anna ist leergeräumt
Foto: Bretz Andreas

Die Orgel wurde einer Kölner Kirche geschenkt. Die Kirchenbänke, Lampen, Beichtstühle, Kanzel und Altarleuchter bekamen unterschiedliche katholische Kirchen in Polen. Die Figur des hl. Josef hat in der Löricker Kirche St. Maria, Hilfe der Christen eine neue Heimat gefunden, ebenso der Kreuzweg und das Vortragekreuz. Bis auf den Sandsteinaltar, Ambo und den massiven Osterleuchter ist die St. Annakirche inzwischen leergeräumt. Einige Bänke aus einem Gotteshaus in Leverkusen sind noch zwischengelagert und werden demnächst wieder abgeholt.

Alles in allem ein trauriger Anblick, zumal die Fensterhöhlen mit Spanplatten abgedeckt sind. Küsterin Renate Görtz führt durch den Kirchenraum und blickt nachdenklich auf die Spuren an den Wänden, die die kirchliche Einrichtung hinterlassen hat. "Es ist bereits die zweite Kirche, die während meiner Amtszeit entweiht wurde", stellt sie betrübt fest. Den Anfang habe die Christus-König-Kirche gemacht, die aufgelöst und in ein Familienzentrum umgewandelt worden sei. Seit 2005 sei sie und Reinhold Machulla für die verbleibenden drei katholischen Kirchen im Linksrheinischen St. Antonius, St. Benediktus und St. Maria, Hilfe der Christen zuständig.

Die Oberkasseler Kirchengemeinde hat sich aber nicht von der gesamten Einrichtung der St. Annakirche getrennt. So werden der barocke Hochaltar und die Altartafeln wie auch das große Kreuz erst einmal im Pfarrzentrum von St. Antonius aufbewahrt. Ebenso die inzwischen ausgebauten, von der renommierten Künstlerin Sigrid Kopfermann gestalteten Glasfenster. "Wir mussten sie ausbauen", sagt Pfarrer Michael Dederichs bei einem Gespräch, zu dem er gemeinsam mit Andreas Bahners vom Kirchenvorstand eingeladen hatte. Denn an der Fassade, besonders an den Kirchentüren seien tiefe Kratzer entdeckt worden, die auf Vandalismus schließen ließen. "Deshalb haben wir die Glasfenster vorsorglich entfernt und gesichert, damit sie nicht etwa durch Steinwürfe beschädigt werden." Denn auch sie sollen wieder verwendet werden. "Vorstellbar ist, sie in den Neubau der Kita zu integrieren, wie es einst bei Christus-König geschehen ist", so der Pfarrer.

Mit dem Ausbau der sakralen Gegenstände, die alle erhalten bleiben und nicht etwa auf dem Sperrmüll landen, steht nun die Prozedur eines Bebauungsplanverfahrens zur Neubebauung des 7000 Quadratmeter großen Kirchengrundstücks zwischen Kanal- und Niederkasseler Straße, im Raum. Konkret wird es aber erst, wenn der Investorenwettbewerb abgeschlossen ist.

Von den 15 Interessenten, die sich daran beteiligt haben, sind nur noch acht im Rennen. "Einige sind abgesprungen, weil sie die Vorgaben für die Neubebauung nicht akzeptierten", erklärt Bahners und Pfarrer Dederichs betont: "Das Grundstück ist kein Spekulationsobjekt. Wichtig ist uns, dass es im Besitz der Kirche bleibt und nur in Erbpacht abgegeben wird." Der Schwerpunkt für eine neue Nutzung solle sozial ausgerichtet werden - mit Kita, Senioren- wie auch öffentlich geförderten Wohnungen und einem Gebetsort als Ersatz für die Kirche. An einen Dorfplatz denken die Kirchenvertreter ebenfalls, "damit sich die Schützen dort aufstellen können." Darüber hinaus solle das Grundstück nicht komplett verdichtet werden. "Das alles geht zulasten unserer Wirtschaftlichkeit", wirft Bahners ein.

Zu den Investoren, die noch am Ball sind, zählen unter anderem Düsseldorfer Unternehmen wie die Rheinwohnungsbau und die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG). Ebenso dabei ist Architekt Thomas Rosini (BVM), dessen Vater einst das Konzept für die St. Annakirche entwarf. Sie haben die Bedingungen für die neue Nutzung des Areals akzeptiert und werden nun ihre Entwürfe einer Jury aus Vertretern der Ratsparteien, dem Erzbistum und Kirchenvorstand vorlegen.

"Wir gehören nicht zur Jury, halten uns bewusst aus dem Auswahlverfahren heraus, betonen Bahners und Pfarrer Dederichs. "Im März 2018 wird der Investor dann feststehen", sagt Bahners.

(RP)
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