Düsseldorf Niederkassel und das Tonnenrennen

Düsseldorf · Zum Straßenkarneval im Linksrheinischen gehört auch der Veedelszug.

 Am Karnevalssonntag gibt es nach dem Veedelszug das traditionelle Tonnenrennen.

Am Karnevalssonntag gibt es nach dem Veedelszug das traditionelle Tonnenrennen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wenn am Karnevalssonntag wieder dieses merkwürdige "Trän drop" durchs "Dorf" schallt, weiß auch die letzte Pappnase, was zu tun ist - nämlich die Narrenkappe aufsetzen und fix zur Niederkasseler Straße spurten. Haben sie dann einen Platz in vorderster Reihe ergattert, können sie den Veedelszug mit anschließendem Tonnenrennen genießen. Egal, ob sie wissen, was der urige Schlachtruf zu bedeuten hat, Hauptsache man gehört zu den Tausenden, die Niederkassel jedes Jahr in einen Ausnahmezustand versetzen.

Für alle, die gut informiert den Straßenkarneval mit einem kernigen "Trän drop" begleiten wollen - hier eine Erklärung: Trän drop bedeutet ganz einfach "Tritt drauf". Um zu wissen worauf, muss tief in die Schatzkiste der Vergangenheit gegriffen werden. Denn 1887 haben schlitzohrige Niederkasseler Bauern den jecken Spaß buchstäblich aus der Tonne gehoben. Überliefert ist, dass beim Wettlauf ums Dorf mit Karre und Jauchefässern einem der Läufer eine Katze zwischen die Beine geriet. "Tritt drauf, tritt drauf", brüllten die Zaungäste, die um den Sieg ihres Favoriten bangten. Ob der Läufer das beherzigt hat, bleibt im Dunkeln.

Einer, der sich mit der Geschichte der Tonnengarde wie kein zweiter auskennt, ist Schreinermeister Werner Hansen, seit 1964 Mitglied und heute Ehrenvorsitzender der Tonnengarde. Ohne ihn läuft am Karnevalssonntag nichts. Denn lange bevor sich der närrische Umzug zwischen 12 und 13 Uhr in Bewegung setzt, ist er auf der Straße. Im blauen Kittel über der weißen Hose, das karierte Halstusch sorgsam durch eine Kartoffel gebohrt, an den Füßen Holzschuhe, auf dem Kopf die schicke Mütze, räumt er alles aus dem Weg, was den Zug behindern könnte. Er scheut auch nicht davor zurück, Autos abschleppen zu lassen, deren Besitzer sich wenig an die Beschilderung gehalten haben, an diesem Tag bitte nicht auf der Niederkasseler Straße zu parken. Ist der Weg frei, so bugsiert Hansen die Zugteilnehmer auf ihre Positionen, die er auf einem Holzbrett notiert hat. Und dann geht's los.

In diesem Jahr sind 731 Teilnehmer dabei, etwas weniger als 2014. Trotzdem kein Grund, auf eine ausgetüftelte Logistik zu verzichten, die Hansen Jahr für Jahr liefert. Denn: "Der Kopf des Zuges darf sich nicht in den Schwanz beißen", sagt er lachend. Eine kritische Stelle sei die Ecke Quirin-Ober-/Niederkasseler Straße. "Wenn sich der Zug zu sehr in die Länge zieht, dann kann es vorkommen, dass der Schwanz der noch Richtung Luegallee zieht, mit dem Kopf, der bereits aus der Quirinstraße in die Niederkasseler Straße einbiegen will, kollidiert." Dazu muss man wissen, dass der Zugweg eine liegende Acht darstellt - auch eine Überlieferung aus alter Zeit.

Einen weiteren Auftritt hat Hansen, der kürzlich seinen 82. Geburtstag feierte, auf dem zur Ehrentribüne umfunktionierten Rübenwagen. Denn von dort oben stellt er die einzelnen Gruppen des vorbeiziehenden Veedelzugs vor. Beim Start des Tonnenrennens klettert er wieder herunter, um für einen reibungslosen Ablauf des Tonnenrennens zu sorgen.

Die Anmeldezeit für die aktive Teilnahme am Umzug läuft aus. "Morgen Abend steht der Zug", sagt Hansen. Wer beim Tonnenrennen noch mitlaufen will, kann sich nächste Woche noch bei Hansen, Niederkasseler Straße 91, melden.

(RP)
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