Tonnengarde in Düsseldorf-Niederkassel Ein Veedelszug der anderen Art

Düsseldorf · In Niederkassel gab es eine besondere Aktion am Karnevalssamstag: An verschiedenen Stationen mussten Aufgaben erledigt werden. Das kam so gut an, dass es eine Wiederholung geben könnte.

 Auch Luca und Charlotte (beide fast zwei Jahre alt) waren beim besonderen Veedelszug unter Coronabedingungen mit dabei.

Auch Luca und Charlotte (beide fast zwei Jahre alt) waren beim besonderen Veedelszug unter Coronabedingungen mit dabei.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Viola Lichteveld hatte schon, optimistisch wie sie ist, deutlich mehr der Laufzettel in Holzschuh-Form ausgeschnitten als nötig. „Wir hatten zunächst zehn Anmeldungen, ich habe aber 50 Zetel vorbereitet“, verrät Viola. „Und dann waren alle weg, und es kamen immer noch welche, die mitmachen wollten.“ So wurde kurzerhand auch noch die Rückseite abgestempelt und aus einem Laufzettel wurden zwei.

Als Karnevalist muss man eben erfinderisch und flexibel sein, ganz besonders in Coronazeiten und unabhängig vom Stadtteil. Das bewiesen Viola und ihre Schwester Jasmin für den Stadtteil Niederkassel. Angesichts der erneuten pandemiebedingten Absage fast aller Veranstaltungen, sprangen die Zwillinge in die Bresche, initiierten und organisierten unter tatkräftiger Unterstützung der Tonnengarde einen „etwas anderen Veedelszoch“. Es war kein zusammenhängender Umzug, sondern maximal zwei Fahrzeuge wurden auf einmal auf den Weg geschickt. An fünf Stationen mussten Aufgaben erledigt werden, und in der Ursprungsidee sollte er den Niederkasseler Kindern vorbehalten sein. „Karnevalssamstag ist ja immer der große Kinderumzug, der ist aber wieder einmal ausgefallen. Da haben wir uns gedacht, dass wir für die Kinder hier einen Ausgleich schaffen wollen“, sagte Viola Lichteveld. Kein Wunder, dass den Zwillingen das Glück von Kindern am Herzen liegt, sind beide doch in pädagogischen Berufen unterwegs, Viola ist Leiterin einer Kindertagesstätte, Jasmin Heilpädagogin.

Die Idee, diese Art von närrischem Umzug im Stadtteil ziehen zu lassen, kam bei der Tonnengarde so gut an, dass sie die Lichtevelds überzeugte, auch Erwachsene mitziehen zu lassen. Nachdem die Entscheidung, den Veedelszoch in anderer Form stattfinden zu lassen, gefallen war, ging alles ganz schnell. „Die Aufgaben für die Stationen hatten wir innerhalb von zwei Stunden zusammen“, berichtete Jasmin Lichteveld. „Wir sind es ja auch beruflich gewöhnt, spontane Partys zu veranstalten.“

So wurden Karnevalslieder gesungen, Fotos der geschmückten Fahrzeuge (Fahrräder, Lastenfahrräder, Motorroller, Autos und ein kleiner Traktor waren dabei) gemacht, ein Kartoffellauf (vergleichbar dem Eierlaufen) absolviert und ein Schaumkuss-Wettessen abgehalten. Hatte man die Aufgaben erfüllt, bekam jeder mit einer vollständig abgestempelten „Holzschuh-Laufkarte“ ein „Strüßjer“ Tulpen. „Unsere Eltern haben einen Blumenladen. Sie sind jetzt in Urlaub, da haben wir den Laden leer geräumt“, gestand Viola Lichtefeld.

Geht es nach dem Geschäftsführer der Tonnengarde Dino Conti Mica war diese Art des Veedelszochs keine einmalige Sache. „Das war richtig klasse“, urteilte er. „Warum sollen wir das ab jetzt nicht an jedem Karnevalssamstag durchführen?“

Mit dabei war auch das Kinder-Tonnenbauernpaar Lavinia Ambrogio und Anton Fähndrich. „Für uns ist dieser Veedelszoch einer von nur zwei Höhepunkten“, verrät Anton. „Der erste war unsere Kürung vergangenen Donnerstag.“ Eigentlich sind Anton und Lavinia die Närrischen Regenten des Tonnengarde-Nachwuchses der Session 2020/21, haben aber wegen Corona ihre Regentenzeit verlängert. Ein weiteres Jahr kommt für Lavinia aber nicht in Frage. „Andere wollen ja auch mal Kinder-Tonnenbäuerin werden“, sagte die 13-Jährige. So haben also im kommenden Jahr bei der Neuauflage des „etwas anderen Veedelszoch“ andere junge Tonnengardisten die Chance, das närrische Jungvolk Niederkassels anzuführen.

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