Gastronomie in Düsseldorf Ein Vereinslokal für die ganze Nachbarschaft

Niederkassel · David und Linda Sadiku betreiben die Sportsbar West in Niederkassel. Wie in einem klassischen Clubhaus sieht es aber nicht aus.

 Linda und David Sadiku mit Sohn Diamant würden sich freuen, wenn mehr Menschen aus der Nachbarschaft in ihre Sportsbar kämen.

Linda und David Sadiku mit Sohn Diamant würden sich freuen, wenn mehr Menschen aus der Nachbarschaft in ihre Sportsbar kämen.

Foto: nika

Vereinslokale haben nicht den besten Ruf, die meisten Clubhäuser sehen genauso aus, wie man sie sich vorstellt, wie man sie kennt. Dunkel, stickig, verblasste Holztische, kippelige Stühle, Funzellampen an der Decke. An den Wänden hängen alte Mannschaftsbilder, manche in Schwarz-Weiß, manche in Farbe. In einer Vitrine stehen Pokale gewonnener Meisterschaften. Vereinsheime haben nicht den besten Ruf, und viele von ihnen werden nur von den Vereinsmitgliedern besucht, auf ein Bier nach dem Spiel. Dass es auch anders geht, zeigen David und Linda Sadiku. Das Paar betreibt seit 2017 die Musik- und Sportsbar West an der Schorlemerstraße, die zum SC West gehört.

Der Boden sieht aus wie ein Fußballfeld – mit Mittelkreis und Linien. Grün natürlich, an den Wänden hängen große Fernseher. Über dem Tresen steht die Vereinsgeschichte des SC West geschrieben, seit 101 Jahren gibt es den Club schon. „Das Jubiläum feiern wir in diesem Jahr“, erzählt Jugendtrainerin Karo Haller. Weil der Verein 2019 einen neuen Rasenplatz bekommen hat, wurden die Feierlichkeiten auf dieses Jahr verlegt. Und da wird auch die Sportsbar eine große Rolle spielen, vor allem Familie Sadiku, die Pepp in die Bar gebracht hat. Einziger Wermutstropfen: „Es hat in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden gegeben von Nachbarn beim Ordnungsamt“, sagt Haller, zu laut sei es in dem Lokal und auf dem Platz gewesen. „Wir haben uns immer wieder erklärt“, sagt Haller, „und wir halten uns an die Richtlinien“, versichert sie. Davon lässt sich die Familie nicht unterkriegen, „außerdem können zu uns doch alle kommen“, sagt David Sadiku. Das Vereinsheim des SC West ist nämlich nicht nur für die knapp 1000 Mitglieder gedacht, am liebsten würde der 43-Jährige einen Treffpunkt schaffen für den ganzen Stadtteil, für das Linksrheinische. Was aber gar nicht so leicht ist. Weil eben vielen Clubhäusern ein angestaubtes Image nachgesagt wird.

Burger, Nudeln, Salate – und klar, auch Pommes: Bei David und Linda Sadiku gibt es einfache Gerichte, „die ich aber alle selber mache“, erzählt der gelernte Koch, der seine Ausbildung in Köln gemacht und später in einem Restaurant in Kaiserswerth gearbeitet hat. Als Inhaber Frank Laurini 2017 einen Betreiber suchte für die Bar, musste Sadiku einfach zuschlagen, weil er so viel Potenzial im Clubhaus gesehen hat, „das viel mehr ist als ein Clubhaus. Es ist ein richtiges Restaurant“.

Unterstützt wird der 43-Jährige nicht nur von seiner Frau Linda (34), die sich zusätzlich um den ganzen Bürokram kümmert. Auch die drei Kinder Greta (13), Dea (9) und Diamant (7) helfen immer mal aus im West. Greta verkaufte im Sommer schon mal Eis, als ihr Vater so viel zu tun hatte, dass er nicht mehr hinterherkam. Sie machte in kürzester Zeit so viel Trinkgeld, erinnert sich der Papa, der jetzt natürlich hofft, dass die Schülerin irgendwann miteinsteigt. „Wenn sie alt genug ist“, betont David Sadiku. Diamant ist fast jeden Tag in der Bar, „ich spiele hier auch Fußball“, erzählt der Siebenjährige, der auch mal ein bisschen wilder sein darf in der Sportsbar West. Weil Kinder unbedingt willkommen sind, weil es so viele Kinder gibt im Verein.

Die Wartelisten im Jugendbereich sind lang. Allein in der Bambini-Mannschaft von Karo Haller stehen 90 Familien auf der Liste. Nachwuchssorgen hat der SC West nicht. „Wir sind Einzugsgebiet für das gesamte linksrheinische Gebiet, auch für Meerbusch und Neuss“, erzählt die Trainerin. Und es gibt viele Japaner im Verein, weil viele Japaner in der Nachbarschaft leben. Deshalb bietet der japanische Trainer Yoshi Matsuo seit Kurzem einen japanischen Mittagstisch im Clubhaus an, den auch Nicht-Mitglieder nutzen können. Die Gerichte kosten fünf Euro, der Fokus liegt auf Suppen und typisch japanischen Nudel- und Reisgerichten.

Ab 16 Uhr übernehmen dann wieder David und Linda Sadiku die Küche, sie organisieren Grill-Abende auf der großen Terrasse mit Blick auf den neuen Rasenplatz oder laden einen Saxofonisten ein. „Wir zeigen auch viele Sport-Events im TV – Fußball, Super-Bowl, aktuell die Handball-EM“, sagt Sadiku, der mit seiner Familie in der Stadtmitte wohnt, der aber gerne nach Niederkassel ziehen würde. Um noch näher dran zu sein am West und der Nachbarschaft, die er so gerne davon überzeugen würde, dass das Lokal auch wirklich mehr ist als ein altes, verstaubtes Vereinsheim.

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