Niederkassel Der Prinz fudelt beim Tonnenrennen

Niederkassel · Das beliebteste Wettrennen Niederkassels brachte viel Spaß und endete zwischen Tonnenbauer Niels und Prinz Christian III. offiziell unentschieden. Rund 1000 Zugteilnehmer waren beim Veedelszoch dabei.

 Die Kontrahenten Prinz Christian III. (links) und Tonnenbauer Niels rammten sich mit ihren Wagen. Das war erlaubt - für scherzhafte Empörung sorgte hingegen der Versuch des Prinzen, die Strecke zu verkürzen.

Die Kontrahenten Prinz Christian III. (links) und Tonnenbauer Niels rammten sich mit ihren Wagen. Das war erlaubt - für scherzhafte Empörung sorgte hingegen der Versuch des Prinzen, die Strecke zu verkürzen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Im Stadtteil gab es keinerlei Durchkommen mehr. "Ich glaube, es ist noch voller als sonst", meinte Kai Schäfer. Er muss es wissen: Traditionell zieht er mit seinen Freunden und einem vollgepackten Bollerwagen am Karnevalssonntag nach Niederkassel zum Karnevalsumzug, um zu feiern. Rund 1000 Zugteilnehmer verwandelten den sonst eher ruhigen Stadtteil im Linksrheinischen in eine bunte Partymeile, auf der sogar die Toten Hosen als jecke Zuschauer gesichtet worden sein sollen.

 Insgesamt 1000 Teilnehmer sorgen für Stimmung. Diese Neurochirurgen traten an, den "Alaaf-ismus" zu heilen.

Insgesamt 1000 Teilnehmer sorgen für Stimmung. Diese Neurochirurgen traten an, den "Alaaf-ismus" zu heilen.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Zum ersten Mal war auch der Verein "Krass e.V." im Zug dabei. Der Verein, der sich für kostenlose Bildung für Kinder und Jugendliche weltweit einsetzt, kam mit mehr als 30 Kindern unterschiedlicher Herkunft. Auch der erst im vergangenen Jahr gegründete "Heerdter Karnevalsverein" war mit einem Wagen dabei. "Das war so toll, richtig genial", fand Prinzessin Petra. Wenn es nach ihr ginge, wäre die Session noch lange nicht vorbei. Einen riesigen Erfolg feierte eine Gruppe von Neurochirurgen der Uniklinik. Ihr neues Forschungsgebiet sind nämlich Karnevalskrankheiten. "Jehirn kapott, wir machen's flott", das war das Motto der spritzenverteilenden Ärzte. Die Patientin im Krankenbett wurde denn auch mit viel Spaß vom "Alaaf-ismus" geheilt.

Mit Spannung warteten die Zaungäste auf den Start des Tonnenrennens. Als Zuschauer dabei war auch die Prominenz wie die Benrather Schlossnarren, Landtagsabgeordnete Marion Warden, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Robert Schäfer (Vorstandsvorsitzender der Fortuna), und Hans-Jürgen Tüllmann (Geschäftsführer des CC). Bevor es jedoch mit dem jecken Wettkampf losging, mussten erst mal die Schuhe der Akteure gegen die traditionellen Klompen getauscht werden. Kein leichtes Unterfangen für Prinz Christian III. - gestützt von seiner Garde schlüpfte er aus seinen roten Lackschühchen, streifte dicke Socken über und machte vorsichtig die ersten Schritte in den Holzpantinen. Kommentator Karl Hans Danzeglocke (Präsident der Tonnengarde) wünschte dem Prinzen mit einem etwas gehässigen Lachen "viel Erfolg beim Lauf", setzte aber immerhin hinzu, er habe das ja auch schon hinter sich.

Schon der Start sorgte für große Lacher; Prinz Christian III. war so damit beschäftigt, sich bützen zu lassen, dass er die Startglocke verpasste. Den Rückstand zu Tonnenbauer Niels versuchte er dann durch eine Verkürzung der Strecke auszugleichen. "Der fudelt", kam es prompt von den amüsierten Zuschauern. Wie römische Wagenrennen-Fahrer rammten sich die Kontrahenten, die Fässer fielen von den Karren und mussten wieder eingesammelt werden. "Das ist vollkommen in Ordnung. Man darf auch ein Schwein sein", fand Danzeglocke.

Venetia Alina und Tonnenbäuerin Franzi gingen das Rennen durchdachter an. Sie klebten die Fässer einfach mit Klebeband an den Karren fest. "Die weibliche Intelligenz lässt grüßen", bewunderte Danzeglocke die Damen. Den ersten Teil der Strecke ließen sie ihre Adjutanten laufen, die kräftig mit Porreestange und Pritsche angetrieben wurden. Einträchtig trudelten die Hoheiten dann ins Ziel ein. Wie es bei der Tonnengarde üblich ist, endeten alle Rennen offiziell unentschieden. Nur Tonnenbauer Niels durfte gegen seine Tochter verlieren. Die Rennen der Kinder gingen mit mehr Elan und Ehrgeiz vonstatten. Allerdings trug der närrische Nachwuchs meistens auch keine Klompen.

Mit dem Versprechen "nächstes Jahr machen wir das wieder" verabschiedete sich Danzeglocke. Das jecke Treiben war aber noch lange nicht vorbei. In den Kneipen und auch privat wurde noch bis in die Nacht weitergefeiert.

(RP)
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