Golzheim Neugierig auf viele spannende Fälle
Golzheim · Annegret Deitmar-Hünnekens ist neue Schiedsfrau für die Altstadt, die Carlstadt, Stadtmitte und Pempelfort. Die Verbesserung der zwischenmenschlichen Kommunikation ist ihr ein Hauptanliegen.
Annegret Deitmar-Hünnekens merkt man die Vorfreude an: Ab sofort ist sie als Schiedsfrau für den Stadtbezirk 1 tätig im Bereich Altstadt, Carlstadt, Stadtmitte und Pempelfort. Und scheut dabei nicht die Öffentlichkeit. "Kaum einer weiß doch, wer für ihn als Schiedsperson im Bezirk zuständig ist. Da halte ich es schon für wichtig, dass man bekannt wird."
Annegret Deitmar-Hünnekens hat erst kürzlich beruflich umgesattelt. Jahrelang war sie im Gesundheitsbereich beschäftigt, zuletzt in der Geschäftsleitung eines großen Neusser Krankenhauses. Doch persönliche Schicksalsschläge brachten sie dazu, diese Stellung aufzugeben und sich jetzt im Vorruhestand dem Schiedsamt zuzuwenden. "Ich wollte einfach neue Aufgaben anstreben", sagt sie zu ihrer Entscheidung. Denn eines hat sie in ihrem Berufsleben gelernt: "Das Wichtigste ist die Kommunikation zwischen den Menschen." So hat sie im Bereich Gesprächsführung im Laufe ihres Berufslebens viel Erfahrung sammeln können und zahlreiche Fortbildungen absolviert. Und genau diese Fähigkeit des Vermittelns, der Mediation, wie Deitmar-Hünnekens auch gerne sagt, hält sie bei dem Schiedsamt für entscheidend. "Ich bin ja noch nicht lange dabei. Aber ich habe schon jetzt gemerkt, dass die Leute oft nach jahrelangem Streit froh sind, wenn sie wieder miteinander klarkommen. Meist lag es nur daran, dass sie nicht miteinander geredet haben."
Vor ihrer ersten Schlichtung lag allerdings ein längerer bürokratischer Weg. "Ich habe eine dicke Bewerbungsmappe im Ordnungsamt eingereicht. Doch dann dauerte es noch eine ganz Weile, weil die Entscheidung bei der Bezirksvertretung 1 liegt. Die Mitglieder hatten mir zwar im Sommer vergangenen Jahres zugesagt, dass sie sich für mich entschieden haben. Aber dann zog es sich doch noch bis zum Jahresende hin, bis auch der Rat schließlich zustimmte."
Ende Januar war dann Vereidigung im Justizgebäude am Oberbilker Markt. Dann folgten zwei Einführungsseminare. "Dort wurden wir in die rechtlichen Dinge eingewiesen und lernten unter anderem, worin sich das Schiedsamt vom Justizwesen unterscheidet. Danach hab ich mir erst mal einen PC und einen Drucker gekauft, denn das Schiedsamt ist doch mit einem Wust an Formularen verbunden. Es muss ja alles seine Ordnung haben." So muss die Schiedsperson etwa eine Erfolgslosigkeitsbescheinigung ausstellen, wenn die Vermittlung gescheitert ist. Oder eine Sühnebescheinigung, wenn nach einer strafbaren Auseinandersetzung Reue vorliegt und diese etwa in Form einer Spende dokumentiert wird. Deitmar-Hünnekens: "Das muss alles haargenau protokolliert werden."
Nach ihrer, wenn auch erst kurzen Erfahrung sind es nach wie vor Nachbarschaftsstreitigkeiten, die vor dem Schiedsmann landen. "Wie die berühmten Äste, die übers Grundstück ragen. Oder gegenseitige Beleidigungen, die seit langem im Raum stehen. Da wissen die Leute oft einfach nicht, wie sie da wieder rauskommen und gehen deswegen zum Schiedsmann." Oft seien aber auch "die Spielregeln im Zusammenleben" nicht klar. Etwa, wenn eine Hausordnung fehle. Oder in Sachen Lärmbelästigung. In der Stadtmitte seien es aber oft auch Bäume aus dem öffentlichen Raum, die auf Privatgrundstücke ragten. "Auch da rufen Leute oft den Schiedsmann an, wenn sie bei der Stadt nicht weiter kommen." So manche Rechtsbestimmung ist Deitmar-Hünnekens schon jetzt, zu Beginn ihrer Tätigkeit geläufig. Doch ist sie sicher, dass viele neue spannende Fälle auf sie warten.
