Mörsenbroich Wenn die Kirche zum Atelier wird

Mörsenbroich · Die Thomas-Kirchengemeinde wird zur Anlaufstelle für kreative Menschen. Einmal in der Woche darf in dem Gotteshaus ausgiebig gewerkelt werden. Eine rote Schnur führt die Teilnehmer von der Straße bis in die Werkstatt.

 Annegret Kloss, Jutta Gennrich, Künstlerin Sabine Lucke und Brigitte Krüger (v.l.) haben sichtlich Spaß bei der Arbeit.

Annegret Kloss, Jutta Gennrich, Künstlerin Sabine Lucke und Brigitte Krüger (v.l.) haben sichtlich Spaß bei der Arbeit.

Foto: Andreas Endermann

Die evangelische Thomaskirche in Mörsenbroich war schon immer aufgeschlossen für neue Dinge und hat ihren Kirchenraum bereits mehrfach vielseitig genutzt - für sakrale ebenso wie für profane Zwecke, für eigene ebenso wie fremde Angebote. Es finden dort neben den Gottesdiensten beispielsweise auch Versammlungen, Tanzveranstaltungen und Konzerte statt. Und nun kann dort sogar künstlerisch gearbeitet werden.

Einmal die Woche öffnet das Kirchenatelier, welches direkt an den Gottesraum angrenzt und zu diesem hin vollständig geöffnet werden kann. Eine rote Schnur führt die Besucher von der Straße bis zu der Werkstatt. Diese wird von der Künstlerin Sabine Lucke geleitet, die dort zur Arbeit mit unterschiedlichen Materialien einlädt, die Besucher anleitet und unterstützt. "Jeder, der Interesse am Gestalten hat und mehr dazu erfahren will, ist hier willkommen", sagt die Kunstpädagogin.

Entstanden ist die Idee des Kirchenateliers nach dem Projekt "Zehn Worte" im vergangenen Jahr, an dem Lucke bereits mitgearbeitet hat. Damals hatten Gemeindemitglieder und Patienten des LVR Klinikums gemeinsam zu zehn verschiedenen Begriffen kreativ gearbeitet. "Dieses inklusive Projekt hat so gut funktioniert, dass wir uns eine Fortsetzung der Arbeit und der Kooperation gewünscht haben", sagt Claus Scheven, Pfarrer im LVR Klinikum. Mit Hilfe von Fördergeldern des Innovationsfonds des Düsseldorfer Kirchenkreises kann nun für ein Jahr das neue Kreativangebot sichergestellt werden.

Dieses steht allen Bürgern offen, unabhängig von ihrem Alter, dem Lebensort und Glauben. Wer möchte, kann regelmäßig kommen oder nur einmal teilnehmen. Durch die Kooperation zwischen der Kirchengemeinde und dem Klinikum sollen auch wieder Menschen mit Psychiatrieerfahrungen eingebunden werden.

"Diese können hier neue Kontakte finden und am Alltagsleben teilnehmen", sagt Scheven. Er weiß, dass viele Menschen nach dem Klinikaufenthalt eine neue Anlaufstelle suchen und bewirbt das Angebot deshalb gezielt. "Und wir können damit ganz neue Leute erreichen, die sonst nicht in die Kirche kommen würden. Sie können den Kirchenraum nun ohne Gottesdienst erleben", sagt Carsten Körber, Pfarrer der Thomaskirche. Und die Besucher würden dadurch zudem von den vielen anderen Angeboten der evangelischen Gemeinde erfahren. Aber auch schon bestehende Gruppen wie etwa die Konfirmanden sollen am Kirchenatelier teilnehmen können.

Gearbeitet wird einen Monat lang zu einem festen Thema wie "Linie - Weg - Spur" oder "Rot - Gelb - Blau". "Dabei können viele verschiedene Materialien und Arbeitstechniken ausprobiert werden", sagt Lucke. Das Angebot wird bereits jetzt gut angenommen. "Das ist hier eine sehr angenehme Atmosphäre, und es sind hochwertige Materialien, mit denen wir arbeiten dürfen. Meine Kreativität, die offenbar ziemlich lange im Verborgenen geschlummert hat, wurde neu geweckt, und deshalb werde ich bestimmt wiederkommen", sagt Brigitte Krüger. Sie hat über Freunde vom Kirchenatelier erfahren und teilt sich einen Arbeitsplatz mit Gemeindemitglied Annegret Kloss. Auch diese ist begeistert, denn die "Menschen hier sind alle sehr nett und alles ist sehr unkompliziert".

Einmal im Monat schließt an das Kirchenatelier eine Andacht an, die sich mit dem Monatsthema befasst. Zudem soll auch zu kirchlichen Festen künstlerisch gearbeitet werden. "Im Ostergottesdienst hat zum Beispiel schon gleichzeitig eine Aktion im Kirchenatelier stattgefunden.", sagt Körber.

(brab)
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