Mörsenbroich Thomaschor singt in der Carnegie-Hall

Mörsenbroich · Die Einladung nach New York kam völlig überraschend. Mit intensiven Proben haben sich die Sänger vorbereitet.

Irina Schneider, Chorleiterin der Kantorei und des Thomaschores der evangelischen Thomaskirche, glaubte an einen Streich, und dass die E-Mail, die sie im November 2015 erreichte, nicht echt sei. Sie hatte einen Tag vorher in der ausverkauften Thomaskirche ein Konzert mit dem Requiem von Sir Karl Jenkins geleitet und erhielt daraufhin die Einladung, mit ihrem Chor bei einer Aufführung dieses Werkes Anfang 2017 in der Carnegie-Hall in New York mitzuwirken.

"Ich weiß bis heute gar nicht, wie man auf uns gekommen ist, aber scheinbar hat sich unser Können herumgesprochen, und wir hatten das Glück, zur richtigen Zeit das passende Stück aufgeführt zu haben", sagt Schneider. Nachdem sich die allgemeine Euphorie bei den Sängern gelegt hatte, war klar, dass sich 39 von den 80 Chormitgliedern an der Reise beteiligen, dafür die Zeit und auch Geld investieren wollten. "Denn leider war das Angebot nicht wirklich eine Einladung, denn die Reise musste jeder selbst zahlen", sagt Chormitglied Anke Münter. Deshalb waren die Sänger froh, dass sie vom Presbyterium und Sponsoren großzügig unterstützt wurden.

Bevor man sich aber im Januar auf den Weg nach New York machen konnte, standen intensive Proben, manchmal dreimal in der Woche, auf dem Programm. Und die Chormitglieder machten sich auf Shoppingtour. "Es war genau vorgeschrieben, welche Kleidung wir tragen sollten. Es musste eine Abendgarderobe in Schwarz sein und durfte keine tiefen Ausschnitte und Schlitze im Rock haben", sagt Sängerin Astrid Fischer.

Vor der Reise musste auch jeder angeben, welche Größe er hat, damit alle Teilnehmer für die Vorstellung optimal platziert werden konnten. Insgesamt beteiligten sich über 200 Sänger aus der ganzen Welt an dem Konzert, darunter Chöre aus Spanien, Finnland und Australien, aber auch ein Chor aus dem hessischen Hanau. "Diese Chöre mussten zu einem Klangkörper zusammenwachsen. Das gelang dem General-Musikdirektor Jonathan Griffith aber hervorragend mit einer Mischung aus Charme, Druck und Witz", sagt Sängerin Inge Nicolovius.

Rund eine Stunde lang ist das Requiem von Sir Karl Jenkins, der bei den Proben und der Aufführung anwesend war. Das Requiem zeichnet sich besonders dadurch aus, dass der übliche lateinische Text teilweise durch japanische Haiku-Gesänge ersetzt wurde. "Die Musik in diesem bedeutenden ausverkauften Haus zu singen, hat jeden zu seiner persönlichen Meisterleistung geführt", sagt Münter. Man sei durch dieses unvergessliche Erlebnis stark zusammen gewachsen, sind sich die Sänger einig. "Da zehre ich noch lange von", sagt Fischer.

Eine tolle Überraschung hatte für den Düsseldorfer Chor eine Sängerin des australischen Chores dabei. Sie überbrachte eine Karte mit herzlichen Grüße von Pfarrer Christoph Dielmann, der 15 Jahre lang in der Thomaskirche tätig war und vor eineinhalb Jahren nach Australien auswanderte. In Melborne hatten sich der Pfarrer und die Australierin kennengelernt, und durch Zufall war dabei das große Chorprojekt zur Sprache gekommen.

(brab)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort