Diskussion in Düsseldorf Wird die Schlieffenstraße zum Radschlägerweg?

Mörsenbroich · Experten haben den Generalfeldmarschall auf die Liste jener Personen gesetzt, dessen Namen nicht im Düsseldorfer Straßenbild gewürdigt werden sollten. Bürger hatten nun Gelegenheit, einen neuen Namen vorzuschlagen.

Alfred Graf von Schlieffen entwarf unter anderem die Strategie für einen Zweifrontenkrieg mit Frankreich und Russland.

Alfred Graf von Schlieffen entwarf unter anderem die Strategie für einen Zweifrontenkrieg mit Frankreich und Russland.

Foto: Julia Brabeck

Die Schlieffenstraße in Mörsenbroich gehört nicht zu den großen oder bedeutenden Straßen. „Mit Adresse Schlieffenstraße sind 250 Personen gemeldet“, erläutert der Leiter des Vermessungs- und Katasteramtes Thomas Weindel. Eine Bedeutung erhält die Schlieffenstraße, weil sie zu den elf Straßen in der Landeshauptstadt gehört, die aufgrund des Stadtratsbeschlusses vom 16. September 2021 zur „Umbenennung historisch belasteter Straßennamen in Düsseldorf“ einen neuen Namen erhalten.

Dem preußischen Generalfeldmarschall Alfred Graf von Schlieffen (1833-1913) wurde durch den Gutachterausschuss – bestehend aus dem Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, Bastian Fleermann, und dem Leiter des Stadtarchivs, Benedict Maurer – aggressiver Militarismus und aggressiver Kolonialismus nachgewiesen. So ist die Ehrung des preußischen Grafen mit einer Straßenbenennung nicht mehr mit den Kriterien und Grundsätzen einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft vereinbar und wird geändert.

Um herauszufiltern, welche Vorlieben die Anwohner bei der Neubenennung haben, kamen Weindel und Maurer in die Bezirksverwaltungsstelle an der Münsterstraße. Es kam zwar die Frage auf, warum nur diese und keine weiteren des im Jahr 1938 auf Vorschlag des damaligen Leiters der Landes- und Stadtbibliothek, Hermann Reuter, nach „deutschen Heerführern und grenzlanddeutschen Orten“ benannten Straßen einen neuen Namen erhalten sollen. Doch in dem Beteiligungsverfahren ging es nicht mehr darum, ob Straßennamen geändert werden. Das hatte der Rat ja vor eineinhalb Jahren beschlossen.

So waren das Verfahren, die Vorschläge zur Namensgebung und die Frage, welche Belastungen auf die Anwohner der Schlieffenstraße zukommen, die Themen in der Verwaltungsstelle. „Alles was mit der öffentlichen Hand zu tun hat, wie Änderung des Personalausweises, Führerschein, Kfz-Papiere, Grundbucheintragungen wird kostenfrei geändert“, versicherte Weindel. „Alles was in den privaten Bereich fällt, also Adressänderungen für Versicherungen, Banken und ähnliche Vorgänge, muss privat veranlasst werden.“

Im Vorfeld der Erhebung eines Meinungsbildes waren 330 Namensvorschläge für die elf neuen Straßennamen in Düsseldorf eingegangen, Margarete Steiff-, Tierwohl-, Hund-, Glück- und Eichhornstraße waren als neue Namen direkt der Schlieffenstraße zugeordnet worden. „Fällt ihnen noch jemand ein, der im Stadtbezirk oder speziell für Mörsenbroich positiv gewirkt hat“, fragte Bezirksbürgermeisterin Birgit Schentek. Es gab zwar keine Antwort darauf, aber der Fokus war damit auf die enge Verbindung des neuen Straßennamens mit dem Stadtviertel gelegt. So wurde aus dem Plenum „Radschlägerweg“ vorgeschlagen, weil auf den kleinen Platz an der Einmündung der Schlieffenstraße auf die Münsterstraße eines der von Künstler Friedrich Becker 1960 entworfenen minimalistisch gestalteten Düsseldorfer Wahrzeichen steht. In der Abstimmung wurde „Radschlägerweg“ mit 21 Punkten zum Favoriten für die Umbenennung der Schlieffenstraße gewählt. „Es ist aber nur ein Stimmungsbild und keine endgültige Entscheidung“, betonte Weindel. „Die Bezirksvertretung wird für den Stadtrat eine Empfehlung über die Neubenennung aussprechen, aber der Rat muss der Empfehlung nicht folgen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort