Mörsenbroich Ein Ort für Begegnung und Toleranz

Mörsenbroich · Das Café Eden ermöglicht den Kontakt zwischen Geflüchteten und Düsseldorfer Bürgern in zugewandter Atmosphäre. Das Projekt lebt von den Ideen und dem Engagement der Menschen, die sich kümmern wollen.

 Bassam Aljmil (r.) im intensiven Austausch mit Beatrice Hesse von Witzleben und Ernst Hesse. Der Syrer war früher Touristenführer in der antiken Oasenstadt Palmyra, er führte die Menschen auf Englisch und Französisch durch die alten Ruinen, jetzt lernt er Deutsch.

Bassam Aljmil (r.) im intensiven Austausch mit Beatrice Hesse von Witzleben und Ernst Hesse. Der Syrer war früher Touristenführer in der antiken Oasenstadt Palmyra, er führte die Menschen auf Englisch und Französisch durch die alten Ruinen, jetzt lernt er Deutsch.

Foto: Andreas Endermann

Bassam Aljmil besucht das Café Eden des Jungen Schauspielhauses regelmäßig. Der Flüchtling aus Syrien ist froh über den Austausch mit alteingesessenen Düsseldorfern, den das Café ermöglicht. Seit September verwandelt das Junge Schauspielhaus sein Foyer einmal pro Woche in einen Ort der Begegnung von Geflüchteten mit Bürgern der Stadt.

Vor wenigen Jahren war Bassam Aljmil noch kein Flüchtling, sondern ein Touristenführer in Palmyra in Syrien. Die antike Oasenstadt beherbergt viele historische Kunstschätze, die sich bis vor wenigen Jahren noch Touristen aus aller Welt anschauten. Der Syrer führte sie auf Französisch und Englisch durch die Ruinen aus alter Zeit. Dann kam der Krieg, und die Terroristen des IS vertrieben ihn aus seiner Heimat.

Jetzt besucht Bassam Aljmil immer montags das Café Eden, um andere Menschen kennenzulernen und Deutsch zu lernen. "Begegnung schafft Vertrauen und Toleranz", da ist er sich sicher. So hat er zum Beispiel das Düsseldorfer Ehepaar Beatrice Hesse von Witzleben und Ernst Hesse kennengelernt, das ihm auch dabei hilft, so sagt Bassam Aljmil, seine Aussprache zu verbessern. Die beiden sind Besucher seit der ersten Stunde und kennen Aljmil mittlerweile gut. "Wir wollen die Möglichkeit bieten, Deutsch zu lernen, indem wir hier ins Gespräch kommen", erklärt Ernst Hesse. "Häufig geht es dabei auch um die Sorgen der Leute. Da tut es gut, sich einfach mal auszutauschen und miteinander zu reden."

Engagement, wie das Ehepaar Hesse es zeigt, ist für das Projekt unersetzlich. Es lebt davon, dass Düsseldorfer Bürger das Café besuchen und in Kontakt mit Geflüchteten kommen. "Das Theater gibt den Rahmen, aber die 15 bis 20 Ehrenamtler leisten sehr wichtige Arbeit", erklärt Projektleiter Günter Kömmet, der inzwischen mit einer Vollzeitstelle für das Projekt arbeitet. Er beschreibt den Ort so: "Das Café Eden ist eine Art Paradies zum Verweilen, zum Reden und Kaffee trinken, der allen offen steht. Es gibt hier sehr viele Begegnungsmöglichkeiten, die vor allem dazu dienen, miteinander ins Gespräch zu kommen."

Am Abend wird auf der Bühne immer auch Kultur geboten. An manchen Tagen spielen Bands im Foyer, und bei der "Open Stage" darf jeder, der möchte, sein Talent auf der Bühne zeigen. Jede Woche ist das Angebot unterschiedlich.

"Das Programm entwickelt sich immer weiter, da viele Menschen sich mit Ideen bei uns melden", erzählt Günter Kömmet. "Wir organisieren das Projekt nicht von oben herab. Stattdessen schauen wir, wo noch Bedarf ist und freuen uns über die vielen Anregungen der Bürger." Auch für das begonnene Jahr hat Kömmet schon viele Ideen gesammelt und plant, mit den Geflüchteten zum Beispiel Fahrräder zu reparieren.

Eine Geschichte ist dem Team vom Jungen Schauspielhaus besonders im Kopf geblieben. Sie handelt von einem Syrer, der vor vier Jahren aus Aleppo fliehen musste und nun seit 14 Monaten in Deutschland lebt. Der Mann war Lehrer und verlor durch seine Flucht den Kontakt zu seinen alten Kollegen. Im Café Eden passierte dann das Unglaubliche: Mehrere tausend Kilometer von seiner Heimat entfernt traf er im Foyer des Jungen Schauspielhauses zufällig seinen Arbeitskollegen aus Aleppo wieder, den er seit seiner Flucht nicht mehr gesehen hatte.

(RP)
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