Hotel in Düsseldorf Marriott schließt nach 36 Jahren Hotel in Mörsenbroich

Mörsenbroich · Eine Abfindung haben viele Angestellte nicht bekommen. Manche ziehen vor Gericht. Der Eigentümer der Immobilie sucht in der Zwischenzeit einen neuen Betreiber.

 36 Jahre hat Irfan Alev in Mörsenbroich gearbeitet. 

36 Jahre hat Irfan Alev in Mörsenbroich gearbeitet. 

Foto: Irfan Alev

Irfan Alev ist vom ersten Tag an dabei gewesen. Damals, als die Wände frisch gestrichen waren, die Gardinen neu, der Boden noch glänzte. Damals, am 19. September 1983, als das Renaissance Düsseldorf Hotel am Nördlichen Zubringer eröffnete. Aus Spaß sagte der heute 63-Jährige immer: „Ich habe das Hotel aufgemacht, und ich werde es auch wieder zumachen.“ Dass aus einem Scherz bittere Realität werden würde, damit hatte Alev nicht gerechnet. Zum 1. Oktober 2019 hat Marriott den Pachtvertrag mit dem Eigentümer der Immobilie gekündigt, auf einen Schlag verlieren dutzende Menschen ihre Arbeit. So wie Irfan Alev, der 63 Jahre alt ist und kein Transferangebot bekommen hat von Marriott. Nicht einmal eine Abfindung, stattdessen werden ihm und einigen seiner Kollegen Bleibeprämien ausgezahlt, damit sie bis zum Schluss arbeiten. Die Summen variieren minimal, liegen alle um die 1200 Euro, dazu gibt es eine Anwesenheitsprämie für alle, die zwischen dem 1. Juli und 30. September nicht ausfallen. Keine 40 Euro am Tag. „Nach fast 36 Jahren mehr als unangemessen“, sagt Daniel Hautumm, Irfan Alevs Anwalt.

Alev und elf seiner Kollegen wollten sich das nicht gefallen lassen, zogen vor Gericht. Dass es nicht leicht werden wird, den Prozess zu gewinnen, das hat Hautumm nicht verschwiegen. Vor allem dann, wenn der Betrieb auch wirklich schließt. Immer wieder hat es Gerüchte gegeben im Haus, dass die Marriott-Tochter Moxy folgen könnte. Bestätigt ist das nicht. Kenner der Branche sind sich sicher, dass es die betriebsbedingten Kündigungen gab, um Kosten zu reduzieren.

Daniel Hautumm und seine Mandanten hofften, dass Marriott ein Einsehen hat, „wo sich das Unternehmen doch als sozialer Arbeitgeber darstellt“, so Hautumm. Ob ein Arbeitgeber tatsächlich „sozial“ sei oder sich nur als „sozialer Arbeitgeber“ ausgebe, sei am besten an seinem Umgang mit gekündigten Arbeitnehmern zu sehen. Die ersten Verhandlungen sind gelaufen, alle gingen zugunsten der Hotelkette aus, viele Kollegen von Irfan Alev haben bereits aufgegeben. Manche, weil sie es sich nicht leisten können, weiter zu prozessieren. Andere, weil sie einen neuen Job gefunden haben, abschließen wollen. Irfan Alev aber kann nicht aufgeben, weil er mit seinen 63 Jahren einfach nicht weiß, wie es weitergehen soll. Er und drei Mitstreiter wollen in Berufung. Die anderen haben Angst, öffentlich zu sprechen. Sie alle sind auf der Suche nach einer neuen Stelle. Bettina (Name von der Redaktion geändert) arbeitet fast 30 Jahre in Mörsenbroich, ein Dutzend Bewerbungen hat sie schon geschrieben, die meisten wieder zurückbekommen. „Ich bin zu überqualifiziert“, sagt sie. „Was nur ein anderes Wort für zu alt oder zu teuer ist.“ Bettina ist enttäuscht, so wie ihr Kollege Michael (Name von der Redaktion geändert), „weil Marriott nicht transparent mit uns umgegangen ist“, sagt Michael. 2014 sei das Hotel renoviert und der Pachtvertrag verlängert worden. „Auch wenn wir wussten, dass Marriott den Pachtvertrag im Oktober 2018 beendet hat, kam die Kündigung im Februar für uns alle doch überraschend.“ Die Angestellten hatten gehofft, dass es Transferangebote gibt, dass sie ihre Urlaubs- und Weihnachtstage behalten können, die Betriebszugehörigkeit. „Aber wir können uns nur auf dem ganz normalen Weg auf andere Stellen innerhalb des Unternehmens bewerben“, sagt Michael, der in seinem Alter zumindest noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Anders als Irfan Alev. Ein 63 Jahre alter Bankettmanager, so kurz vor der Rente, „für ihn ist das ganz schlimm“, sagt Bettina.

Marriott International bestätigt, „dass das Renaissance Düsseldorf Hotel das Marriott Portfolio am 30. September 2019 verlassen wird“, hißt es auf Anfrage. Die Entscheidung, das Hotel aus dem Marriott-System zu nehmen, beruhe auf dem Umfang der Renovierungs- und Optimierungsmaßnahmen, die vom Eigentümer der Immobilie ausgeführt werden müssten. „Wir verstehen, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf die Hotelmitarbeiter hat und wir haben von Anfang an unser Bestmögliches getan, um das Hotelteam während des gesamten Prozesses zu informieren.“ Die Personalabteilung unterstütze sie bei der Bewerbung um alternative Positionen in anderen Hotels. Das Unternehmen sei bestrebt, einen reibungslosen Übergang für Mitarbeiter, Kunden und Partner des Hotels zu gewährleisten, könne aber auf Einzelfälle nicht eingehen.

Eigentümer der Immobilie in Mörsenbroich ist DIC Onsite. Was Marriott dazu bewogen hat, den Pachtvertrag zu kündigen, „dazu können wir nichts sagen“, so ein Sprecher des Unternehmens. DIC Onsite hätte gerne den Vertrag verlängert, soll auch den Kontakt gesucht haben zur Hotel-Kette. Unter anderem auch, weil der Eigentümer 2014 eine niedrige siebenstellige Summe in die Renovierung der Zimmer investiert hat. „Wir glauben weiter an den Standort“, sagt der Sprecher. Wie es weitergeht mit dem Haus, darüber mache man sich Gedanken, „wir werden mit allen Betreibern Gespräche aufnehmen“.

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