Heerdt Mehr Platz für Kinder

Heerdt · Nach einem Jahr Bauzeit ist der Erweiterungsbau des Waldorfkindergartens Sonnenwiege in Heerdt fertiggestellt. Vor allem die U-3 Kinder und die Neuzugänge profitieren vom neuen Raumkonzept.

Peter ist der heimliche Star des Waldorfkindergartens Sonnenwiege, denn er kann eine Kabeltrommel und einen Handwerkerkasten gleichzeitig tragen. In seiner blauen Arbeitsmontur folgen dem Handwerker, ähnlich wie dem Rattenfänger von Hameln, die Kinder über den Flur und schauen mit glänzenden Augen auf das, was als Nächstes hereingetragen wird. Doch heute ist Peters letzter Arbeitstag.

Nach rund einem Jahr Bauzeit hat Nils Dubbick, Architekt und Leiter des Projekts, die ehemalige Baustelle für fertig erklärt. Und nachdem nun noch die Kindergärtnerinnen und viele Elternhände dafür gesorgt haben, dass die Wände des Neubaus in Pastelltönen gestrichen, neue Vorhänge montiert wurden und jeder Bauklotz und jede Puppe den richtigen Platz gefunden haben, können die Kinder endlich ihr neues Reich inspizieren und erkunden. Denn: Neuland will erobert werden.

Hohe Nachfrage an Plätzen

"Über das richtige Konzept haben wir lange nachgedacht. Was im Resultat gut geworden ist, erforderte jedoch viel Planung und Überlegung", sagt Kerstin Sprandel, die sich als Justiziarin auch um alle administrativen Angelegenheiten im Kindergarten kümmert. Ein halbes Jahr hat allein die Vorbereitung für ein sinnvolles Raumkonzept gedauert; eines von vielen Unterlagen, das zwecks Investitionszusage an das Landesjugendamt geschickt werden musste.

Grund dafür war das gerade in Kraft getretene Kinderbildungsgesetz (KiBiz), das das bis dato geltende Gesetz für Tageseinrichtungen für Kinder (GTK) abgelöst hat und vorsieht, gerade in "kritischen Gebieten" (dazu zählt Düsseldorf mit einer besonders hohen Nachfrage) dem steigenden Bedarf nach Plätzen gerecht wird. "Durch den Anbau und das Platzangebot können wir in 2011 zwei Kinder pro Gruppe mehr aufnehmen, also insgesamt vier bei einer Gesamtgruppenstärke von 44 Kindern", sagt Kerstin Sprandel.

Allen voran stand jedoch die wichtigste Frage: Wie sehen die Bedürfnisse der Kinder aus, was können wir hier neu schaffen? Dass die Antwort nicht ganz trivial ist, weiß Carolin Galonska, Leiterin des Kindergartens: "Im Konzept von Rudolf Steiner waren U3-Kinder seinerzeit überhaupt nicht vorgesehen. Die Kleinsten haben andere Bedürfnisse und leben nach einem anderen Rhythmus, zum Beispiel müssen sie früher essen und schlafen". Durch den Anbau wurde eine optimale Lösung gefunden, denn dieser besteht nun aus einem großen Gemeinschaftsspielraum mit bodentiefen Fenstern, die viel Licht hereinlassen und einem kleineren Raum nebenan, in den sich die Betreuerinnen mit den U-3-Kindern bei Bedarf zurückziehen können. Viel Unvorhergesehenes gab es natürlich auch seit dem ersten Spatenstich im September 2010.

Kein Baulärm mehr

Lukas Hanemann, ein Vater, der die Umbauphase tatkräftig begleitet hat, könnte darüber wohl ein Buch schreiben: "Eine Kostenseite, die wir gar nicht eingeplant hatten, war der Brandschutz. Denn der gilt nicht nur für den Anbau, sondern für das gesamte Gebäude", sagt er und fügt mit Stolz hinzu: "Das Resultat kann sich sehen lassen." Dass es nun keinen Baulärm mehr gibt und Peter weg ist, macht wahrscheinlich nur einen wirklich traurig: Constantin (4) wollte nämlich nach den Berufszielen Musiker und Arzt schließlich doch Handwerker werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort